illwerke vkw stellt mehr Transparenz in Aussicht

Markt / 06.03.2023 • 19:15 Uhr / 10 Minuten Lesezeit
illwerke vkw stellt mehr Transparenz in Aussicht
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Die illwerke vkw wollen nun mit neuer Initiative mehr Klarheit in den Strompreisdschungel bringen.

Das Gespräch führten Chefredakteur Gerold Riedmann und Matthias Rauch.

BREGENZ Die Debatte um den Strompreis in Vorarlberg lässt den landeseigenen Stromerzeuger nicht los. Diese Woche wollen die illwerke vkw daher den Kundinnen und Kunden eine neue Plattform zur Verfügung stellen, um Fragen und Ängsten Antworten entgegenstellen zu können, kündigen die Vorstände Christof Germann und Helmut Mennel den VN an. 

Können Sie nachvollziehen, dass bei den Menschen eine hohe Unsicherheit zur Strompreiserhöhung besteht?

CHRISTOF GERMANN Wir können das gut nachvollziehen. Daher auch unsere Bemühungen, dass es für 50 Prozent der Haushalte keine faktische Erhöhung gibt. 

Im Prinzip fragen sich doch alle Kunden: Was heißt das für mich konkret – könnten Sie das nicht für alle ausrechnen?

HELMUT MENNEL Es gibt auch entsprechende Anfragen beim Kundenservice. Natürlich gibt es auch Fälle mit größerem Verbrauch, etwa bei einer Stromheizung. Da ist es natürlich so, dass diese über dem Beispiel der zusätzlich sechs Euro mehr im Monat liegen.

Christof Germann hat Verständnis, dass die vergangenen Tage die Kundinnen und Kunden mit Fragen zurückließen. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Christof Germann hat Verständnis, dass die vergangenen Tage die Kundinnen und Kunden mit Fragen zurückließen. VN/Rauch

Sie forderten am Freitag vom Bund Rechtssicherheit. Im Umkehrschluss heißt das, dass es aktuell keine Rechtssicherheit für die Erhöhung gibt?

GERMANN Das sehen wir anders. Wir sind überzeugt, dass die Rechtsgrundlage für die Erhöhung am 1. April gegeben ist. Es gibt ein OGH-Urteil zur EVN aus dem Jahr 2019. Da hat der OGH gewisse Spielregeln festgelegt, wie Preisanpassungen passieren müssen. Sie müssen transparent und für den Verbraucher vorhersehbar sein. Auf dieser Basis haben sich alle Energieversorger in Österreich dazu entschieden, mit Bösenpreisindexes zu arbeiten. Nichts ist transparenter als eine Börse. Dieses Urteil ist derzeit die gesicherte rechtliche Grundlage.

Mit den erstinstanzlichen, nicht rechtskräftigen Urteil des Handelsgerichts hat sich nun einiges geändert. Die aufgeworfenen Fragen müssen nun vom OGH gewürdigt werden. 

Sie rechnen also nicht damit, dass die Preiserhöhung rückerstattet werden muss?

GERMANN Das erstinstanzliche Urteil des Handelsgerichts Wien und das Gutachten der Arbeiterkammer sind für uns keine taugliche Grundlage, die Energiepreisanpassungen zum 1. April zurückzunehmen. Das lässt sich mit der Sorgfaltspflicht, die wir als Unternehmer an den Tag legen müssen, nicht vereinbaren.

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Wir verfolgen von uns aus nun sehr genau, wie sich das Marktumfeld verhält. Wenn es preislich Entspannungen gibt, dann werden wir das zeitnah und unterjährig an die Kunden weitergeben. 

Warum eigentlich der 1. April und nicht noch zwei Monate zuwarten?

GERMANN Es wäre gesetzlich auch möglich, unterjährig Preise zu erhöhen. Aber wir wollten zum üblichen Zeitpunkt zuwarten. Wir gehen davon aus, dass wir auch im Juni zum Urteil des Handelsgerichts definitiv nicht mehr wissen als heute. Für unsere Kunden hat der 1. April einen wesentlichen Vorteil: die Heizperiode ist dann vorbei. Bis dahin gelten so die alten Preise.

Die beiden Vorstandsmitglieder der illwerke vkw müssen Strom zukaufen, um den Tagesbedarf der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger abdecken zu können. <span class="copyright">VN/RAUch</span>
Die beiden Vorstandsmitglieder der illwerke vkw müssen Strom zukaufen, um den Tagesbedarf der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger abdecken zu können. VN/RAUch

Bislang wurde in jeder Rechnung über 80 Prozent österreichische Wasserkraft ausgewiesen. Nun erfuhren wir, dass nur 40 Prozent aus eigener Erzeugung sind. Wie passt das zum Ziel der Energieautonomie?

MENNEL Tatsache ist, dass wir Strom für die Belieferung der Kunden und parallel dazu Herkunftszertifikate zukaufen müssen. Hier kaufen wir immer aus Österreich und aus regenerativer Produktion. Auf der Stromrechnung wird daher eigene und zugekaufte Herkunft gemeinsam ausgewiesen. 

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2022 war ein recht wasserarmes Jahr, wir hatten in den Vkw-Kraftwerken über 21 Prozent weniger als im langjährigen Schnitt erzeugt, genau so verhielt es sich auch beim Walgauwerk und unseren Rechten an Donaukraftwerken. Daraus ergaben sich die 40 Prozent. In einem Jahr mit normaler Wasserführung kommen wir auf 45 Prozent. Hier ist aber die Regelenergie der oberen Ill nicht mitgerechnet. 

Der deutsche Markt war und ist das Wachstums- und Erlösfeld für Sie.

