Gebührliche Einmischung

Österreichs größtes Handelsunternehmen Spar interveniert bei Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Gesundheit.
Schwarzach, Salzburg Unternehmen halten sich gemeinhin zurück, wenn es um politische Festlegungen geht. Man versucht sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren, fährt eine eigene Linie, um dem Geschäftszweck entsprechend arbeiten zu können. Es gibt Ausnahmen: Oft sind es Aufgaben als Interessenvertreter, die kritisieren und fordern und so die Anliegen der Branche öffentlich machen. Es gibt aber auch Ausnahmen: Eine solche ist der größte österreichische Handelskonzern, die Spar Warenhandels AG, die schon seit Jahren bereits unter dem früheren Vorstandschef und jetzigen Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Drexel eine ambitionierte Nachhaltigkeitsagenda vertritt. Das Engagement werde selbstverständlich fortgesetzt, wie Markus Kaser im Vorstand des Konzerns für die Bereiche Einkauf, Marketing, IT sowie Corporate Social Responsibility (CSR), also die gesellschaftliche Verantwortung, die ein Konzern wahrnehmen muss, eine gebührliche Einmischung im Gegensatz zur ungebührlichen sozusagen.
Dinge verbessern
Das Engagement sei ihm wie seinen Vorstandskollegen ein großes Anliegen, mit Greenwashing habe das nichts zu tun, „sonst würde das eine PR-Agentur machen und nicht der Vorstand“. Dass der Kampf von Spar gegen das Glyphosat auch von NGOs anerkannt wird, zeigte sich erst kürzlich, als das Unternehmen zusammen mit der Umweltorganisation Greenpeace eine Studie zum Thema präsentierte. „Wir arbeiten gerne mit Greenpeace zusammen. Die Organisation nimmt kein Geld und läßt sich auch nicht vor einen Karren spannen“, so Kaser, doch schätze er an Greenpeace, dass man nicht einfach anprangere, sondern konstruktive Vorschläge mache, wenn etwas zu verbessern sei. Das sei sehr professionell und helfe, Dinge zu verbessern oder wenn es sein muss abzustellen, etwa wenn Greenpeace Produkte oder deren Herstellung teste. Auch die Zusammenarbeit mit dem Verein Arche Noah, der sich für den Erhalt und die Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt einsetzt, sei im wahrsten Sinne des Wortes gedeihlich. Ebenso jene mit dem WWF, mit dem man in Sachen Fischpolitik zusammenarbeiten. „Gefährdete Fischarten nehmen wir in Absprache mit dem WWF aus dem Programm“, schildert er ein Beispiel der Zusammenarbeit mit NGO. Freilich gibt es auch das Gegenteil: „99,9 Prozent der NGO sind super in Ordnung, einem kleinen Teil geht es nur um Radau“.
„Keine Ausnahmen“
Auf europäischer Ebene kämpft Spar für ein Verbot von Glyphosat, „das ist ein Teufelsmittel, an der Spitze der schädlichen Dinge.“ Glyphosat wird in der EU und damit auch in Österreich noch immer verwendet – gerade hat die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit überraschend ihre für Juni 2022 angekündigte Einschätzung zu Glyphosat auf Juli 2023 verschoben – und ist auch in Nahrungsmitteln zu finden. Die WHO hat das „Pflanzengift“ als „wahrscheinlich krebserregend“ bezeichnet. Die Studie von Spar und Greenpeace zeigt außerdem, dass die österreichischen Verbraucher ebenso wie Spar und Greenpeace ein Verbot begrüßen: 86 Prozent sind für ein generelles Verbot, nun müsse die Regierung aktiv werden, so Kaser. Spar selbst hat für seine Spar-Marken-Lieferanten das Verbot umgesetzt, „Ausnahmen kommen nicht in Frage“. Wenn es Lieferanten gibt, die dadurch in Schwierigkeiten geraten, gebe es Unterstützung durch das Unternehmen, etwa in Form eines gemeinsamen Fonds, der z. B. gemeinsam mit Produktionsgenossenschaften gefüttert wird und bei der Umstellung hilft.
Konsequenz ist auch in weiteren Bereichen das Mittel zur Verbesserung. Das gilt für das zum Schutz der Bienen und der Biodiversität gestartete Programm in welchem im Bienenrat mit den Imkern und u. a. Mag. Dr. Robert Brodschneider, dem Spitzenforscher für Bienengesundheit an der Universität Graz, zusammengearbeitet werde. Erfolgreich ist die Initative, zur Reduzierung des Zuckerkonsums, bilanziert der Spar-Vorstand im Gespräch. 2017 begonnen und fachlich begleitet von Medizinern, wurde nicht nur bei Eigenmarken der Zuckeranteil stark reduziert, sondern auch Markenproduzenten haben sich der Zucker-Raus-Initiative, die ebenfalls von einem Fachbeirat begleitet und von der Ärztekammer mitbetrieben wird, angeschlossen, etwa der Getränkehersteller Rauch, nennt Kaser einen Vorarlberger Lieferanten. Und schließlich sei man auch eine Partnerschaft mit Demeter eingegangen, um die Produkte aus besonders nachhaltiger Landwirtschaft in die Regale zu bringen. Zu Bio- und regionalen Produkten greifen die Kunden immer öfter, so der Manager, der den Weg einer gebührlichen Einmischung auch weiterhin verfolgen wird. VN-sca
„Es braucht Glyphosat-Verbot. Das ist ein Teufelsmittel, an der Spitze der schädlichen Dinge.“