Hochhaus Bärenkreuzung: Ein Projekt, das jahrelang niemand realisieren wollte

Auf dem Grundstück der Arbeiterkammer entsteht ein siebenstöckiger Holzbau.
Feldkirch Am 4. Februar fahren auf dem Grundstück an der Feldkircher Bärenkreuzung die Bagger auf. Dabei schien es lange Zeit wenig realistisch, dass auf der bislang als Parkplatz genutzten Fläche überhaupt gebaut wird.
2017 war es fast soweit. Die Arbeiterkammer Vorarlberg, in deren Besitz das Grundstück ist, wollte ein Bürohaus errichten. Als das Land als Mieter absprang, wurde das Projekt aber auf Eis gelegt, obwohl es bereits genehmigt war. “Danach haben wir verschiedene Investoren gefragt, ob sie dort ein Bauprojekt realisieren wollen. Ohne Erfolg. Niemand wollte es”, erzählt AK-Direktor Rainer Keckeis im VN-Gespräch.
Gemeinschaftsprojekt
Bis jetzt. Denn das Bürohaus wird nun doch gebaut. Allerdings nicht von der Arbeiterkammer, sondern von der CityOffice Feldkirch Development GmbH. Dahinter stehen mit je 50 Prozent Beteiligung die gebürtige Vorarlbergerin Elke Auer, Geschäftsführerin der Wiener Immobilienfirma ela Real Estate Consulting, sowie die Austria Immo GmbH aus dem Umfeld des Sanierers Erhard Grossnigg.

Was sie an dem Projekt reizt, das zuvor niemand realisieren wollte? „Klar ist es ein kleines und schwer bebaubares Grundstück und klar ist auch, dass ein Wohnprojekt einfacher wäre. Somit ist es für einen Investor normalerweise nicht interessant. Aber wir wollten zeigen, dass es geht“, sagt Auer, die neun Jahre die Geschicke des Vorarlberger Wirtschaftsparks in Götzis managte, im Gespräch mit den VN.

Das Ziel war ein nachhaltiges Gebäude. „Das ist der richtige Schritt in die Zukunft. Wir wollen das in aller Konsequenz durchziehen“, so Auer über das „Bärahus“. So wird das Gebäude mit einer Nutzfläche von 2250 Quadratmetern in Holzsystembauweise und mit Keramikfassade auf sieben Stockwerken mit Wärmepumpe mit Erdsonden und Photovoltaik ausgerüstet. Die Tiefgarage mit 36 Stellplätzen verfügt über E-Ladestationen und 30 Fahrradabstellplätze. Zudem werden im Sinne der Kreislaufwirtschaft alle verbauten Materialien dokumentiert, um sie idealerweise später recyceln zu können. Als Generalunternehmer fungiert Rhomberg Bau. Die Bauzeit für das „klimaaktiv-Silber”-zertifizierte Gebäude beträgt 14 Monate. „Ich freue mich sehr, denn es ist österreichweit ein Vorzeigeprojekt“, betont die Immobilienexpertin.

Wer einziehen wird? Fix ist vorerst der Gewerkschaftsbund (ÖGB) aufgrund des bestehenden Vormietrechts. Mit anderen Interessenten sei man in Gesprächen. „Wir schauen bei den Mietern, wer zum nachhaltigen Konzept passt“, erklärt Auer.
Zahlung erfolgt
Arbeiterkammerdirektor Rainer Keckeis freut sich über das Projekt. Dass manche hier von einer schiefen Optik sprechen, weil Elke Auer die Schwester der AK-Vizedirektorin ist, kann er gar nicht nachvollziehen. “Es ist ausschließlich zum Vorteil der Arbeiterkammer. Wir haben für die Planung eine Abschlagszahlung von einer halben Million Euro bekommen. Für das Grundstück, das wir im Baurecht für 70 Jahre vergeben, erhalten wir einen Baurechtszins von zwei Euro pro Quadratmeter.“ Außer, dass man Eigentümer des Grundstücks ist, habe das Projekt mit der Arbeiterkammer keine Berührungspunkte. „Wir investieren nicht, wir bauen nicht und wir ziehen dort auch nicht ein.“