GERMANN Die Werksgruppe Obere Ill/Lünersee wird 50:50 vermarktet zwischen dem Energieanbieter EnBW in Baden Württemberg und uns. Die EnBW hat einen langfristigen Vertrag bis 2041, dieser basiert auf dem Jahreskostenprinzip. Das ist ein Kostenersatz und eine gewisse Gewinnkomponente, die sich an der Dividentenausschüttung der EnBW ausrichtet. Vereinfacht: Wenn es den Aktionären der EnBW gut geht, geht es den illwerken vkw gut. 

Winfried Kretschmann und Markus Wallner bei den illwerke vkw. Die beiden Bundesländer arbeiten seit Jahren eng zusammen, auch zum Vorteil der Vorarlberger. <span class="copyright">VN/RAuch</span>
Winfried Kretschmann und Markus Wallner bei den illwerke vkw. Die beiden Bundesländer arbeiten seit Jahren eng zusammen, auch zum Vorteil der Vorarlberger. VN/RAuch

Das Ergebnis der illwerke vkw stammt ausschließlich aus der Vermarktung in Deutschland. Mit der Versorgung der Endkunden erwirtschaften wir keine positiven Deckungsbeiträge. Wir haben im letzten Jahr in der Versorgung der Endkunden einen hohen zweistelligen Millionenbetrag Verlust gemacht. Die zehn Cent Energiepreis war mit Abstand der günstigste Preis. Und der zweite wesentliche Aspekt war natürlich das Thema Gas. Wir verkaufen das Gas bis zum 31. März um 3,8 Cent/KWh. Nun sind wir von uns uns hergegangen und haben einen Speicher aufgebaut. Die Kosten für die Befüllung des Speichers waren bei 17,5 Cent/KWh. Das Thema Sicherheit in der Gasversorgung schlägt sich also bei uns mit 70 Millionen Euro im Jahresabschluss zu Buche. Was wir jetzt versuchen mit 1. April, ist dieses Minus auszugleichen. Da sind wir sehr moderat vorgegangen. 

Wieviel mehr Flusskraftwerke braucht es also in Vorarlberg? 

GERMANN Jetzt sind wir beim springenden Punkt: Es geht um den Ausbau der erneuerbaren Energie in Vorarlberg. Es ist noch nicht alles ausgeschöpft und wir haben alle die Diskussion im Großen Walsertal verfolgt. Es ist ein Spannungsfeld zwischen Natur- und Klimaschutz. Es gibt in Vorarlberg ein großes Projekt, das wir derzeit näher ansehen. Das ist das Kraftwerk Bregenz-Lochau, mit dem wir einen großen Sprung machen würden. Auch Kleinwasserkraft sollte ökologisch verträglich weiter ausgebaut werden. Ein zentraler Punkt wird der Ausbau der Photovoltaik sein, hier sehen wir gewaltiges Potenzial. 

Mennel Dagegen waren wir überrascht, dass die Meng wider unserer Erwartung ein Gewässer der Qualitätsstufe eins ist. Bis 2030 werden wir Einser-Gewässer nicht angreifen, die Planungen wurden daher zurückgestellt.

Helmut Mennel sieht die Photovoltaik auf einem guten Weg.<span class="copyright"> VN/Rauch</span>
Helmut Mennel sieht die Photovoltaik auf einem guten Weg. VN/Rauch

Was wären die nächsten Schritte, um Photovoltaik mehr in die Breite zu tragen?

MENNEL Da hat sich gewaltiges verändert. Mit Jänner haben wir den Vergütungswert für die Überschüsse durch Photovoltaik der Haushalte auf 24 Cent/KWh erhöht. Das ist einfach der Marktwert, da sind die Erzeugungskosten ebenfalls nicht relevant. Dasselbe gilt für Kleinkraftwerke. Die Rentabilität hat sich erhöht. Vor wenigen Jahren war das Interesse nicht bei allen Unternehmern da, in Photovoltaik zu investieren. Die stehen nun da, nun ist der Engpass eher beim Material und Personal. Derzeit mache ich mir wenig Sorgen, dass wir die Photovoltaikziele für 2030 erreichen – wenn nicht gar deutlich überschreiten. 

Das hat auch die Rentabilität von Kleinkraftwerken verändert?

MENNEL Ganz klar, die Wirtschaftlichkeit muss in jedem Projekt gegeben sein. Wir rechnen ein Projekt auch mit den zu erwartenden Großhandelspreisen in zehn, zwanzig Jahren. Wenn man das Handelsgerichturteil fertig denkt, wenn man künftig nur die Vergangenheitskosten heranziehen könnte, dann wäre dieser Investitionsanreiz für neue Kraftwerke nicht da. Ich glaube, das hätte weitreichende Folgen.

Und die Windkraft?

GERMANN Wir sperren uns als illwerke vkw nicht dagegen, wenn jemand ein Windrad in Vorarlberg aufstellen will. Wir haben ein hochqualifiziertes Team, das tagtäglich Windkraftprojekte evaluiert und bewertet – und haben uns in Deutschland an einem Windpark beteiligt. Der große Unterschied: Dort haben wir Volllaststunden von 2800 Stunden. Finden wir in Vorarlberg einen guten Standort, kommen wir auf 1200 Stunden. 

Sie wollen auf Ihre Kunden zugehen. Was planen Sie konkret?

GERMANN Wir möchten noch diese Woche eine Initiative starten unter dem Motto #einfachtransparent. Wir möchten die Fragen unserer Kunden auf einer Plattform offen aufgreifen, eine Antwort anbieten und in einen Dialog eintreten. Wir wollen hier offensiv auf die Leute zugehen und die Information auf eine neue Basis stellen.

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