Mit eigener Handschrift überzeugt

Tschann Wohnambiente stattete Räume weit über die Grenze aus. Nachfolgeregelung scheiterte in Corona-Zeit.
Thüringen Vor 35 Jahren hat Werner Tschann in seinem Wohnzimmer einen entscheidenden Schritt gemacht. Der Raumausstatter wurde selbstständig – „in kleinem Format“, wie er berichtet. Und er überzeugte von Anfang an mit handwerklichem Können und neuen Ideen. Tschann Wohnambiente, wie er sein Unternehmen benannte, wuchs, denn die Kunden machten das, was auch in Zeiten der sozialen Medien noch funktioniert wie immer schon: Sie empfahlen das Unternehmen weiter und sie tun das bis heute.
Zusammen mit seiner Frau Monika sind sie für anspruchsvolle Kunden eine sichere Bank, wenn es um die Raumausstattung geht. Vor allem Hotels sind Kundschaften des Unternehmens – am Arlberg und bis weit nach Tirol. Aufträge führten aber auch in noble Schweizer Häuser, ins nahe Liechtenstein und ins Elsass.
Stetig gewachsen
Das Unternehmen ist in den 35 Jahren stetig gewachsen. Acht Mitarbeiter arbeiteten zuletzt bei Tschann. „Vieles, aber nicht alles ist uns gelungen“, bilanziert Monika Tschann mit Blick auf die Schließung. Denn eigentlich sollte das Unternehmen eine Zukunft auch ohne die Gründer haben. Es war alles schon in die Wege geleitet, dann kam Corona dazwischen. Die Nachfolge war geregelt, doch die damit verbundenen wirtschaftlichen Veränderungen zerschlugen die Nachfolge, berichtet der Firmengründer.
Mit Leidenschaft gestaltet
„Gerne hätten wir unser Fachwissen, Kundenpotenzial, aber auch unseren Showroom mit bestausgestatteten Werkstätten branchenintern übertragen, bei Bedarf auch unterstützend begleitet“, so Werner Tschann im Gespräch mit den VN. „An jemanden mit Leidenschaft und Gespür für schönes Interieur, jemanden, dem unsere Firmenphilosophie eine wertvolle Startbasis bietet.” Und lässt die Hoffnung nicht fahren: „Vielleicht glückt es noch.“ Doch jetzt ist erst einmal Schluss. Das Unternehmerehepaar, das selbst die Urlaubsreisen immer auch zur Inspiration und Information genutzt hat – „wir haben die Betriebe unserer Partner und Lieferanten besucht, damit wir auch selbst sehen, wie produziert wird“ – schließt den Betrieb mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil die Pensionszeit folgt, weinend, weil das Unternehmerpaar seine Arbeit mit Leidenschaft gemacht hat und diese Begeisterung auch an die Mitarbeiter weiterzugeben verstand. „Wir haben auch immer Lehrlinge ausgebildet“, so Werner Tschann.
Die haben viel gelernt in diesem Gewerbe, das ein umfangreiches Portfolio umfasst. „Wir haben alles aus einer Hand angeboten: Die Polsterung wurde in den eigenen Werkstätten geschnürt und tapeziert, die Vorhangstoffe im eigenen Nähatelier gefertigt und die Bodenbeläge vom eigenen Mitarbeiterteam verlegt.“ Die Zulieferer und Partner sind fast alle aus Mitteleuropa, das Qualitätsniveau sehr hoch. Denn das war Tschann wichtig. „Wir haben immer darauf geachtet, dass wir langlebige und nachhaltige Lösungen anbieten. Unsere Kunden wollen etwas Hochwertiges“, bringt es Monika Tschann auf den Punkt. Und etwas Besonderes: „Wir haben eine eigene Handschrift entwickelt, eigene Visionen.” Als „farb- und kombinationsmutig”, beschreibt sie den Tschann-Stil. Verbunden damit sind eine intensive Beratung und eine außergewöhnlich hohe Qualität, die auch von den Mitarbeitern mitgetragen wurde, die wesentlich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen haben „Die Latte bei uns war hoch, doch unsere tollen Mitarbeiter haben diese Philosophie mitgelebt“, sagt Werner Tschann und berichtet auch, dass alle bereits neue Arbeitsstellen gefunden haben. Bevor Tschann Wohnambiente die Tore schließt, ist dem Ehepaar aber noch eines ganz wichtig: „An dieser Stelle auch ein Aufruf an die Jugend. Raumausstatter ist ein sehr kreatives und faszinierendes Handwerk, in einer Welt der schönen Dinge. Da unsere Branche insbesondere die letzten Jahre an Nachwuchs verloren hat, wird die Raumausstattung zu einem Handwerk mit goldenem Boden aufblühen.“ VN-SCA
„Wir haben eine eigene Handschrift entwickelt, waren farb- und kombinationsmutig.“

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