Profit für Umwelt und Wirtschaft

Markt / 13.05.2022 • 19:34 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Verena Lässer-Kemple: „Nachhaltige Kreislaufwirtschaft für ein klima- und zukunftsfittes Ländle.“
Verena Lässer-Kemple: „Nachhaltige Kreislaufwirtschaft für ein klima- und zukunftsfittes Ländle.“

Ökoprofit steht für „ÖKOlogisches PROjekt Für Integrierte UmweltTechnik“.

BREGENZ Ökoprofit wurde erstmals 1992 in Graz umgesetzt. „Es wurde damals erkannt, wie viel Potenzial die Idee hat, Ressourcen in Betrieben sparsam und schonend einzusetzen. Mit einem konkreten, einfach handhabbaren Programm für Betriebe wollte und will man diese bis heute unterstützen. Mit sinnvollem Ressourceneinsatz Geld sparen und gleichzeitig Umweltnutzen stiften“, erläutert die Vorarlberger Ökoprofit-Leiterin Verena Lässer-Kemple. Es ist ein Modell zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung einer Region und wird in zahlreichen Regionen auf der ganzen Welt umgesetzt, vor allem aber in Deutschland und Österreich und seit Neuestem auch in der Schweiz. „Es soll auch schon Ökoprofit-Regionen auf den Philippinen und in Afrika geben“, sagt die Expertin. Nach Vorarlberg wurde Ökoprofit ursprünglich von der Stadt Dornbirn geholt (1995), dann kurz vom Wifi betrieben, ab 1998 von der Landesregierung unter Karlheinz Rüdisser übernommen und seither von der Abteilung allgemeine Wirtschaftsangelegenheiten betrieben. Gerda Schmid war jahrzehntelang Koordinatorin und hat das Programm mit dem Berater- und Auditorenteam aufgebaut. Partner sind die Wirtschaftskammer, der Gemeindeverband, die Stadt Dornbirn und die Industriellenvereinigung sowie das Umweltministerium über das Impuls3-Programm. „Ende 2018 ging Gerda Schmid in Pension und ich durfte übernehmen. Insgesamt haben über 300 Betriebe das Programm durchlaufen. Aktuell sind rund 190 Betriebe zertifiziert, Tendenz steigend trotz Pandemie etc. Super ist, dass so viele Betriebe schon zehn oder zwanzig Jahre dabei sind und dabei bleiben. Dadurch entsteht der gewünschte kontinuierliche Verbesserungsprozess. Außerdem wirken die Betriebe auch als Mulitiplikatoren in der Region“, freut sich Verena Lässer-Kemple.

Kreislaufwirtschaft

Ein jährliches Monitoring umweltrelevanter Stoffströme und davon abgeleitete Umwelt-Maßnahmen sind der Kern von Ökoprofit. Man muss also dranbleiben, und dadurch entsteht eben dieser kontinuierliche Verbesserungsprozess. Typische Maßnahmen in den Betrieben sind in der Folge optimierter Materialeinsatz, Energieeffizienz- und Mobilitätsmaßnahmen, Abfallvermeidung, saubere Abfalltrennung, Investition in erneuerbare Energie, Elektro-Fuhrparks und Reduktion des CO2-Fußabdrucks. Neben umweltfreundlichen Prozessen, die traditionell bei Ökoprofit verfolgt werden, versuchen wir den Fokus auch zunehmend auf umweltfreundliche und kreislauffähige Produkte, Services und Materialien zu lenken, quasi Scope 3. Der Fokus/die Systemgrenze geht immer mehr auch über den Betrieb hinaus. Ein Betrieb muss sich mehr und mehr fragen: Welchen Impact habe ich auch in der Welt draußen? Wo kommen meine Materialien her, wo gehen meine Produkte hin und wie wirken wir dort? „Wir haben deshalb auch das Zusatz-Tool ,Ökoprofit Plus: nachhaltiges Wirtschaften‘ ins Leben gerufen, mit dem Betriebe den Blick von reinen Umweltthemen im Betrieb noch mehr in die Nachhaltigkeitsthemen kommen und mit dem Programm auch einen ersten Nachhaltigkeitsbericht erstellen, ihren Beitrag zu SDGs analysieren und entwickeln usw.“, führt Lässer-Kemple aus. Im Ökoprofit-Netzwerk gibt es gegenseitige Inputs und regelmäßige Veranstaltungen, Vorträge und Workshops. Ökoprofit-Zertifikate werden von Kunden geschätzt. „Die Betriebe, die bereits in den letzten Jahren viel in erneuerbare Energie und Energieeffizienz investiert haben, haben heute einen großen Vorteil. Und das wird sich bei vielen anderen Umwelt- und Klimathemen weiterziehen. CO2, Kreislaufwirtschaft, Lieferketten. . . “

Innovationsschübe

Das enorme persönliche Engagement vieler Ökoprofit-Beauftragter in den Betrieben freut die Ökoprofit-Leiterin besonders. Und sie ist Optimistin. Sie weiß, dass Krisen starke Innovationsschübe bringen können. Energie-Autarkie ist gefragt, und bis 2030 muss einiges erreicht sein, wenn man die Klimaziele erreichen will. „Über den Green Deal der EU wird vieles auf uns zu kommen, die Stellschrauben werden gerade gesetzt und sie werden kontinuierlich angezogen. Wir sehen das beispielsweise an der CO2-Steuer, die jetzt mit 1.7. in Kraft tritt. Das Thema Kreislaufwirtschaft muss noch viel stärker mitgedacht werden – schon bei der Entwicklung von Produkten … da sehe ich noch ganz viel Luft nach oben. Empfehlen kann man jedem Betrieb, sich klima- und zukunftsfit aufzustellen. Wir haben großes Potenzial, eine klima- und zukunftsfitte Region zu werden, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und die Naturverbundenheit ist recht hoch in Vorarlberg und der Bodenseeregion, wir sind kleinräumig und gut vernetzt – Kooperationen und Kollaborationen werden wichtig sein für kreislauffähige Produkte. Vorarlberg ist auch super in der Fertigung von Produkten. Wenn die Nachhaltigkeit noch stärker mitgedacht wird, hat das viel Zukunfts-Potential.“ VD

Infos: www.vorarlberg.at/oekoprofit, oekoprofit@vorarlberg.at, verena.laesser-kemple@vorarlberg.at