Diese Firma aus Nüziders macht Druck am Bau

Markt / 14.05.2023 • 18:30 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Anziehungspunkt für die Branche und Architekten. 3D-gedruckte Decke bei Werit in Bludenz. <span class="copyright">FA/Schallert</span>
Anziehungspunkt für die Branche und Architekten. 3D-gedruckte Decke bei Werit in Bludenz. FA/Schallert

Bau-Startup C hat im 3D-Bau entscheidenden Innovationsvorsprung.

Nüziders 3D-Druck hat in den vergangenen Jahren mit den verschiedensten Anwendungsmöglichkeiten von sich reden gemacht. Besonders spektakulär sind auf sozialen Medien Filme, wie unter einem riesigen Drucker ein ganzes Haus entsteht. Möglich, aber wohl nicht die Zukunft in der Bauwirtschaft. Wer die kennenlernen will, ist in Vorarlberg richtig. Denn das Unternehmen Concrete 3D, ein Joint Venture des Bauunternehmen Tomaselli Gabriel und JOLO Betonfertigteile haben ein gemeinsames Unternehmen für 3D-Druck mit Beton gegründet, die Firma Concrete 3D und sind Pioniere bei der Verwendung der neuen Technologie in der Praxis. Ziel ist nicht das Häuschen aus dem Drucker sondern die Industrialisierung und damit verbunden, der Einsatz von gedruckten Betonteilen für große Bauten.

Beton spektakulär

Spekatulär sowie von architektonisch hoher Qualität und in Baukreisen eine Reise nach Bludenz wert ist der neue Bauhof der Firma Werit in der Klarenbrunnenstraße. Der hat nämlich ein besonderes Flachdach: Es ist 32,5 Prozent leichter als vergleichbare Betondecken. Dadurch wurden bei seiner Herstellung 33 Tonnen klimaschädliches Treibhausgas gespart. Möglich machen das „Verdrängungskörper“ von Concrete 3D, die in Nüziders von Spezialisten entwickelt und in Götzis bei JOLO vorgefertigt wurden. Begleitet wurde dieses Projekt wie die Arbeit insgesamt von der Technischen Universität Graz.

Innovatoren (v. l. n. r.): Philipp Tomaselli, Tomaselli Gabriel Bau, Markus Loacker, GF Fa. JOLO und  Michael Gabriel, Bereichsleiter Concrete 3D. <span class="copyright">FA/Mathis</span>
Innovatoren (v. l. n. r.): Philipp Tomaselli, Tomaselli Gabriel Bau, Markus Loacker, GF Fa. JOLO und Michael Gabriel, Bereichsleiter Concrete 3D. FA/Mathis

“Wir merken, dass unsere Entwicklungsarbeit, inzwischen international für Aufsehen und Interesse in der Branche sorgt”, sagen Michael Gabriel,
Bereichsleiter Concrete 3D, Philipp Tomaselli (Tomaselli Gabriel) und  Markus Loacker (JOLO) im Gespräch mit den VN. Und nur für den Eigengebrauch ist die Pionierarbeit auch nicht gedacht. Man könne sich ein Modell vorstellen, in dem andere Baufirmen Zugang zum Knowhow erhalten, berichten sie über Zukunftsperspektiven.

Produktion mit dem 3D-Drucker: Auch dieser Tisch stammt aus dem 3D-Drucker.  <span class="copyright">FA/Mathis</span>
Produktion mit dem 3D-Drucker: Auch dieser Tisch stammt aus dem 3D-Drucker. FA/Mathis

“Wir sind froh dass wir diesen Schritt gemacht haben”, so Tomaselli, zumal dieser erste Schritt jetzt der entscheidende Schritt Vorsprung ist, den Concrete 3D anderen Firmen in Sachen Industrialisierung von 3D in der Bauwirtschaft voraus hat. “Wir haben eine hohe technische Expertise”, betont auch Bereichsleiter Gabriel, “das Erreichte ist für uns Ansporn, dieInnovation weiterzuentwickeln, “wir arbeiten daran, dass die Betonteile glatt gedruckt werden können”, so Loacker. Durch den durch die Fertigung in 3D um faktisch ein Drittel reduzierte Einsatz von Beton sind die 3D-Bauteile in Sachen CO2-Einsparung “Vorzugsschüler”, dazu kommt, dass man auch Schalungen spart und bei Produktion in der Region auch die Transportkosten zurückgehen. Die 3D-Teile, zuerst von Polieren und Maurern kritisch beurteilt, sind inzwischen auch bei ihnen akzeptiert, da sie die Arbeit auf Baustellen erleichtern, ohne an Qualität einzubüßen.

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Concrete 3D gmbh

Die Concrete 3D GmbH stellt 3D-Bauteile aus Beton her. Partner sind zu gleichen Teilen die Josef Loacker GmbH (JOLO Betonfertigteile) und die Tomaselli Gabriel BauGmbH. In der Partnerschaft verbindet sich das Know-how des Fertigteilherstellers und des Bauunternehmens. Der Firmensitz befindet sich in Nüziders. Durch die innovative Technologie des 3D-Drucks erweitert Concrete 3D das Formenspektrum und die Anwendungsbereiche von Betonteilen.

Europas erste Betonfassade aus dem 3D-Drucker

Die Vorarlberger Unternehmen Concrete 3D und CRE Panel haben ein einzigartiges Projekt verwirklicht: eine Betonfassade aus dem 3D-Drucker. 74 individuell gemusterte Paneele umhüllen ein Einfamilienhaus in Götzis.

„Mit dem Projekt wollen wir für Architekten und Bauherren die Möglichkeiten von 3D-Druck mit Beton veranschaulichen“, sagt Markus Loacker, Geschäftsführer der beiden beteiligten Unternehmen. CRE Panel in Götzis ist spezialisiert auf Betonfertigteile mit Textilbewehrung, Concrete 3D in Nüziders auf 3D-Druck mit Beton. Dieser ermöglicht die Freiformproduktion ohne Schalung. So wurden im konkreten Projekt 74 Paneele gedruckt, die meisten davon sind über drei Meter lang, sechzig Zentimeter breit und zwei Zentimeter dick. Die unsichtbar befestigte, wasserabweisende und hinterlüftete Fassade erstrahlt ganz in Weiß, trägt ein umläufiges Muster aus Dreiecken und wechselt ihre optische Anmutung mit dem Lichteinfall der Sonne. Ein lebendiges Spiel aus Licht und Schatten.

<p class="caption">Die Betonsitzelemente aus dem 3D-Drucker wurden mit renommierten Designern entwickelt.<span class="marker"><span class="copyright">C3D</span></span></p>

Die Betonsitzelemente aus dem 3D-Drucker wurden mit renommierten Designern entwickelt.C3D

Seit Anfang 2021 produziert Concrete 3D: Eine Druckdüse am Ende eines 6‑Achs-Industrieroboters mit 2,8 Meter Radius wird über eine Mörtelpumpe beschickt und zieht fünfzehn bis dreißig Millimeter dicke Betondruckbahnen. Dadurch lassen sich komplexe Geometrien in Serie produzieren – mit minimalem Materialeinsatz. „Eine innovative und kostengünstige Technologie, um für Bauherren individuelle Projekte zu gestalten“, sagt Concrete-3D-Produktionsleiter Michael Gabriel. CRE Panel wurde 2016 gegründet und hat reichhaltige Erfahrungen mit der Herstellung von Fassadenelementen aus Beton, dessen hochfeste Textilbewehrung für die nötige Stabilität sorgt.

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