Anschlussbahn Lorüns: Die Genehmigung ist nach 622 Tagen da

622 Tage dauerte es, bis ein im Jahr 1915 genehmigter Bahnanschluss wieder in Betrieb gehen kann.
Lorüns “Jetzt ist es so schnell gegangen, ich kann es kaum glauben”, berichtet Christian Böhler, einen eingeschriebenen Behördenbrief vor sich. Neun Seiten hat der Schrieb, doch die wichtigsten Zeilen sind diese: “Der Böhler + Sohn GmbH, Feldkirch, wird gemäß §§ 17 und 17a Eisenbahngesetz 1957, BGBl. Nr, 60/1957, idgF, auf Grundlage der eingereichten und mit diesem Bescheid genehmigten Antragsunterlagen, die einen wesentlichen und integrativen Bestandteil dieses Bescheides darstellen, die Genehmigung für den Betrieb der bestehenden Anschlussbahn „Zementwerk Lorüns“, die in km 2,875 und km 3,050 von der Nebenbahnstrecke der Montafonerbahn AG Bludenz – Schruns, abzweigt, … erteilt.”
Amtsschimmel
Damit war nicht zu rechnen, zumal Christian Böhler vor exakt 622 Tagen das Ersuchen für die Wiederinbetriebnahme der Anschlussbahn zum Zementwerk Lorüns, die 2010 vom Vorbesitzer stillgelegt wurde, an die Behörde gesendet hat – und seither fast verzweifelt ist (die VN berichteten). Denn trotz der wiederholten und auch schriftlich formulierten Bekenntnisse von Landesräten sowohl schwarzer wie grüner Couleur zur Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene wurde die Bahn nicht und nicht genehmigt. Der zuständige Beamte für Genehmigungen im Eisenbahnbereich – ein Jurist, kein Techniker, wie Seniorchef Horst Böhler anmerkt – nahm die Voraussetzungen sehr genau. Und geriet prompt an den Amtsschimmel, der die politischen Absicht der Landesregierung Bürokratie abzubauen ad absurdum führte.
Alle Gutachten positiv
Doch jetzt passt offensichtlich alles – sämtliche Gutachten sind vorhanden, alle Einverständnisse unterschrieben, alle Voraussetzungen abgehakt: Am Mittwoch morgen erhielt das Unternehmen die Genehmigung die Anschlussbahn wieder in Betrieb zu nehmen. Seniorchef Horst Böhler, der das Projekt aus Überzeugung vorantrieb, beteuert im Gespräch mit den VN, dass “wir auf jeden Fall weiter gekämpft hätten”, auch wenn die Behördengänge ihn soweit zermürbt haben, dass er sich in den letzten Monaten zurücknehmen musste und Besuche im Landhaus seinem besonneneren Mitstreiter Christian Böhler überließ.
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Der ist versöhnlich im Ton, sagt, dass das Unternehmen Böhler + Sohn, das im ebenfalls nicht gerade einfachen Bereich Entsorgung und Recycling tätig ist, ansonsten gute Erfahrungen mit den Behörden habe. Der diesmal befasste Beamte, so vermutet er, “wollte nur alles sehr genau machen und Fehler vermeiden”.
Start in drei Wochen
In drei Wochen soll die Anschlussbahn erstmals mit Gütern befahren werden, informiert Christian Böhler. Danach werde vermutlich alle zwei Wochen einmal eine Garnitur mit rund 1000 Tonnen Ware zum Zementwerk gefahren. Ob die Frequenz erhöht wird, richte sich nach den Kunden. Essentiell für den Entsorger ist die Möglichkeit Abfall auf Schiene zu transportieren, außerdem wird wohl auch Aushub großer Projekte mit der Bahn zur benachbarten Deponie transportiert, so Böhler.


Der seit 108 Jahren bestehende Anschluss wurde auf neuesten Stand gebracht. FA

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