Inputs von außen holen

Referent Stephan Friedrich von den Eichen referierte über die Chancen einer offenen Strategie.
LUSTENAU Das Bild das Referent Stephan Friedrich von den Eichen auf die Leinwand projizierte, hatte hohen Symbolwerk. Darauf abgebildet ist ein Mann, der sich selbst mit Six-Pack und durchtrainiertem Body sieht, während sein Spiegelbild einen eher laschen Körper mit Bauchansatz zeigt. So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein. Vor allem, wenn sie von außen kommen. Was im Märchen als „Spieglein, Spieglein an der Wand“ seine Allegorik findet, hat der Universitätsprofessor und Gastredner der 51. Innovation Night auf die Unternehmenswelt umgelegt. Von außen betrachtet schaut eben manches anders aus. Viele Unternehmen verharren jedoch noch in alten Mustern. Im Umfeld hat sich viel verändert und Betriebe haben sich auch durchaus modernisiert und den neuen Zeiten angepasst, nicht jedoch was die strategische Ausrichtung betrifft. Diese liegt oft an einzelnen Personen, die über alle relevanten Prozesse entscheiden.
Digitalisierungsprozesse
Von den Eichens neuer Ansatz lautet: „Machen wird doch daraus besser einen heterogenen Zirkel.“ Anstatt die Strategieplanung auf ein kleines Managementteam zu begrenzen, öffnen aufgeschlossene Firmen sie dem Prozess und binden weitere Akteure ein: Frontline-Mitarbeiter, Expertinnen, Lieferanten, Kunden, Entrepreneure – ja sogar Wettbewerber. Sie alle müssen nicht unbedingt mit der Materie zu tun haben, sondern können in anderen Bereichen ihr Fachwissen einbringen. Beispielsweise, wenn es um Digitalisierungsprozesse geht.
Der Universitätsprofessor selbst hat das Thema „Open Strategy“ bereits vor zehn Jahren in Angriff genommen. In großen Unternehmen begann er zu experimentieren, untersuchte, wo Öffnungen stattfinden (können). Einziges Tabu waren dabei Strategieentscheidungen, die im Gegensatz zur Strategieplanung letztlich nur von den führenden Personen gefällt werden können. Auf Basis mehrerer Projekte ergab sich bei den Forschungsprojekten, dass Prozesse durchaus offenener verlaufen. Seine Erfahrungen und Strategien hat er in dem Buch „Open Strategy: Durch offene Strategiearbeit Disruption erfolgreich managen“ festgehalten. Das Werk wurde zum „Management Buch des Jahres 2021“, gekürt.
Eigentlich hätte mit Kurt Matzler, Universitätsprofessor für strategische Unternehmensführung und Leadership, erstmals ein zweiter Referent bei der Innovation Night im Millenium Park Lustenau auftreten sollen. Diese Premiere fand aber nicht statt, da Matzler – der in Innsbruck doziert – am Arlberg im Stau steckenblieb und nicht rechtzeitig kommen konnte. So sprach von den Eichen auch im Geiste seines Kollegen mit, wie er dem interessierten Publikum mitteilte. Welche positiven Auswirkungen eine offene Strategie haben kann, erläuterte der Strategieexperte am Beispiel eines kanadischen Goldunternehmens, das vor dem Aus stand.
Es publizierte sämtliches geologisches Wissen im Internet und fragte die ganze Welt, wo auf Basis dieser Daten Gold gefunden werden kann. Viele Außenstehende beteiligten sich daran und es wurden tatsächlich 110 Goldquellen identifiziert. Entscheidend an der Strategie beteiligt war ein Unternehmen, das weder mit Gold zu tun hatte noch in Kanada beheimatet war. Es war vielmehr auf 3D-Computermodelle spezialisiert.
Einen Versuch wert
Eine offene Strategie kann eine Qualitätssteigerung der Entscheidungen bewirken. Man erhält wie ein Handwerker einen Werkzeugkasten, wie es von den Eichen nannte, aus dem die richtigen Tools hervorgeholt werden können. Einen Versuch ist es allemal wert. „Es genügt am Anfang auch, sich auf ein kleines Feld zu konzentrieren“, riet der Referent. CRO





