Deshalb rückt der Traum vieler Vorarlberger in weite Ferne

Markt / 26.10.2022 • 05:05 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Zerbröselt zusehedns: Der Traum vieler Vorarlberger Familien vom eigenen Heim oder der eigenen Wohnung. <span class="copyright">Symbolbild/VN-HB</span>
Zerbröselt zusehedns: Der Traum vieler Vorarlberger Familien vom eigenen Heim oder der eigenen Wohnung. Symbolbild/VN-HB

Kreditvorgaben und Preissteigerungen machen für viele junge Familien das Schaffen von Wohneigentum noch schwieriger.

Schwarzach, Wien „Das Eigenheim muss weiterhin leistbar bleiben, denn Eigentum ist die beste Altersvorsorge und schützt vor Altersarmut“, stellte unlängst die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und betonte, dass Niederösterreich ein Land des Eigentums sei. Was wohl stimmt, auch wenn Vorarlberg der Ruf der Eigenheimeigentümer vorauseilt. Doch dieser Traum ist ausgeträumt.

Warnung

Mikl-Leitner hat nicht nur gewarnt, sondern die Finanzmarktaufsicht aufgefordert, die Regeln zu lockern und außerdem angekündigt, dass das Land für die privaten Häuslebauer auch Bürgschaften  zu übernehmen. In Vorarlberg ist die Lage besonders brisant. Bereits in den vergangenen Jahren wurde es für junge Familien zunehmend schwerer, Eigentum zu schaffen. Die Immobilienblase sorgte für Preise, die in anderen Bundesländern unvorstellbar sind. Zu der Teuerung, steigenden Zinsen und höheren Baukosten komme seit August 2022 auch noch die neue Richtlinie der FMA, die sogenannte „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen Verordnung“ (KIM-VO), die zum einen 20 Prozent an Eigenmitteln vorschreibe, zum anderen die Laufzeit eines Kredites auf 35 Jahre begrenzt und darüber hinaus auch vorsieht, dass die Kreditrate nicht mehr als 40 Prozent des Haushaltseinkommens betragen darf.

Das österreichweit tätige Beratungsunternehmen Infina das auf Immobilienfinanzierungen spezialisiert ist, spricht von einem „historischen Einbruch bei der Neukreditvergabe für Wohnbauzwecke“. Das bestätigt auch die Nationalbank: „Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2022 stark gesunken, und auch für das vierte Quartal 2022 erwarten die befragten Banken einen weiteren, starken Rückgang der Nachfrage. Das stellt einen Bruch einer langjährigen, expansiven Entwicklung dar.“ Offiziell wird von einem Einbruch von rund 30 Prozent gesprochen, hinter vorgehaltener Hand berichten Vorarlberger Banker aber über einen Rückgang von rund 50 Prozent bei den Anträgen.

„Das schlimme ist, dass die Nachfrage nicht mehr vorhanden ist, es werden deutlich weniger Termine gemacht „, berichtet Raiffeisen Vorarlberg-Vorstandschef Michael Alge auf VN-Anfrage. Dabei finde man in vielen Fällen doch noch Lösungen zur Finanzierung von Wohneigentum. Auch wenn man nicht aktuell baue, sei ein Beratungsgespräch von Nutzen“, dann wisse man, was man wie und ob finanzieren könne“, so der Banker. Wie so eine Lösung aussehen könnte, beschreibt Gerhard Hamel, Vorstand der Volksbank Vorarlberg: „Meistens sind es Eltern oder Verwandte, die den jungen Familien etwas mitgeben oder bürgen“. Österreichweit berichtet er über eine Zunahme an Genossenschaften, die zusammen kleine Bauprojekte stemmen. Eine Möglichkeit, die schon seit vielen Jahren von Architekt Dietmar Eberle propagiert wird.

Die einbrechende Nachfrage hat auch bei Projektentwicklern und Baufirmen für eine Bremse gesorgt, denn logischerweise zeigt der Krediteinbruch auch, dass weniger Wohnungen verkauft werden. „Wir haben einen Investitionstopp bei Grundstücken und einen Stopp bei neuen Projekten eingelegt, bis die im Bau befindlichen fertig sind“, so Alexander Stroppa, Geschäftsführer bei Hilti und Jehle. Und Immobilienmakler Andreas Hofer hofft, dass nun die Immo-Preisrally auf ein vernünftiges Maß zurückgeht.

Spüren Sie den Einbruch der Kreditnachfrage?

Die Kreditnachfrage ist sehr stark zurückgegangen. Was ich bemerke, ist eine Zunahme von kleinen Genossenschaften, die zusammen den Traum vom Eigenheim verwirklichen wollen. Gerhard Hamel, Vorstandsvorsitzender Volksbank Vbg.

Wir merken schon das ganze Jahr, dass die Nachfrage deutlich zurückgeht. Aber der Markt ist generell nicht gesund. Ich rechne damit, dass sich der Markt ein Stück weit wieder normalisiert. Andreas Hofer, Andreas Hofer Immobilien

Es ist noch relativ früh, um eine Bilanz zu ziehen, aber wir stellen fest, dass wesentlich weniger Beratungstermine gemacht werden. Wir raten dennoch dazu, um die Möglichkeiten auszuloten. Michael Alge, Vorstandschef Raiffeisen Vbg.

Aufgrund der vielfältigen Herausforderungen fahren wir wie die gesamte Branche auf Sicht und beobachten die Lage. Derzeit gibt es bei uns einen Investitionsstopp bei Grundstücken. Alexander Stroppa, Geschäftsführer Hilti & Jehle