Amazon: Kein Gast, auf den man wartet

Die Arbeitsbedingungen bei Amazon sind für Gegner von Ansiedlungen ein wichtiges Argument. APA
Amazon-Plänen für Verteilzentren wird in fast allen Bundesländern mit Skepsis und Widerstand begegnet.
Dornbirn Im Dornbirner Betriebsgebiet Nord sollten, so ist es der Plan der Stadt, für größere und kleinere Betriebe Flächen entstehen, damit sie sich in Dornbirn entwickeln können und für die Stadt und die Menschen Einnahmen und Arbeitsplätze schaffen. Das hat bisher gut geklappt, sowohl Handwerksbetriebe als auch Industrieansiedlungen sind entstanden. Was nicht entstehen sollte, folgt man den politischen Aussagen aller Parteien, ist ein Logistik-Zentrum, das Verkehr und vergleichsweise wenig Arbeitsplätze bringt.
Konkret: Mit Amazon haben die zumindest die Stadtpolitiker keine Freude, eine Bürgerinitative, wie bei anderen Ansiedlungsplänen im Land, hat sich hingegen noch nicht zu Wort gemeldet. Obwohl Ansiedlungen großer Firmen in Vorarlberg allgemein begrüßt werden, will keine richtige Freude aufkommen. Damit ist Dornbirn nicht alleine, wie sich bei den derzeitigen Pläne in ganz Österreich zeigt. Umgesetzt werden die Pläne bislang erst in Klagenfurt, an anderen Standorten gibt es wie in Dornbirn Widerstand gegen Amazon.

Klagenfurt. „Die Neuansiedlung des Amazon VerteilzentrumKlagenfurt Ost bestätigt die erfolgreiche Ausrichtung der Landeshauptstadt Klagenfurt als Betriebsansiedelungsstandort und, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind“, freut sich der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider über die Ansiedlung. Er verweist auf die 100 Arbeitsplätze die entstehen werden. Das Grundstück, das von der Stadt zur Verfügung gestellt wurde, hat 32.700 Quadratmeter, ist also etwa so groß wie jenes in Dornbirn. Das Gebäude wird davon 7.500 Quadratmeter einnehmen, der Rest entfällt auf Logistikparkplätze. Die machen der Umweltorganisation WWF Sorgen. Neben dem Bodenverbrauch wird auch das Verkehrsaufkommen von Umweltorganisationen kritisiert, immerhin spricht der Bürgermeister von hunderten Fahrerjobs, die zu den Mitarbeitern von Amazon dazugerechnet werden müssen. Im Oktober erfolgte der Spatenstich.

Graz. Die Stadt Graz ist weniger glücklich mit den Plänen und hat dafür auch einen Konflikt mit der Landesregierung in Kauf genommen. Während die Landesregierung verkündete, dass es für das Verteilzentrum keine Umweltverträglichkeitsprüfung brauche, hat die Stadt eine Beschwerde gegen den Feststellungsbescheid eingebracht. Der damalige Bürgermeister Siegfried Nagel wollte das nicht hinnehmen, seine Nachfolgerin Elke Kahr (KPÖ) hat ihre Meinung schon als Verkehrsstadträtin kundgetan, sie weist auch auf die Arbeitsbedingungen beim Onlinehändler hin, die zu hinterfragen seien. Die Bürgerinitiative Liebenau (wo das Zentrum geplant ist) hat einen Petiton mit 4500 Unterschriften an den Gemeinderat überreicht, in der Hoffnung den Bau eines Verteilzentrums mit der doppelten Größe von dem in Dornbirn geplanten Standort.
Entstehen sollen zwei große Hallen auf einer Fläche von 150 mal 70 Meter erstrecken wird. Die zweite Halle, die ähnliche Dimensionen haben soll, wird die Parkgarage mit 960 Stellplätzen auf vier Ebenen. Mit den Parkplätzen im Freien wird es insgesamt 1240 davon geben. Auch einen Maßnahmenkatalog, wie ihn die grüne Stadträtin Juliane Alton für Dornbirn vorgelegt hat, ist in Graz in Arbeit.
Linz. Amazon sondiert auch den Markt in Oberösterreich, ins Auge gefasst hat der Konzern – oder vielmehr die Immobilienentwickler, die im Auftrag von Amazon tätig sind – ein Areal, das sich im Technologiering im Grenzgebiet der Gemeinden Leonding und Pasching befindet. Doch die Gemeinden sind Doch ein heimisches Industrieunternehmen hat an dem Grundstück ebenfalls Interesse. Ein Auge hatte Amazon auf jenes Areal geworfen, das sich im Technologiering im Grenzgebiet der Gemeinden Leonding und Pasching direkt an der B139 befindet. Doch wurde dort einem heimischen Industrieunternehmen der Vorzug gegeben, das 600 Arbeitsplätze im neuen Werk schaffen will. Amazon habe, so berichten die Oberösterreichischen Nachrichten in etlichen Gemeinden angefragt. „Allein: Die Gemeinden wollen Amazon gar nicht.“ Es gehe dabei nicht nur um Amazon. „Viele Gemeinden haben deshalb keine Freude, weil Logistikfirmen relativ viel Platz benötigen, Verkehr und damit Lärm verursachen, aber trotzdem nur wenig Geld in die Gemeindekassen spülen“, erklärt dazu Werner Pamminger, der Geschäftsführer der Business Upper Austria (biz-up), die Firmen bei der Betriebsansiedlung berät und unterstützt.
„Der Schutz der Anrainer des geplanten Amazon-Logistikzentrums ist uns ein zentrales Anliegen.“
Siegfried Nagl, Altbürgermeister Graz
Derzeit betreibt Amazon in Österreich drei Verteilzentren, alle im Umland von Wien. Die anderen Bundesländern werden von diesen Verteilzentren oder von Verteilzentren in den Nachbarstaaten beliefert. Rund 500 Mitarbeiter seien bereits in Diensten des Onlinehändlers, der 2019 laut dem deutschen EHI Retail Institute und Statista rund 834 Millionen Euro betragen. Offiziell gibt das Unternehmen die Zahlen nicht bekannt, informierte im vergangenen Jahr aber darüber, dass man in Österreich über 100 Millionen Euro investiert habe. Die Investitonen seien auch der Grund dafür, heißt es aus EU-Kreisen, warum das in Luxemburg domizilierte Unternehmen kaum Steuern zahlen muss.