Mit Klischees abfahren

Markt / 28.10.2022 • 22:40 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Elke Bereuter-Hehle ist Busunternehmerin. Viele der angebotenen Reisen begleitet sie selbst. hehle
Elke Bereuter-Hehle ist Busunternehmerin. Viele der angebotenen Reisen begleitet sie selbst. hehle

Für Elke Bereuter-Hehle hat sich Reisebusbranche stark gewandelt.

Lochau „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen“, schrieb schon der deutsche Dichter Matthias Claudius. Reisen ist nach wie vor beliebt und erlebt seit Corona noch einen zusätzlichen Boom.

Elke Bereuter-Hehle (55) ist seit Mitte der 80er in der Reisebusbranche tätig. Sie leitet Hehle Reisen in Lochau zusammen mit ihrer Schwester Marlis und ihrem Mann Konrad und ist zugleich Sprecherin der gesamten Branche im Land.

Stark gewandelt

Diese habe sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr gewandelt, befindet die Unternehmerin. Dennoch gebe es rund um Busreisen noch viele Klischees, die sich hartnäckig halten. „Klar fahren wir auch mal ins Südtirol, aber kaum mehr zum Törggelen. Auch hat man durchaus die Möglichkeit, im Rahmen einer Busreise seine Freizeit individuell zu verbringen. Genauso wenig reisen nur ältere Personen mit dem Bus“, gibt Bereuter-Hehle drei Beispiele. „Früher waren es ältere Menschen, die oft kein Auto hatten und nie weg gewesen waren. Heute sprechen Busreisen durchaus auch jüngere Menschen an, gerade wenn es um Themen wie Wandern oder Musicals geht.“

Zudem hätten Busreisen auch eine soziale Komponente. „Dass nur Paare reisen, ist ebenfalls ein Mythos. Viele haben keinen Partner und reisen gerne in einer Gruppe oder möchten einfach einen Tapetenwechsel. Zwei Ehepaare haben sich sogar bei uns im Bus kennengelernt“, sagt die Reisebusunternehmerin, die je nach Saison 15 bis 30 Mitarbeiter beschäftigt.

Sie selbst reist nach wie vor gerne und begleitet viele ihrer angebotenen Touren. „Man muss es gerne tun, dann gelingt es auch, jedes Jahr erneut spannende Reisen anzubieten.“ Dasselbe gelte für Busfahrer, die in der heutigen Zeit sehr schwer zu finden seien. „Es ist ein toller Beruf, wenn man die Menschen mag und an neuen Orten interessiert ist“, so Bereuter-Hehle. Aber der Fachkräftemangel sei ein großes Thema, das die gesamte Branche betreffe. 48 Busunternehmen gibt es in Vorarlberg, hauptsächlich kleine, familiengeführte Betriebe.

Hehle Reisen, 1966 von ihren Eltern in Eichenberg gegründet, ist spezialisiert auf besondere Busreisen, die nicht Standard sind. Dabei reicht das Angebot von Erlebnisreisen und Pilgerfahrten bis hin zu Einkaufsfahrten, Bildungs-, Musik- oder Kulturreisen, Advent- oder Jasserfahrten. Gerade war ein Hehle-Bus mit Gästen in Apulien. „Jedes Reisebusunternehmen in Vorarlberg hat seinen eigenen Kundenkreis, aber in jedem Bus finden sich Gleichgesinnte, die an besondere Orte reisen möchten“, sagt Bereuter-Hehle, die für die Zukunft sehr positiv gestimmt ist. Auch weil für sie der Bus ein Gewinner der Mobilität ist. „Wenn 50 Menschen in einem schadstoffarmen Bus reisen, ist das nachhaltiger als jedes Flugzeug oder Schiff.“

Viele kommen wieder

Wer einmal mit dem Bus reise, bleibe oft dabei. „Die einen kommen über einen Betriebsausflug zu uns, andere verreisen mit Freunden oder mit dem Partner. Der Tenor ist: Es ist toll, weil man sich um nichts kümmern muss, man angenehm reist und in Gesellschaft ist“, betont Bereuter-Hehle. Wichtig sei dabei, eine hohe Qualität zu bieten.

Apropos Mythos: Eine Reise ist seit Jahrzehnten beliebt – die Fahrt ins Blaue. Früher fuhr man dorthin, wo der Flachs blau blühte. Daher der Begriff. Heute ist es eine Überraschung. Denn das Ziel ist bis Reiseantritt unbekannt. VN-reh

Hehle Reisen bietet ein breites Angebot.
Hehle Reisen bietet ein breites Angebot.
Während Corona standen die Busse still.
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