„Das sind extrem gute Leute“

Wolford COO Paul Kotrba setzt auf die Mitarbeiter und den Stammsitz in Bregenz.
Bregenz Im Jahr 2018 ist der chinesische Mischkonzern Fosun beim Bregenzer Skinwear-Hersteller Wolford eingestiegen – zu einem Zeitpunkt, in dem das Unternehmen, das im Luxussegment global bekannt und aktiv ist, unter Textilern nur noch als schwer vermittelbar galt. Entsprechend zäh gestaltete sich zuvor die Suche nach einem Investor, nachdem die WMP Familien-Privatstiftung, die Sesam Privatstiftung und M. Erthal & Co. Beteiligungsgesellschaft m.b.H. ihre Anteile von knapp 50,1 Prozent veräußern wollten. Fosun übernahm und hält inzwischen 58 Prozent der Anteile.
Viel passiert
Inzwischen ist viel passiert. Das imposante Firmengebäude im Bregenzer Vorkloster wurde verkauft, das Management wechselte (nun zum zweiten Mal), die Firma wurde auch geographisch neu aufgestellt, die Zahl der Mitarbeiter reduziert. Kurz nach der Präsentation der Zahlen für das Geschäftsjahr 2021, die nach schwierigen Jahren wieder leicht nach oben zeigten, zog sich außerdem Chief Operation Officer (COO) Andrew Thorndike zurück.
Für ihn übernimmt interimistisch der aus dem niederösterreichischen Weinort Gumpoldskirchen stammende und international tätige Textilmanager Paul Kotrba als COO die Bereiche Supply Chain und Produktion, Legal und Compliance, Investor Relations, IT und Digital sowie PMO (Project Management Office). Zuvor arbeitete er für die Fosun Gruppe, die jetzt unter dem Label Lavin Group die Modemarken von Fosun zusammenfasst, und war deshalb bereits mit Wolford und dem Managementteam Silvia Azzali und Andrew Thorndike und dessen Arbeit vertraut. Er kommt also nicht unbedarft ins oberste Stockwerk des Bregenzer Modeproduzenten.
Und er sieht für Wolford zuversichtlich in die Zukunft. Das betrifft auch den Standort Bregenz, wie er im Gespräch mit den VN beteuert. Die Voraussetzungen für ein Erstarken der Marke seien in den letzten Jahren geschaffen worden, darauf könne man aufbauen. „Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen“, auf dem Weg dahin sei aber das hochqualifizierte Team in Bregenz sehr wichtig, „das sind extrem gute Leute“, außerdem sei er auch persönlich der Meinung, dass eine österreichische Luxusmarke wie Wolford auch ihren Stammsitz und die Produktion im Land haben sollte. „Es ist unser Anspruch, unser Alleinstellungsmerkmal, hier zu produzieren und die Welt zu beliefern.“ Deshalb werde Wolford auch als Arbeitgeber neue Akzente setzen, so der Produktionsvorstand.
Geschichten erzählen
Er werde auch in Zukunft im Vertrieb der Wolford-Produkte inklusive der neu aufgestellten Produktwelten, etwa „W“ und „W Lab“, auf den stationären Handel in den 170 eigenen Stores, die Kotrba als Wachstumstumskanal“ bezeichnet, und die Departmentstores sowie auf E-Commerce setzen. Die neuen Produktlinien müssen ebenso wie die traditionelle Skinwear – also Strümpfe, Strumpfhosen und Unterwäsche – als Marke glaubwürdig auch auf neuen Märkten und bei neuen Kunden platziert werden. Dafür, das weiß der erfahrene Marken-Manager, müsse Wolford auch das Storytelling intensivieren. „Die Geschichten unseres Unternehmens und unserer Produkte müssen erzählt werden“, die Leute wollen wissen, warum die Produkte hochwertig und damit auch teurer als andere sind. „Da haben wir noch Aufgaben vor uns.“ Und dass das Unternehmen Wolford in der Lavin-Gruppe einen wichtigen Part einnimmt, könne man auch daran ersehen, dass die Lavin-Gruppe mit all ihren Marken Ende des Jahres an die Börse gehe. VN-sca
