Wie Vorarlberg als Start-up-Land positioniert ist – oder nicht

Dornbirner Start-Up-Finanzierer Georg Weber sieht Aufholbedarf im Land.
Wien, Schwarzach „Ich bin ein datengetriebener Entscheidungsträger, der viel Wert auf Details und deren Prioritäten legt“, sagt der Dornbirner Georg Weber, COO bei Gateway Ventures, einem der größten Startup-Investoren im Dachraum.
Mit einer Besonderheit: Das Unternehmen, das bis vor kurzem unter PrimeCrowd am Markt tätig war, ermöglich es auch Menschen, die bei Finanzierungsrunden nicht Millionen Euro in Startups stecken wollen oder können, zu investieren, ab 10.000 Euro sei das möglich, geht Weber seiner Aufgabe als COO nach. In dieser Funktion ist der Dornbirner dafür verantwortlich, das Team bei der Umsetzung, Start-up-Investitionen für alle zugänglich zu machen, zu unterstützen. Derzeit sind 36 Startups im Portfolio von Gateway Ventures, über 3000 Investoren sind mit im Boot.Start-up-Ökosysteme
Start-up-Ökosysteme
Der junge Vorarlberger engagiert sich als Mentor bei verschiedenen Accelerators, um erfolgsversprechende Startups in ihrer Entwicklung zu beschleunigen, auch hält er Vorträge an der Wirtschaftsuniversität Wien. Gateway Ventures ist nicht seine erste Station, zuvor war Weber der erste Mitarbeiter von leanogy, einem Startup, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Process Excellence eLearning online zu bringen. Außerdem war er für kurze Zeit bei Accenture, einem der größten Beratungsunternehmen weltweit und am Institut für Entrepreneurship & Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien tätig. Er gilt als ausgewiesener Kenner der Szene, hat er doch Auswirkungen von Start-up-Ökosystemen auf 18.000 Start-ups in den USA und der DACH-Region untersucht.
Konzentration
Als Vorarlberger hat er zwar nicht einen Fokus auf das Startupland Vorarlberg, doch gute Kontakte ebenso wie einen kritschen Blick auf die Startup-Szene im Land. „Meinen Job gibt es in Vorarlberg nicht“, erklärt Weber im Gespräch mit den VN, warum er nicht im Land Karriere macht. Und: „Vorarlberg ist keine Venture Captial-Hochburg, für viele Investoren auch nicht attraktiv, man müsse sich unternehmerisch mehr auf die richtigen Dinge konzentrieren, global denken, auch wenn man lokal arbeite. Es sei zwar auch schön sich lokal zu vernetzen, doch das könne nicht die Hauptaufgabe von Förderinstitutionen sein. „Die handelnden Personen kennt man aber schnell, das ist in Wien oder Berlin nicht anders“, berichtet er, und stellt klar, dass Startups „mehr sind als Tischfussball und Bier“ im Büro. Was notwendig sei, seien Projekte, bei der sich auch Vorarlberger Investoren, z. B. die großen Unternehmen im Land mehr einbringen können und vor allem auch müssen, will man nicht abgehängt werden.
Universitäre Strukturen
Mit wenigen Ausnahmen, habe sich Vorarlberg nicht wirklich nachhaltig etablieren können auf der Startup-Landkarte, ein Thema sei auch, dass die meisten Talente aus Vorarlberg ihr Glück anderswo suchen, nämlich dort, wo der entsprechende Nährboden sei, nämlich in Städten mit guter universitärer Infrastruktur – in Österreich ist das Wien, aber deutlich mehr los sei in Berlin. „Auch St. Gallen ist keine Großstadt, hat aber eine weltweit anerkannte Universität“, schreibt er Vorarlbergs Politik ins Stammbuch und er weist auch auf Tel Aviv hin, ein echter Hotspot auf der Startup-Landkarte. Es brauche eine Vision im Bildungsbereich ist sich der Dornbirner sicher, der seine Karriere an der WU Wien startete und auch heute noch mit ihr verbunden ist. Doch wenn man keine Vision entwickle, „dann kann ich gleich alles bleiben lassen“, resümmiert er, der aber auch an die Zeit vor Universität und Berufsausbildung denkt und dabei die finanzielle Bildung jungen Menschen im Visier hat. Ohne Finanzbildung an den Schulen, sei vielen jungen Menschen die Möglichkeit eines Kapitalaufbaus verwehrt, so der Venture Capital-Spezialist, der aufgrund der Optionen klar sagt: „Die Romantik des Sparbuches ist schon lange vorbei.“
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