Ein leichtes Plus und viele Sorgen

Vorarlberger Industriebetriebe rechnen mit schwerem Halbjahr. Stimmung leicht besser.
Dornbirn Die Daten sind ähnlich, die Schlussfolgerungen allerdings völlig anders. Während die Volkswirte der Bank Austria fussend auf ihrem Einkaufsmanagerindex das Wort „Optimismus“ verwendet, wollen die Vertreter der Vorarlberger Industrie – Fachgruppenobmann Markus Comploj, FG-Geschäftsführer Michael Amann und IV-Geschäftsführer Christian Zoll – bei der Präsentation der Konjunkturumfrage, die im Dezember durchgeführt wurde, diese Einordnung nicht in den Mund nehmen.
Tendenz steigend
„Die Stimmung in der Vorarlberger Industrie ist weiter getrübt“, stellt der Obmann der Fachgruppe Industrie, Markus Comploj fest und führt aus, dass es je nach Branchen sehr uneinheitliche Einschätzungen gibt. Dennoch ist der Mittelwert des Geschäftsklimaindex wie auch bei der Studie der Bank Austria steigend – in Vorarlberg von einem Minus von 10,4 Prozent auf ein Plus von 0,2 Prozent, im Bundesschnitt ist er trotz „optimistischer Einschätzung noch etwas darunter, aber immerhin auch steigend.
Die Probleme, welche den Unternehmen zu schaffen machen, sind überall dieselben – besonders leiden die 36 Unternehmen (mit 26.040 Mitarbeitern), die sich an der Umfrage beteiligt haben, aber unter dem Fachkräftemangel und den Energiekosten, auch wenn diese sich in den letzten Wochen etwas entspannt haben, berichtet Comploj. Was den Arbeitsmarkt und den Standort stabil gehalten hat, nämlich die industrielle Produktion, habe allerdings eine Achillesferse: „Aufgrund der internationalen Verflechtungen ist die Industrie stärker als andere Branchen darauf angewiesen, mit ihren Angeboten international wettbewerbsfähig zu sein. Genau diese Wettbewerbsfähigkeit ist aufgrund der Preisexplosion bei Energie, dem permanenten Fachkräftemangel sowie einer teilweise trägen Bürokratie aktuell in Gefahr“, warnt Comploj.
Die Geschäftslage gesamt wird aktuell von 36 Prozent der Befragten als gut, von 33 als durchschnittlich, aber auch von 31 Prozent als schlecht beurteilt. Der Blick in die Zukunft verheiße aber bisher nichts Gutes, denn alle Industriebranchen sind sich einig: „Die Krisen hinterlassen immer noch ihre Spuren. Hoffnungen auf eine durchstartende Konjunktur sind angesichts der schwächelnden weltweiten Nachfrage verfrüht.“
„Genehmigungen beschleunigen“
Maßnahmen um dem Mitarbeitermangel entgegenzutreten stehen denn auch im Fokus der Vorarlberger Industrie und entsprechend fordern die Betriebe „die Grundlagen für die Lehrlingsausbildung sicherzustellen: Sinnerfassendes Lesen im Fokus behalten!“, die Rot-Weiß-Rot-Karte zur Standortsicherung soll praxistauglich ein- und umgesetzt werden: „Genehmigungen beschleunigen!“ heißt das für Comploj.
Entscheidend sei es auch Frauen-Power für den Arbeitsmarkt zu mobilisieren, deshalb sei es notwendig, die Entscheidungsfreiheit für Eltern bei der Kinderbetreuung sicherstellen. „Die ist nach wie vor unzureichend, die öffentliche Hand bringt das nicht oder nur unzureichend her“, begründet der Industriesprecher diese Forderung, wenngleich er wie bei der Rot-Weiß-Rot-Card und den wichtigen Punkt der Attraktivierung des Arbeitens in der Pension auch die Bemühungen der Politik nicht unter den Scheffel stellen will. VN-sca
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.