Gaisbühel im Rennen um neuen Bildungscampus

Standortdebatte entbrannt: Wirte bringen bei „Campus der Regionen“ Gaisbühel ins Spiel – Für Land und Kammer kommt Diskussion zu früh.
Von Andreas Scalet und Michael Gasser
Hohenems, Bludesch. Die Pläne waren weit gediehen. In Hohenems sollte die Gastgeberschule für Tourismusberufe – kurz GASCHT – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum ein neues Zuhause erhalten. Das Vorhaben sah einen Bildungscampus für Landwirtschaft und Tourismus vor mit reger Bautätigkeit bereits 2022. Corona und die hohen Kosten der Pandemiebekämpfung haben die Pläne jäh ausgebremst. Das Land hatte das Hochbauprojekt Mitte 2020 auf Eis gelegt. „Jetzt gibt es wieder konkrete Gespräche“, bestätigt Kerstin Biedermann-Smith. Bis im Sommer solle ein Zeitplan am Tisch liegen. Es brauche Klarheit über Budgetmittel und das Raumprogramm, sagt die Spartengeschäftsführerin Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer.

An Klarheit fehlt es unterdessen bei der Standortfrage, wie VN-Recherchen zeigen. Hinter den Kulissen ist eine Debatte darüber entbrannt, wo der Bildungscampus realisiert werden soll. Mit der aufgelassenen Lungenheilstätte Gaisbühel machen in der Wirtschaftskammer vertretene Gastronomen einen neuen Favoriten aus. Sie sehen im Standort ein „Grand Hotel für den Gastro-Nachwuchs“, während die Flächen in Hohenems bei der Landwirtschaftlichen Berufsschule – „zu nah an der Autobahn, umzingelt von Industriebetrieben“ – wenig Begeisterung auslösen. Auch mögliche, lange Behördenverfahren werden aufs Tapet gebracht. So zumindest lässt sich das Stimmungsbild eines Workshops der Wirtschaftskammer zur Standortfrage beschreiben. Für die meisten damit befassten Gastronomen ist Gaisbühel nicht nur eine Alternative zu Hohenems, sondern das ideale Gebäude. Die Gastronomen und Touristiker haben sich jedenfalls schon tief reingekniet in das Projekt in den historischen Gemäuern, auch wenn der Obmann der Sparte Tourismus, Markus Kegele, sich wortkarg gibt. „Wir sind am Diskutieren“, sagt er auf VN-Anfrage.

Land mit Präferenz für Hohenems
Die Gastronomen könnten die Rechnung am Ende aber ohne den Wirt gemacht haben. Seitens des Landes gibt es offensichtlich weiterhin eine klare Präferenz für den ursprünglich angedachten Standort in Hohenems. Offiziell äußert sich auch die Interessensvertretung zurückhaltend. Priorität hätten jetzt andere Entscheidungen. Die Standortfrage könne, sofern es eine gebe, zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden, sagt Biedermann-Smith. Das sieht auch der zuständige Landesrat Christian Gantner so. „Der Campus der Regionalität ist ein wichtiges Projekt für Vorarlberg, hinter dem ich voll stehe“, doch das Thema müsse zuerst inhaltlich abgeschlossen sein. „Das ist Teil der Tourismusstrategie, die wir heuer vorstellen“, der letzte Punkt sei die Standortfrage, so der Landesrat, es gebe mehrere Standorte dafür und auch Hohenems sei nach wie vor eine dieser Optionen.

Landwirtschaftskammer nicht eingebunden
Aktuell laufen Gespräche zwischen Wirtschaftskammer und Landesregierung. Eine wichtige Rolle in einem zukünftigen Bildungscampus spielt auch die Bauernvertretung. Gastronomie und Landwirtschaft sollen mit dem Campus der Regionen gemeinsam lernen, wie man besser zusammenarbeiten kann, wie man Innovationen in die Partnerschaft bringen könnte und damit die Zukunft beider Branchen verbessert werden kann. In die aktuellen Diskussionen sei man nicht wirklich involviert. „Man hat uns bisher nicht gefragt“, sagt Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer. Was den Standort Hohenems betrifft, bekräftigt Moosbrugger aber die kritische Haltung der Kammer, da es sich bei den notwendigen Flächen für die GASCHT um Grünzone handelt. Eine Kompromisslösung wäre für ihn ein kleineres Projekt, das nicht alle Bereiche der GASCHT an einem Ort bündeln würde.

Für Land und Wirtschaftskammer bleibt die große Lösung das Ziel. Die werde aber wohl noch etwas warten müssen, so Kerstin Biedermann-Smith. Zuerst soll am Bestand investiert, die beengten räumlichen Verhältnisse verbessert werden. „Wir haben auch jetzt die Herausforderung, eine attraktive Ausbildung anbieten zu können“. Dafür könnte beim WIFI aufgestockt werden. Auch Überlegungen dafür existieren. Landesrat Gantner spricht dabei von einer Übergangslösung. Die Standortdebatte für den Bildungscampus steht wohl erst ganz am Beginn.
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