Welche Vorarlberger Weltmarke mit Spekulationen kämpft

Großes Textilunternehmen soll laut deutschem Wirtschaftsmagazin Firmensitz verlegen – hat aber auch sonst viele Baustellen.
Bregenz Die Unruhe in der Bregenzer Belegschaft des Textilunternehmens Wolford legt sich nicht, obwohl das Management seit Monaten bemüht ist, die Situation zu kalmieren. „Wir glauben an Bregenz“ sagte der Interims-COO (Chief Operating Officer) Paul Kotrba im Jänner im Gespräch mit den VN, „wir machen Bregenz wieder groß“ Silvia Azzali, CCO (Chief Custom Officer) von Wolford. Daran zweifelt in seiner neuesten Ausgabe das deutsche Manager Magazin genauso wie aktive und ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens, die sich an die VN gewandt haben.
Platz in Murska Sobota
Der Firmensitz werde 2027 nach Mailand verlegt, weil der neue Eigentümer Blum wegen Eigenbedarf den Mietvertrag nicht verlängere, heißt es in dem Bericht. Auch wenn Azzali und Kotrba am Standort Bregenz festhalten wollen, an den Spekulationen könnte was dran sein: So soll der neue CFO (ohne Sitz im Firmenvorstand) bereits in Mailand seiner Tätigkeit nachgehen. Weitere Führungspositionen im Controlling oder im Personalmanagement sollen ebenfalls in Mailand ausgeschrieben werden. Eine Herausforderung dürfte auch die Suche nach einem neuen Produktionsstandort sein, der mit Hilfe der Vorarlberger Wirtschaftsstandortgesellschaft (WISTO) und des ehemaligen Wolford-Topmannes Andreas Röhrich, der jetzt freiberuflich in der Branche tätig ist, durchgeführt wird. Gegenüber den VN bezweifeln Firmen-Insider den Erfolg: „Es wird sehr schwierig werden, ein Produktionsgebäude zu finden. Denken Sie nur an die Färberei. Die wurde in den 50er-Jahren genehmigt, heute ist das schwierig bis unmöglich.“ Wegen der Umweltauflagen, aber auch wegen der Größe der Färbetrommeln. Für Verunsicherung sorge außerdem, dass im Wolford-Werk im slowenischen Murska Sobota entsprechende Raumkapazitäten für die Produktion vorhanden wären.

Ein Thema des Gebäudeverkaufs ist auch die weitere finanzielle Entwicklung: Wohl konnte der damalige Vorstand einen sehr guten Preis aushandeln, doch der ging a) auf Kosten der langfristigen Anmietung und b) auf Kosten der Kreditlinien. Man habe damals die Außenstände bei den Hausbanken beglichen, „doch diese nutzten das, um aus dem Geschäft mit Wolford auszusteigen“. Außerdem sei man des eigenen Hochregallagers verlustig gegangen. Nun werde die Ware von Bregenz nach Slowenien und dann nach Niedersachsen chauffiert, wo sie in alle Welt verteilt werde. Offerte in der Region habe man nicht eingeholt, obwohl es im Land Firmen gibt, die das können, so der Branchenprofi. Man habe schlicht nicht die personelle Decke, um allen Herausforderungen Herr zu werden, denn abgesehen von den Kündigungen sei es ob der Unsicherheiten so gut wie unmöglich, entsprechend qualifiziertes Personal zu bekommen, heißt es aus kritischen Unternehmenskreisen.

Kapitalerhöhung brachte Wäschekonzern Wolford 17,6 Mio. Euro
Wien/Bregenz Der strauchelnde Vorarlberger Wäschekonzern Wolford hat seine Kapitalerhöhung abgeschlossen und dadurch 17,6 Mio. Euro eingenommen. In Summe sind 2.934.515 neue Aktien bezogen worden und damit weniger als ausgegeben (3.359.575). Den Bezugspreis bezifferte Wolford in früheren Mitteilungen mit sechs Euro je Aktie. Die neuen Aktien wurden praktisch gänzlich von den beiden Hauptaktionären gekauft, deren Anteile sich nun erhöhen, geht aus einer Aussendung von Mittwoch hervor.
Wolford gehört zu 58 Prozent der chinesischen Fosun Fashion Group Wisdom und zu 28,27 Prozent dem deutschen Investor und Dotcom-Millionär Ralph Bartel. 11,73 Prozent befinden sich im Streubesitz, etwa zwei Prozent sind firmeneigener Besitz.
66,9 Prozent der 2,9 Millionen neuen Aktien wurden von Fosun als Bezugsberechtigter bezogen, 32,7 Prozent von Bartel. Die restliche Anzahl neuer Aktien sei von anderen Bezugsberechtigten bezogen worden, heißt es in der Aussendung. Der Firmenbuchantrag auf Eintragung der Durchführung der Kapitalerhöhung wird laut Wolford voraussichtlich am oder um den 14. Februar beim Landesgericht Feldkirch eingebracht. Dann wird auch ersichtlich sein, wie sich die Anteile verschoben haben.
Wolford kündigte zuletzt einen Personalabbau an. Die Personalkosten sollen um zehn Prozent gesenkt werden, was nicht allein durch natürliche Abgänge möglich sei, hatte Vorstand Paul Kotrba im Jänner gesagt. Die Wolford-Gruppe beschäftigte laut Halbjahresbericht von 2022 im Schnitt 1.093 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 380 davon in Österreich.
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