Speicher kann in 80 Tagen voll sein

Markt / 05.07.2022 • 22:11 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
WKV-Präsident Wilfried Hopfner will mehr Transparenz. vn
WKV-Präsident Wilfried Hopfner will mehr Transparenz. vn

Vorarlberger Wirtschaftsbericht zeigt Robustheit, Energiesituation belastet.

Bregenz Der Vorarlberger Wirtschaftsbericht hat eine klare Botschaft. 2021 zeigten sich die heimischen Unternehmen trotz aller Rahmenbedingungen äußerst robust. Das Wirtschaftswachstum betrug 4,5 Prozent. Branchen wie Industrie, Handel und Handwerk übertrafen das Vorkrisenniveau. Nur der Tourismus und der Bereich Information und Consulting schafften den Sprung noch nicht.

Für 2022 wird ein Wachstum von 4,6 Prozent erwartet. Denn die Herausforderungen haben zugenommen. Mit Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation und einer Pandemie, die noch nicht überwunden ist, wird die Wirtschaft auf eine harte Probe gestellt, sagt Landesrat Marco Tittler. Der Vorteil sei jedoch, dass man aus einer Position der Stärke heraus agieren könne.

Jetzt darüber sprechen

Aber dennoch, Wirtschaftskammerpräsident Wilfried Hopfner kann sich, wie er betont, in 45 Jahren Berufsleben an keine Zeit erinnern, in der „so viele Bälle in der Luft waren“ wie aktuell. Sorge bereitet ihm vor allem die Gas-Situation. „Europa hat lange davon gelebt, dass man sich Rohstoffe und Energie dort besorgt, wo es am günstigsten ist.“ Das führe nun zu einer großen Abhängigkeit. Wenn nun ein Gas-Lieferstopp droht, will man vorbereitet sein. Hopfner erwartet sich von der Bundesregierung daher mehr Klarheit und Kommunikation. „Es fehlt die Transparenz. Es ist zu wenig zu wissen, welche Branchen bei einem Lieferstopp bevorzugt würden. Man muss mit den Betroffenen jetzt darüber sprechen. Denn in einer Notfallsituation ist das unmöglich.“

Bei Gas hat Vorarlberg sowieso eine Sondersituation. Denn Vorarlberg hat weder einen eigenen Gasspeicher noch gibt es eine direkte Leitung zu österreichischen Speichern. Gas fließt über das deutsche Fernleitungsnetz. Und jener Speicher zwischen Salzburg und Oberösterreich („7Fields“), bei dem sich die illwerke vkw unlängst Kapazitäten gesichert haben, ist an dieses angebunden.

Die Füllung dieses Gasspeichers schreite voran, berichtet Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink. Aktuell liege man bei 42 Prozent. „Es sind noch 80 Tage nötig, bis er voll ist.“ Allerdings fehlt noch ein Detail. Nämlich der Vertrag, der die Durchleitung über Deutschland nach Vorarlberg gewährleistet. „Die Gespräche mit Deutschland laufen und sind weit gediehen“, versichert Tittler. Auch er möchte sich das Szenario eines Lieferstopps nicht ausmalen. Allerdings könnte man dann noch auf die Speicher und alternative Zulieferer, beispielsweise aus Norwegen, zurückgreifen. Zudem könnten im Notfall manche Betriebe von Gas wieder auf Öl umstellen. „Das ist dort möglich, wo noch Ölkessel vorhanden sind oder Gasbrennwertgeräte, die eine Umrüstung zulassen.“

Beschleunigung

Unternehmen, die auf alternative Energiequellen umrüsten, müssten jedenfalls bestmöglich unterstützt werden, betont Wilfried Hopfner und spricht dabei das Beispiel der zwei größten Gasabnehmer in Vorarlberg – 11er und Rondo in Frastanz – an. Rondo plant ein Reststoffkraftwerk, 11er würde dieses gerne gemeinsam betreiben, befürchtet allerdings ein langwieriges UVP-Verfahren. „Wenn Unternehmen bereit sind, in Alternativen zu investieren, darf die Verfahrensdauer – natürlich unter Einhaltung aller Gesetze – nur so lange sein wie unbedingt nötig.“ VN-reh

Energiesparen bekommt heuer eine völlig neue Wichtigkeit. apa
Energiesparen bekommt heuer eine völlig neue Wichtigkeit. apa
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und Landesrat Marco Tittler.
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und Landesrat Marco Tittler.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.