Wer in Lustenau aus Basalt klimafreundlichen Beton herstellt

Basaltbeton “made in Vorarlberg”: Baustoff mit innovativer Stick-Technologie.
Lustenau, Wien Klimakrise, EU-Vorgaben und Energiepreise zwingen zum Umdenken in so ziemlich allen Bereichen des Lebens. So ist Nachhaltigkeit auch beim Bauen eine Notwendigkeit geworden – von der Produktion der Baustoffe bis zur Rezyklierbarkeit. Entsprechend forschen und entwickeln Firmen und die Wissenschaft an klimafreundlichen Alternativen zum bisher verwendeten Beton – auch in Vorarlberg.
Eine Innovation mit heimischem Textil-Know-how versucht hier eine zukunftsweisende Antwort zu geben. “Basaltbeton ist eine ökologische und ökonomische Alternative zu Stahlbeton”, erklärt Wolfgang Fiel, Geschäftsführer des Startup Basalt+ in Lustenau. Nämlich eine Bewehrung, die auf Stickmaschinen in Lustenau hergestellt wird. Jetzt präsentierte das Start-up die ersten Prototypen im Rahmen eines Betriebsbesuchs von WKV-Präsident Wilfried Hopfner und Wisto-Chef Jimmy Heinzl.

Basaltbeton ist ein beeindruckendes Beispiel, wie Innovationskraft und ökologische Herausforderungen zu einer neuartigen Produktidee führen. Basalt ist ein dunkles Gestein, das weltweit abgebaut wird und auch in Österreich und Deutschland verfügbar ist. Das Vulkangestein wird geschmolzen und in hauchdünne Fäden gepresst. Diese Textilfasern aus Basaltgestein sind die Basis für Basaltbeton.
Dem Hightech-Start-up ist es nun gelungen, in einem speziellen Stick-Verfahren Prototypen der textilen Betonverstärkungen zu fertigen. Statt Stahlgitter werden bei Basaltbeton gestickte Bewehrungen im Beton vergossen. Der Vorteil: Basaltbeton reduziert den CO2-Ausstoß im Vergleich zur Herstellung von Stahlbeton circa um die Hälfte und erfüllt hohe technische Anforderungen gerade bei Sanierungen und komplexen Fertigteil-Elementen.
Stickmaschine für die Hightech-Produktion
Vorarlberg ist, darin ist man sich auch international in der Branche einig, eine einzigartige Region mit hoher Textilkompetenz und einem qualifizierten Netzwerk, um neue Anwendungen zu schaffen. In jahrelanger Entwicklungsarbeit konnte eine Stickmaschine für die Anwendung von Basaltfasern adaptiert werden. Es ist gelungen, dieses Hightech-Stickverfahren für die Erzeugung von Basalt-Bewehrungen einzusetzen. Fiel: „Die hohen Anforderungen an Textilbeton können nur mit Sticken erfüllt werden, das gelingt weder mit Weben noch mit Stricken. Hier haben wir durch unser patentiertes Stickverfahren einen weltweiten Vorsprung, den wir für den Markteintritt von Basalt+ nützen wollen.“ Mit der Fertigstellung dieser Prototypen kann nun das erste Projektziel abgeschlossen werden.
Basaltbeton – ökologisch und flexibel einsetzbar
Die Produktion von Basaltbeton ist aus ökologischer Sicht eine folgerichtige Entwicklung, so Fiel, Geschäftsführer von Basalt+ und außerdem Materialexperte an der Universität Wien. Im Gegensatz zu Carbonbeton, dessen Rezyklierung sehr aufwendig und CO2-intensiv ist, erfüllt Basaltbeton die Anforderungen der EU-Nachhaltigkeitsrichtlinien. Der Materialfachmann: „Basaltbeton ist eine Zukunftstechnologie mit spannenden Einsatzgebieten, gerade bei Brückensanierungen und im Tunnelbau. Gestickte Basaltbewehrungen haben im Vergleich zu Stahl nur ein Drittel des Gewichts und können auch für komplexe Anwendungen einfach in die gewünschte Form gebracht werden. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die Tatsache, dass Basaltbewehrungen im Gegensatz zu Stahl nicht rosten und die Lebensdauer von Basaltbeton wesentlich höher ist.“ Dies bringe für die Sanierung von alten Stahlbetonbauten enorme Vorteile und Kosteneinsparungen.

Kooperationspartner John Renos rechnet mit großem Interesse und beruft sich dabei auf seine internationale Vernetzung: „In den nächsten Monaten erreichen wir die Marktreife für unseren basaltbewehrten Baustoff.” In Österreich plane man bereits eine nachhaltige Produktion der Basaltbewehrungen.
Basalt+ Hintergrund
Das Unternehmen mit Sitz in Lustenau ist ein Joint Venture der Wiener REN Innovation Invest GmbH und der Vorarlberger Grabher Group. Ermöglicht und fachlich begleitet wird das Start-up-Unternehmen Basalt+ von John Renos. Die REN Innovation Invest von John Renos mit Sitz in Wien investiert im ersten Schritt in zwei innovative österreichische Projekte aus dem Bereich Green Technology. Das Unternehmen bringt dabei neben einem siebenstelligen Betrag auch ihr internationales Know-how ein. John Renos wird sich selbst mit seinem Team in das Management dieser beiden Green-Techs einbringen. Eines der Projekte ist Basalt+, außerdem investiert Renos in die “DenkGrün Recycling GmbH” (www.denkgruen.at), die sich auf die Bereitstellung und den Betrieb von Recycling-Anlagen direkt am Anfallsort spezialisiert hat. Es geht dabei um Recycling von biologischen Abfällen und Kunststoffen sowie um die Erzeugung erneuerbarer Energie, die Rohstoffgewinnung und insbesondere die Rückgewinnung des seltenen Rohstoffes Phosphor.
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