Diese Firma muss Kurzarbeit anmelden

Markt / 13.02.2023 • 17:45 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Hydro Nenzing baut den Standort im Walgau gerade aus und rechnet mit einer Erholung im Laufe des Jahres.<span class="copyright"> VN/Stiplovsek</span>
Hydro Nenzing baut den Standort im Walgau gerade aus und rechnet mit einer Erholung im Laufe des Jahres. VN/Stiplovsek

Nenzinger Aluminiumspezialist kämpft sich durch Turbulenzen am Markt.

Nenzing Der Aluminium-Strangpressprofil-Hersteller Hydro Nenzing sieht sich aktuell einer sehr herausfordernden Marktsituation gegenüber. So ist das Unternehmen seit dem zweiten Halbjahr 2022 und insbesondere seit dem vierten Quartal mit einer rückläufigen Auftragslage und einer geringeren Auslastung der Produktion konfrontiert. Das teilten Geschäftsführer Manfred Rotschne und Finanzleiter Johannes Bischof mit.

Vorsorglich Kurzarbeit angemeldet

Die Belegschaft wurde bereits im Jänner 2023 über die aktuell schwierige Situation und deren Auswirkungen informiert. Dabei ging es auch um die Anmeldung von Kurzarbeit für den Standort Nenzing. Das wird von Rotschne und Bischof bestätigt: “Hydro Nenzing hat für das erste Halbjahr 2023 vorsorglich Kurzarbeit beim AMS angemeldet, um die Arbeitsplätze zu sichern.” Bereits in den vergangenen Monaten habe man Urlaubstage geschenkt und Weiterbildungstage organisiert sowie auf den Abbau von Alturlaub und Stundenkonten gesetzt. Damit habe man auftragsschwache Tage überbrückt.

<p>Hydro-Nenzing-Chef Manfred Rotschne hofft auf baldige Entspannung. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span></p>

Hydro-Nenzing-Chef Manfred Rotschne hofft auf baldige Entspannung. VN/Paulitsch

Diese Maßnahmen ziehen sich jetzt auch in das erste Halbjahr 2023 hinein. “Auch im neuen Jahr starteten wir mit einer geringeren Auslastung. Darauf werden die Produktionszeiten wöchentlich neu abgestimmt”, so Rotschne und Bischof. Mit den gesetzten Schritten sei es besser möglich, die Schichten zu planen und Aufträge der Kunden termingerecht auszuliefern. Denn dort, wo nötig, könne man jetzt auch auf die angesprochene Kurzarbeit zurückgreifen.

Angst- und Panikkäufe

Die aktuelle Situation bei Hydro Nenzing begründen Rotschne und Bischof mit den “sehr erfolgreichen Geschäftsjahren 2020 und 2021 sowie dem ersten Halbjahr 2022”, als man Steigerungen bei den Auftragseingängen von über 200 Prozent verzeichnete. Damals sei das Marktverhalten von den Ängsten rund um die Versorgungssicherheit geprägt gewesen. “Diese extrem hohe Auslastung hat sogar zu Lieferengpässen und langen Lieferzeiten geführt.” Das Ergebnis seien nun Kunden mit maximal gefüllten Lagerbeständen, so Bischof.

<p class="caption">Johannes Bischof, Mitglied der Hydro-Geschäftsleitung. <span class="marker"><span class="copyright">Sillaber</span></span></p>

Johannes Bischof, Mitglied der Hydro-Geschäftsleitung. Sillaber

Baugewerbe schwächelt

Gleichzeitig dämpfe aber auch die Inflation die Nachfrage. Vor allem im Baugewerbe gebe es nur wenige Neuaufträge und diese könnten aktuell vom bestehenden Lager bedient werden. Darüber hinaus kämpfe man in Österreich im internationalen Wettbewerbsvergleich stark mit den Energiekosten.

<p class="caption">Das Team in Nenzing , in den letzen Jahren auf 500 Mitarbeiter gewachsen, wurde über die Maßnahme im Jänner informiert. <span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker"><span class="copyright">m.rhomberg</span></span></p>

Das Team in Nenzing , in den letzen Jahren auf 500 Mitarbeiter gewachsen, wurde über die Maßnahme im Jänner informiert.  m.rhomberg

Entspannung im Laufe des Jahres erwartet

Rotschne und Bischof gehen davon aus, dass sich die Situation am Markt im Laufe des Jahres wieder entspannen und die Auftragslage ein solides Niveau erreichen werde. Die auftragsschwächere Zeit wolle man gemeinsam mit der Belegschaft überbrücken, um für die Zeit  danach mit den Hydro-Nenzing-Fachkräften gut aufgestellt zu sein. In Nenzing werden rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Hydro Nenzing gehört zur norwegischen Firmengruppe Norsk Hydro ASA.

Hydro Nenzing hat die Produktion in den letzten Jahren ausgeweitet und schafft auch räumlich mehr Platz. <span class="copyright">VN/Paulitisch</span>
Hydro Nenzing hat die Produktion in den letzten Jahren ausgeweitet und schafft auch räumlich mehr Platz. VN/Paulitisch

Über Hydro nenzing

Wie ein norwegischer Konzern nach Nen-

zing kommt? „Sicher nicht zufällig“, so Geschäfts-

führer Manfred Rotschne, „man hat sicher syste-

matisch gesucht und sich für den besten Standort

entschieden.“ Zu Recht, denn das Werk in Nenzing,

1972 gegründet, zählt zu den Vorzeigestandorten

des Hydro-Konzerns. Das will etwas heißen, denn

Hydro ist ein globales Aluminiumunternehmen

mit Produktionsstätten sowie Vertriebs- und Han-

delsaktivitäten entlang der gesamten Wertschöp-

fungskette. 35.000 Beschäftigte sind an über 150

Standorten auf allen Kontinenten tätig. Hauptsitz

ist Norwegen. Das Unternehmen hat über 100 Jahre

Erfahrung bei Technologieentwicklung und erneu-

erbaren Energien. Das Werk in Nenzing produziert mit

knapp 500 Mitarbeitenden jährlich Aluminiumprofile

auf drei Strangpresslinien.

Die Ära Sapa währte aufgrund eines Joint Ventures

mit Orkla AS von 2013 bis im Oktober 2017. Im Som-

mer 2017 übernahm Hydro wieder 100 Prozent am

Konzern, Das Werk in Nenzing musste wieder auf

die neue “alte” Corporate Identity umgefärbelt werden.

Derzeit wird in Nenzing der Gebäudebestand erweitert.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.