Schönheitsspezialist Le Duigou insolvent: Wer die Standorte übernimmt
Le Duigou wagt Neustart mit Franchisesystem.
Götzis Wenn es in Vorarlberg ein Synonym für Beauty gibt, dann am ehesten den Name “Le Duigou”.
Das Unternehmen ist derzeit mit drei Standorten – Götzis, Feldkirch und Dornbirn – im Land vertreten. Noch. Denn der Schönheitsspezialist steht vor deutlichen Veränderungen.
Zeitnah wird Geschäftsführer Andre Le Duigou den Weg zum Handelsgericht in Feldkirch antreten. „Unser Unternehmen wird Insolvenz anmelden müssen“, bestätigt der Geschäftsführer und Noch-Eigentümer gegenüber den VN. Man habe die vergangenen Wochen intensiv daran gearbeitet, sich mit den Gläubigern zu einigen. Doch nicht alle Gläubiger stimmten einer außergerichtlichen Lösung zu, obwohl das Unternehmen eine Quote von deutlich über 40 Prozent angeboten habe – wollten weitere Sicherheiten des Unternehmers.
Le Duigou hat wie andere Unternehmen eine schwierige Zeit hinter sich. Seit wieder uneingeschränkt offen gehalten werden kann, haben sich die Zahlen positiv entwickelt, so Le Duigou. In den Lockdowns allerdings hat es das Filialunternehmen ordentlich erwischt: Schönheitssalons, die keinen Verkauf von Kosmetikprodukten und Parfüms hatten, erhielten eine doppelt so hohe Hilfe wie solche mit angeschlossener Parfümerie. Was er nach der Wiederöffnung auch feststellen musste: „Die vielen Kunden aus der Schweiz und Liechtenstein kommen wenn überhaupt, dann nur zögerlich zurück.“ So wie vor 2020 werde es auch nicht mehr werden, ist er sich sicher.
Franchise-Strategie
Doch auch Corona mit all seinen Nebenwirkungen war nicht ausschließlich ausschlaggebend. „Wir hatten viel damit zu tun, wieder in die Spur zu kommen“, schildert Le Duigou die letzten Monate, da konnten wir uns nicht so engagiert, wie es nötig gewesen wäre, um unsere neue Strategie in die Tat umzusetzen.“ Auch ein seit Jahren geführter Konflikt mit einem einstigen Mitgesellschafter kostet Zeit, Nerven und nicht zuletzt Geld.
Dennoch gebe es einen klaren Weg in die Zukunft: Die Firma Le Duigou GmbH entwickelte ein Franchisesystem in Sachen Schönheit und Wellness, „dafür gibt es bereits ein weitreichendes Parfümerie-, Kosmetik- und Salonkosmetikkonzept. Der bestehende Salon in Götzis wird zum ersten Pilotprojekt, in dem das Franchisesystem bereits Anwendung finde.
Sisis Parfümeur übernimmt
Ganz anders wird die Zukunft der beiden Filialen in Feldkirch und Dornbirn aussehen. „Bereits im Februar wird die Parfümerie Nägele & Strubell die beiden Standorte übernehmen“, informiert Andre le Duigou. Die Übernahme durch den einstigen Hoflieferanten von Kaiserin Sisi war schon in trockenen Tüchern, als sich die Insolvenz noch nicht abgezeichnet hat. Die 21 Mitarbeiterinnen werden ihren Arbeitsplatz behalten, auch jene, die in Zukunft im Franchise-Store in Götzis arbeiten. Wichtig für die Kundschaft: Alle Gutscheine behalten ihre Gültigkeit – sei es bei Nägele und Strubell oder im Pilotstore von Le Duigou in Götzis, verspricht Andre Le Duigou.
Nägele & Strubell
Seit 143 Jahren zeichnet sich das österreichische Familienunternehmen mit den Nägele & Strubell Parfümerien durch seine Service-Qualität, seine breite Auswahl an Premium- und Nischenmarken und dem familiären Umfeld aus. In einer Zeit, in der Kaiser Franz Josef täglich mit seiner Kutsche von Schönbrunn in die Hofburg fuhr, Kaiserin Elisabeth auf rastlosen Reisen ihr Glück suchte und die Damen in Korsett und Krinolinen durch die Wiener Innenstadt promenierten, lebten die Herren August Nägele und Moritz Richard Strubell in Wien.
Der erstere, Sohn eines Färbermeisters, stammte aus Niederösterreich, der andere entsprang einer reichen Dresdner Kaufmannsfamilie. Gemeinsam eröffneten sie am 15. Oktober 1880 die Gemischtwarenhandlung zum Verschleiß von Parfumerie- und Drogeriewaren “Zum Genfer Kreuz” am Graben 27 – das war die Geburtsstunde von Nägele & Strubell. Man vertrieb Puder, Cremes, Mundwasser, Haarpomaden, handgezogene Kerzen aus eigener Manufaktur und Eaux de Colognes. Bei all dieser Herrlichkeit konnte man sich bald des Titels “K&K Hoflieferant” erfreuen und Nägele & Strubell etablierte sich als bevorzugtes Comptoir der feinen Wiener Gesellschaft. So schrieb Fürstin Palffy von ihrem Sommersitz in Böhmen an Moritz Strubell: „Schick mir mein Tubereuse – kann doch nicht nur die ewigen Rösser in der Nase haben! Und von der Creme, der Meinigen, auch. S’können unbeschadet ein paar Tiegel sein …“
Zur Institution wurde die Parfumerie am Graben, sodass sogar Heimito von Doderer sie dichterisch in der “Strudelhofstiege” verewigte.
Heute gehört Nägele & Strubell der PWV Parfumeriewarenvertriebsgesellschaft m.b.H. der Familie Oelschlägel, die neben in den bislang 15 Filialen österreichweit rund 150 Mitarbeiter beschäftigt. Neben Nägele & Strubell gehören in Wien gehören die Spezialparfümerie „Le Parfum“ und vier Parfümerien Antos zum Unternehmen, ist sowohl in der Schweiz als auch online präsent.
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