Wie Kohle Beton grüner macht

Markt / 26.02.2023 • 17:38 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Familie Mäser hat mit Klimabeton gebaut. „Es braucht Leute, die einfach loslegen”, sagt Adi Mäser.
Familie Mäser hat mit Klimabeton gebaut. „Es braucht Leute, die einfach loslegen”, sagt Adi Mäser.

Klimabeton aus Vorarlberg wurde bereits in drei Projekten erfolgreich umgesetzt.

Dornbirn Klimaschutz ist das große Thema unserer Zeit. Die einen fahren Bus und Bahn, andere kaufen Produkte ohne Verpackungsmüll. „Genauso braucht es aber Menschen, die den CO2-Müll wegräumen“, sagt Tobias Ilg (49) vom Energiewerk Ilg in Dornbirn.

In Island gibt es bereits eine Anlage, die CO2 aus der Luft saugt und im Gestein wegsperrt. Aber auch Ilg hat zusammen mit Partnern ein Rezept entwickelt. Den Klimabeton.

Kohle als Basis

Basis dieser Technologie ist der technische Kohlenstoff. Er wird im Holzkraftwerk von Ilg erzeugt. Denn dort fällt bei der thermochemischen Umwandlung (Pyrolyse) von Restholz neben Strom und Wärme auch Pflanzenkohle an. Wird diese funktionalisiert, bleibt das im Holz gespeicherte CO2 gebunden und es entsteht ein Zusatzstoff, der in der Beton- und Asphaltherstellung zum Einsatz kommt. Dort ersetzt er bis zu 15 Prozent des Zements.

In Summe führe das dazu, dass Baustoffe nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv werden. „Mit dem Zusatzstoff wird Beton zu einer Kohlenstoffsenke. Baustoffe werden als Kohlenstoffspeicher genutzt und dadurch deren CO2-Fußabdruck minimiert“, betont Ilg.

Mit dem Betonwerk Kopf in Altach gibt es einen Partner in Vorarlberg, der den Beton herstellt. Geprüft wurde er von der Bautechnischen Versuchsanstalt an der HTL Rankweil.

Erfolgreiche Projekte

Dabei ist das Projekt Klimabeton längst nicht nur theoretisch verortet. In Vorarlberg wurden bereits drei Projekte erfolgreich umgesetzt. Das Einfamilienhaus Mäser in Dornbirn, ein Büro-Anbau des Energiewerks Ilg und das ÖBB-Technikgebäude an der Hypounterführung Bregenz. „Leuchttürme“, wie Ilg sagt. Jetzt gehe es darum, die Markteinführung zu schaffen und auch in anderen Ländern in Umsetzung zu kommen. Es sei wichtig, dass die Baubranche aktiv am Klimaschutz teilhabe.

Die Eigenschaften von Klimabeton im Vergleich zu herkömmlichem Beton seien die gleichen, sagt Franz Kopf (Kopf Kies+Beton). „Wir brauchen Beton, er ist nicht wegzudiskutieren, aber wir können ihn verbessern.“ Und die Kosten? Diese seien um 30 Prozent höher. Dafür erhalte man aber Kohlenstoffsenken-Zertifikate, die man dann handeln könne. Man müsse auch nicht gleich ein komplettes Gebäude in Klimabeton bauen. Auch Teile wie eine Stiege, eine Wand oder der Boden seien sehr sinnvoll. VN-reh

Franz Kopf und Tobias Ilg sind stolz auf das Projekt Klimabeton. vn/Rhomberg
Franz Kopf und Tobias Ilg sind stolz auf das Projekt Klimabeton. vn/Rhomberg
Neben Wärme und Strom erzeugt das Energiewerk Ilg auch Kohlenstoff.
Neben Wärme und Strom erzeugt das Energiewerk Ilg auch Kohlenstoff.

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