AK will Vermögenssteuer für Reiche

Verteilungsgerechtigkeit: Arbeitende Menschen hätten aktuell nur das kleinere Stück vom Kuchen.
Feldkirch Die heimischen Arbeitnehmer hätten derzeit viele Herausforderungen zu stemmen, attestieren Arbeiterkammer-Präsident Bernhard Heinzle und Direktor Rainer Keckeis: insbesondere die hohen Kosten für Energie oder fürs Wohnen. Das sei eine brisante Gemengelage, vor allem weil sie den Kuchen insgesamt sehr ungleich verteilt sehen. „Die Lohneinkommen und die unternehmerischen Gewinne sind in keinem anderen Bundesland so ungleich verteilt wie in Vorarlberg. Der Anteil der arbeitenden Menschen am erwirtschafteten Erfolg ist viel zu gering. Die Lohnquote hinkt in Vorarlberg immer noch deutlich hinter den anderen Bundesländern hinterher, obwohl die Stundenproduktivität hier am höchsten ist.“

Viele Schmerzpunkte
Im Standortrating 2013, das die Interessenvertretung seit vier Jahren herausgibt und das auf empirischen Daten und Statistiken beruht, stellen sie die arbeitenden Menschen in den Mittelpunkt. Und hier gebe es einige Schmerzpunkte: 24 Prozent der Bevölkerung Vorarlbergs seien von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Mieten sowie Häuser- und Wohnungspreise seien kaum mehr leistbar.

Ein Beispiel
Keckeis gibt dazu ein Beispiel: Ein Eigenheim mit 145 Quadratmetern zu einem Preis von 780.000 Euro können sich in Vorarlberg ohne Erbe oder Schenkung nur fünf bis zehn Prozent der Einkommensverdiener leisten (das bedeutet ein Nettogehalt inklusive aller Sonderzahlungen von 6900 Euro im Monat), und das auch nur dann, wenn Folgendes gewährleistet ist: Dass sie bereits mit 25 Jahren zu den Top-Verdienern gehören und jährlich 30 Prozent des Einkommens für zehn Jahre sparen und dann einen Kredit mit maximaler Laufzeit (30 bis 35 Jahre) aufnehmen, um knapp unter einer Rückzahlungsquote von 40 Prozent des Einkommens zu bleiben. Die Top 20 bis 25 Prozent der Einkommensverdiener wiederum können sich unter diesen Bedingungen nur eine 90-Quadratmeter-Wohnung für 503.000 Euro leisten.

Weil der Traum vom Eigentum für viele so weit entfernt beziehungsweise unmöglich sei, werde auch der Leistungsgedanke immer uninteressanter, so Keckeis.
Höhere Löhne und Vermögenssteuer
Die Schlussfolgerung der AK-Spitze: Die Menschen müssen mehr verdienen. Konkret fordern sie einen Mindestlohn von mindestens 1700 Euro netto. „Sonst ist es nicht möglich, hier zu überleben.“ Außerdem eine bessere Bezahlung für arbeitende Menschen. „Dann würden auch Grenzgänger eine Rückkehr in Erwägung ziehen.“ Zudem müsste die Steuerlast anders verteilt werden, damit Arbeitnehmer entlastet werden. Denn sie würden aktuell 80 Prozent der gesamten Steuerlast schultern. „Die Vermögen tragen nichts dazu bei, deshalb braucht es eine Vermögensbesteuerung“, sagt Präsident Heinzle. Ihm schwebt dabei ein Freibetrag von zwei Millionen Euro vor.
Ein Beispiel
Auch dazu gibt er ein Beispiel: Horst aus Hohenems, der ein Haus mit einem Wert von 1,2 Millionen sowie eine Wohnung für 700.000 Euro und ein Barvermögen von 600.000 Euro besitzt, kommt auf ein Vermögen von 2,5 Millionen Euro. Dafür müsste er jährlich 7500 Euro an Steuern bezahlen. Das kann sich Horst leisten.“
Standort-Rating 2023
Der Arbeitsstandort Vorarlberg im Detail, hier zum Nachlesen
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