Welche Bank im Krisenjahr 2022 einen neuen Rekord schaffte

Markt / 20.04.2023 • 18:07 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Hypo Vorarlberg mit konservativern Strategie auf richtigem Weg.<span class="copyright"> FA</span>
Hypo Vorarlberg mit konservativern Strategie auf richtigem Weg. FA

Hypo Vorarlberg erzielte 2022 mit 160,7 Millionen Euro höchstes Ergebnis der Firmengeschichte.

Bregenz Die Hypo Vorarlberg kann auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurückblicken. Dass sie das kann, war nicht selbstverständlich – denn die Landesbanker hatten wie ihre Mitbewerber, aber auch die Unternehmen wie die Privatkunden mit einem ganzen Wust an Herausforderungen – vom Ukraine-Krieg über Preissteigerungen und Ressourcenengpässe bis zu Zinserhöhungen und vor allem neuen Regeln bei der Kreditvergabe – zu kämpfen. Herausgekommen ist das IFRS-Ergebnis (International Financial Reporting Standards) vor Steuern von 160,7 Millionen Euro. Das höchste in der Firmengeschichte, wie Vorstandschef Michel Haller bei der Präsentation der Zahlen hervorhob.

Rekord 2012 übertroffen

Damit wurde der Rekord aus dem Jahr 2012 übertroffen, damals war der vorzeitige Rückkauf von Hybridkapitaldarlehen mit einem Effekt von 39,8 Mio. Euro für das gute Ergebnis verantwortlich, heuer waren es”positive Bewertungseffekte”, die neben dem starken Kundengeschäft und dem rückläufigen Risikovorsorgebedarf für den neuen Höchststand auf der Habenseite ausschlagebend waren.  Rechnet man die Bewertungseffekte heraus, ist das vergangene Geschäftsjahr für die Hypo Vorarlberg immer noch ein gutes, aber ein durchschnittlich gutes mit rund 90 Millionen Euro aus der normalen Geschäftstätigkeit. Und das trotz des konservativen Geschäftsmodells, auf das die Vorstände Haller, Wilfried Amann und Philipp Hämmerle nicht vergassen aufmerksam zu machen angesichts der Aufregung in der Branche als auch in der Öffentlichkeit über den Fall des Riesen Credit Suisse. “Wir bewegen uns nur in Märkten in denen wir uns auskennen”.Die Zahlen zeigen, so Haller, “dass sich das solide, risikobewusstes Geschäftsmodell in diesem Umfeld einmal mehr bewährt hat.”

Legten Bilanz (v.l.) Vorstand Wilfried Amann, Vorstandssvorsitzender Michel Haller und Vorstand Philipp Hämmerle. <span class="copyright">FA</span>
Legten Bilanz (v.l.) Vorstand Wilfried Amann, Vorstandssvorsitzender Michel Haller und Vorstand Philipp Hämmerle. FA

Und diese Märkte werden von den Vorarlberger Filalen und jenen in Wien, Graz, Wels und Salzburg und St. Gallen betreut Tochtergesellscahften sind die Hypo Immobilien & Leasing in Vorarlberg und Wien sowie der comit Versicherungsmakler in Vorarlberg sowie die Hypo Vorarlberg Leasing in Bozen.

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Natürlich gibt es nicht nur positives zu berichten: Die Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (kurz: KIM-Verordnung) liegt nicht nur jenen Menschen schwer im Magen, die sich verabschieden müssen von ihrem Traum vom Eigenheim, sondern auch den Bankern. Die Vergabe von Wohnbaukreditenist um rund 50 Prozent eingebrochen. Das betreffe bereits jetzt Wohnbauträger und Baufirmen, werde aber weitere Gewerke erfassen. Und damit volkswirtschaftlich negative Auswirkungen haben. Man hoffe und appelliere, die Regeln zu ändern. Und auch wenn die Firmen das vergangene Jahr auf hohem Niveau meisterten, rechne man damit, dass 2023 schwieriger wird für sie angesichts der allgemeinen Verunsicherung und Herausforderungen, die nicht geringer werden.

