Ein Gebot der Fairness

Harder Edelstahlhändler Stadelmann erhöht wegen Inflation Löhne für alle Mitarbeiter.
Hard Die galoppierende Inflation sorgt bei vielen Menschen für einen leeren Geldbeutel, sie können sich vieles nicht mehr leisten. Der Staat schnürt zwar Unterstützungspakete, doch die werden mehr oder weniger im Gießkannenprinzip der gesamten Bevölkerung verteilt, statt zielgenau jene zu unterstützen, die einen Zuschuss brauchen, um z. B. Lebensmittel zu kaufen, zum Schulbeginn die Kinder auszustatten oder eine kaputte Waschmaschine reparieren zu lassen.
Freiwillige Gehaltserhöhung
Der Geschäftsführer des Harder Edelstahlhändlers Stadelmann, Bernd Langebner, wollte dem seiner Meinung nach unzureichenden Krisenmanagement der Bundesregierung etwas entgegensetzen und hat das auch mit seinen Mitarbeitern besprochen. Ergebnis: „Wir haben beginnend mit Juli die Gehälter aller unserer Mitarbeiter im fast zweistelligen Prozentbereich erhöht“, berichtet er im Gespräch mit den VN. Das Unternehmen, das heuer sein 25-jähriges Jubiläum feiert, habe seit der Gründung im Jahr 1997 gut gewirtschaftet und sei kontinuierlich gewachsen – das sei der Verdienst des gesamten Teams des Stahlspezialitäten-Händlers.
Und statt den insgesamt acht Mitarbeiter nur verbal Dank und Lob auszusprechen, sei es dem Unternehmen, das 2021 einen Rekordumsatz erzielte, ein Anliegen, den Mitarbeitern die Wertschätzung durch diese vorgezogene Lohnerhöhung zu zeigen. Die Wertschätzung ist gegenseitig: Die Mitarbeiter danken es durch Treue und Engagement über das normale Maß hinaus.
Man habe sich gegen eine einmalige Zahlung entschieden, „das verpufft“, ist er sich sicher. Nachhaltig sei – und dieser Meinung sind auch die Mitarbeiter – die vorgezogene Lohnerhöhung im knapp zweistelligem Prozentbereich. Die KV-Lohnerhöhung trete mit Jahresbeginn 2023 in Kraft, dann wird die Lohnerhöhung wieder fast nivelliert. Betonung auf „fast“: „Denn wichtig war uns auch, dass die bereits jetzt vollzogene Lohnerhöhung bei der allgemeinen Gehaltsanpassung immer noch über dem KV-Abschluss ist. Und ich gehe davon aus, dass auch die Inflation wieder zurückgeht“, so der Stahlhändler, dessen Unternehmen im vergangenen Jahr rund 600 Tonnen Edelstahl bzw. Halbfertigprodukte an die Kunden, die vor allem in Vorarlberg zuhause sind, ausgeliefert hat.
Beispielgebend
Er hoffe, so Langebner, dass auch andere Unternehmen dem Beispiel seines Betriebes folgen, denn „eines darf in der jetzigen Krisensituation nicht passieren, nämlich dass Mitarbeiter durch die Inflation in eine finanzielle Schieflage kommen. Wir haben eine Verantwortung für unsere Mitarbeiter.“
Ins neue Jahr ist das Harder Unternehmen gut gestartet, berichtet er über die Geschäftslage. Zu Engpässen kam es für Unternehmen und Abnehmer bislang nicht, denn Stadelmann hat Zugriff auf rund 8000 Tonnen Material, das auch zeitnah zugestellt werden könne. Die Preise seien aber auch beim Stahlhändler gestiegen, schließlich kosten schon der Transport und die Energie inzwischen deutlich mehr. Über die aktuelle Lage informiere man die Kundschaft transparent und regelmäßig. Denn auch hier gilt, was intern gelebt wird: Es seien langjährige Partnerschaften mit den Kunden, die für eine solide Entwicklung verantwortlich sind. Deshalb wurde auch darauf geachtet, dass zuerst die Stammkunden versorgt sind und nicht Neukunden, die Hamsterkäufe tätigen, so Langebner. VN-sca
„Als Arbeitgeber ist es uns wichtig, dass wir für unsere Mitarbeiter da sind.“