Grübeln über Gas-Alternativen

Markt / 06.07.2022 • 22:12 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Ölz-Geschäftsführer Bernhard Ölz: „Prüfen alles, was Sinn ergibt. Schnelle Lösungen gibt es kaum.“ vn
Ölz-Geschäftsführer Bernhard Ölz: „Prüfen alles, was Sinn ergibt. Schnelle Lösungen gibt es kaum.“ vn

Lebensmittelhersteller prüfen Strategien. Aber nicht alles ist kurzfristig umsetzbar.

Dornbirn, Lauterach Drohende Einschränkungen bei Erdgas-Lieferungen haben auch bei Vorarlbergs Lebensmittelproduzenten die Überlegungen für Alternativen zum Thema gemacht. Doch Umstellungen sind oft nicht auf die Schnelle möglich und sind mit hohen Investitionen verbunden.

40 Prozent umrüstbar

Bernhard Ölz, Geschäftsführer von Meisterbäcker Ölz, betont, man prüfe alles, was Sinn ergebe. Schnelle Lösungen gebe es kaum. Die Prozesswärme für die Backöfen stamme derzeit ausschließlich aus Gas. 40 Prozent der Öfen seien mit Thermoöl-Technologie ausgestattet, die es erlaube, auch anders erzeugte Wärme zuzuführen. Aber 60 Prozent der Öfen an den Vorarlberg-Standorten hätten diese Möglichkeit nicht, sie könnten alternativ nur mit Biogas betrieben werden. Man wisse aber nicht, woher man die täglich benötigten Mengen bekommen soll. Die Wärme für die Thermoöl-Öfen könnte zukünftig über ein geplantes Hackschnitzelheizwerk des Dornbirner Energie-Unternehmers Tobias Ilg geliefert werden, das über ein Fernwärmenetz mit dem Ölz-Standort verbunden wird. „Das ist eine mittelfristige Alternative, die wir ernsthaft prüfen“, so Bernhard Ölz. Dabei müsse man den Zeithorizont im Auge behalten, da die Errichtung mit Sicherheit zwei oder mehr Jahre dauern werde.

Ölz verkauft nach eigenen Angaben pro Jahr in Österreich über 60 Millionen Packungen geschnittenes Brot. Deshalb werde man von der Regierung als „systemrelevanter Grundnahrungsmittelhersteller“ geführt. Nach Abklärung auf Ministerialebene gehe man derzeit davon aus, dass man bei Gas-Engpässen bevorzugt versorgt werde.

100.000 Kilowattstunden

Die Bäckerei Mangold betreibt im Stammwerk Dornbirn sechs Backöfen unterschiedlichster Größe. Derzeit werden alle mit Gas geheizt. Der geschäftsführende Gesellschafter Egon Haag beziffert den monatlichen Gas-Energieverbrauch mit rund 100.000 Kilowattstunden. Die Backöfen in den Filialen werden mit Strom betrieben. „Wir befinden uns derzeit in Abklärung mit den Herstellern, welche der großen Öfen wir mit anderen Energieträgern betreiben können.“ Es gebe bei allen großen Öfen eine Alternative, sagt Haag. So könne man teilweise die Gasbrenner durch Ölbrenner ersetzen. Die mit Thermoöl geheizten Öfen hätten mehrere Möglichkeiten. Dazu zählen auch Pellets oder Strom. Bei Öl und Pellets müsse man Lagerstätten errichten, was Investitionen erfordere. Strom sei zwar bislang verfügbar, aber derzeit ausgesprochen teuer. Haag spricht von einer Verfünffachung der Kosten. Die 125- kWp-PV-Anlage auf allen Dachflächen deckt nur rund zehn Prozent des Jahresbedarfs ab. 

Auch Mangold werde als systemrelevanter Grundnahrungsmittelhersteller qualifiziert, sagt Haag. Nichtsdestotrotz laufen intensive Prüfungen der Alternativen.

Beim Fruchtsafthersteller Pfanner wird Prozesswärme zwischen 130 und 190 Grad Celsius benötigt. „Wir brauchen hohe Temperaturen, und da gibt es zu Gas wenig Alternativen“, so Vorstandschef Peter Pfanner und Technik-Leiter Günter Feusthuber. Man habe eine Variante mit einem Heizkraftwerk durchgerechnet, das mit Biomasse befeuert wird. Für Lauterach würde das einen täglichen Biomasse-Bedarf von 30 Tonnen bedeuten. Der Bedarf am Standort Enns (OÖ) wäre um den Faktor drei höher. „Solche Mengen muss man zu preislich garantierten Kontrakten langfristig erst einmal bekommen.“

Öl kurzfristig einzige Alternative

Biogas wäre die einfachste Alternative, weil man die bestehende Infrastruktur nutzen könnte, sagt Feusthuber. Allerdings fehle es an genügend Biogas-Anlagen. Kurzfristig die einzige Alternative sei nur der Einsatz von Öl. In Lauterach sei einer von zwei Dampfkesseln dafür ausgestattet. Auch die Tanks seien vorhanden. Man könne also rasch umstellen. Im Werk Enns werde gerade einer von zwei Dampfkesseln auf Kombibetrieb mit Gas oder Öl umgerüstet. Dazu komme ein neues Tanklager. Bis Ende Juli seien die Umbauarbeiten abgeschlossen.

Auch die Inhaber der Bäckerei Mangold, Monika und Egon Haag, prüfen Alternativen. mangold
Auch die Inhaber der Bäckerei Mangold, Monika und Egon Haag, prüfen Alternativen. mangold
Pfanner-Vorstandschef Peter Pfanner: „Nur Öl als kurzfristig nutzbare Alternative.“ mathis/Pfanner
Pfanner-Vorstandschef Peter Pfanner: „Nur Öl als kurzfristig nutzbare Alternative.“ mathis/Pfanner

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