Hypo Vorarlberg 2022

Gegründet 1897

Eigentümer Vorarlberger Landesbank-Holding (76,8732 %), Bankenkonsortium Landesbank Baden-Württemberg/ Landeskreditbank Baden-Württemberg Förderbank (21,1268 %)

Bilanzsumme 15,350 Milliarden Euro

Ergebnis vor Steuern 160,659 Mill. Euro (+ 71,5 %)

Ergebnis nach Steuern 120,096 Mill. Euro (+ 79,8 %)

Quote der Gesamteigenmittel 19,51 %

Quote Kernkapital (T1) 16,75 %

Mitarbeiter 729

Im Detail

Steigende Zinsen führen zu Neugeldzuflüssen

Im Anlagegeschäft stand im vergangenen Jahr ebenfalls die Zinswende im Mittelpunkt. Nach jahrelanger Nullzinspolitik hat die EZB ihre Leitzinsen ab Sommer 2022 schrittweise erhöht. Durch die steigenden Zinsen ist die Hypo Vorarlberg wieder verstärkt als Emittent von eigenen Anleihen auf dem Markt aufgetreten, die starke Nachfrage zeigt das hohe Vertrauen der Investoren in die Bank. Auch bei gebundenen Einlagen profitierten die Kundinnen und Kunden wieder von höheren Zinssätzen. Die Entwicklung des Einlagevolumens zeigt ebenfalls, dass Anlegerinnen und Anleger Wert auf Sicherheit legen. „Mit Blick auf Bankenpleiten bzw. die Schieflage internationaler Kreditinstitute sind regionale Banken wie die Hypo Vorarlberg ein Garant für Stabilität“, so Amann.

Die Entwicklung im Wertpapier-Anlagegeschäft verlief 2022 trotz turbulenter Börsen positiv. Beim Depotvolumen verzeichnete die Bank Nettozuflüsse von EUR 210 Mio, auch die sehr erfolgreichen hauseigenen Produkte des Asset Managements haben zugelegt. Die Mandatszahlen der eigenen Vermögensverwaltung entwickelten sich ebenfalls gut: Insgesamt wurden mit Stichtag 31. Dezember 2022 2.461 Mandate verwaltet.

Strategie konsequent weiterverfolgt

Ihre Strategie mit den Schwerpunkten Digitalisierung von Dienstleistungen hat die Bank im vergangenen Jahr weiter vorangetrieben. „Die IT wird in Zukunft einen noch größeren Einfluss auf das Bankgeschäft haben. Um das zu forcieren, haben wir schon 2021 eine neue IT-Strategie erarbeitet, um Dienstleistungen und Prozesse noch mehr zu digitalisieren. Zudem setzen wir auf eine starke Zusammenarbeit mit externen Partnern wie die FH Vorarlberg“, erläutert Vorstand Philipp Hämmerle. „Das höchste Gut von Banken ist Vertrauen. Früher ging es dabei um Geld, heute stehen die Daten unserer Kundinnen und Kunden im Vordergrund. Daher investieren wir weitreichend in IT-Sicherheit bzw. Cyber Resilience, um hier gut gerüstet zu sein“, erläutert der Vorstand. Durch die verstärkte Digitalisierung werden im IT-Bereich zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht. „Als größtes Vorarlberger Einzelinstitut suchen wir Menschen, die aktiv mit uns die Digitalisierung und damit das Banking von morgen mitgestalten wollen“, so Hämmerle.

Engagement für nachhaltige Entwicklung

Nachhaltigkeit nimmt nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im Kundengeschäft einen immer höheren Stellenwert ein. „Wir sehen Nachhaltigkeit als klare Chance und Auftrag, nicht nur als Erfüllung der Regulatorik“, erklärt Hämmerle. Daher baut auch die Bank ihre Produktpalette kontinuierlich aus: Im Anlagebereich wurden 2022 erstmals ein Green Bond für private Investoren begeben, 2023 folgte eine weitere Emission für Institutionelle. Dieser Bond war fast doppelt überzeichnet, was die anhaltend hohe Nachfrage nach grünen Anlageformen zeigt. Ein Green Bond ist eine Anleihe, bei der sich die Bank verpflichtet, das eingesammelte Kapital für die Finanzierung bzw. Refinanzierung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen; bei der Hypo Vorarlberg sind dies nachhaltige Immobilienprojekte. Vorteilhaft ist dabei, dass in Vorarlberg bzw. Österreich besonders energieeffiziente Gebäude gebaut werden.

Der Hypo Vorarlberg Konzern finanziert weiters Projekte zur nachhaltigen Energiegewinnung wie z.B. Kraftwerke, die sich auf Wind-/Wasserkraft, Photovoltaik oder Biomasse stützen. Ende 2022 betrug das Finanzierungsvolumen für diese Projekte im Konzern ca. EUR 127,3 Mio. In privaten Neubauten wird stark auf Wärmepumpen, PV- oder Solaranlagen gesetzt. Es wird laufend daran gearbeitet, die neuen regulatorischen Anforderungen aus dem Bereich der Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft sowie das Risikomanagement der Bank zu integrieren. Darüber hinaus werden die Nachhaltigkeitsrichtlinien sowohl im Kredit- als auch im Anlagegeschäft weiterentwickelt.

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