Hannes Androsch

Kommentar

Hannes Androsch

Energieluftschlösser

Markt / 27.01.2023 • 22:29 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Unser Wohlstand wie auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft sind von sicherer und günstiger Energieversorgung abhängig. Doch der nach wie vor steigende Bedarf an Energie wird zu 2/3 aus inzwischen teuren fossilen Energieträgern – Kohle, Erdöl und Erdgas – gedeckt, weltweit sind es sogar 80 Prozent. Auf die daraus resultierende menschengemachte Erderwärmung bzw. Klimaveränderung hat schon 1992 die Klimakonferenz in Rio aufmerksam gemacht. Seit damals sind mehr als 30 Jahre vergangen, doch geändert hat sich wenig. So wurde im vergangenen Jahr weltweit mehr Kohle gefördert und verbraucht als je zuvor.

Zwar waren einige Länder durchaus erfolgreich beim Klimaschutz, doch Österreich gehört nicht dazu. So ist hierzulande der CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr doppelt so hoch wie jener der Schweiz. Dieser Umstand, dass Österreich seine klimaschädlichen Emissionen bisher nicht reduzieren konnte, ist Folge der unzureichenden Nutzung unserer eigenen klimaschonenden Energiequellen – von Zwentendorf über Hainburg und anderen Wasserkraftwerken bis zum geplanten Verbot von umweltfreundlichen Erdgasfracking – sowie des ungenügenden Ausbaus von Netzleitungen und Windparks. Als Ergebnis einer ideologisch motivierten Verhinderungspolitik sind wir bei der Energiewende bisher erfolglos geblieben, weil den vollmundigen Ankündigungen keine Realisierungen folgen, und wir ständig Klimasünder sind. Wir behaupten atomstromfrei zu sein, verschweigen aber die Atomstromimporte aus Temelin, die für Ostösterreich notwendig sind, weil der Leitungsbau aus Westösterreich verhindert wurde und der dort produzierte Stromüberschuss folglich nach Deutschland geliefert wird. Wir haben auch das Zonenabkommen mit Deutschland beendet, weshalb nun der Strompreis hierzulande deutlich höher und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie schwer beeinträchtigt ist. Wir verhindern die Nutzung eigener Erdgasvorkommen, beziehen aber teures, umweltbelastendes Frackinggas aus den USA. Mit Riesensummen fördern wir das Pendlerpauschale und das Dieselprivileg und damit klimaschädliches Verhalten wie den Tanktourismus. Als Folge müssen wir immer höhere Strafzahlungen leisten, führen gleichzeitig eine CO2-Steuer ein und heizen damit die Inflation an. Zudem bringen wir auch keine Verkehrswende zustande, wie die Rekordzahlen beim Straßengüterverkehr, die fehlenden Zugsgarnituren bei den ÖBB oder der Personalmangel bei den Öffis belegen. Die Politik ist orientierungslos und verstreut umso hemmungsloser Unsummen wie den Klimabonus. Wenn wir also doch noch die notwendige Energie- und Verkehrswende schaffen wollen, müssen wir endlich zu einer technologieoffenen, evidenzbasierten und realistischen Politik kommen.

Hannes Androsch

markt@vn.at

Dr. Hannes Androsch ist Finanz­minister i. R. und Unternehmer.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.