Gleich an Vorarlbergs Grenze: Verwirrung um geheimnisumwitterten Milliardär

Markt / 02.06.2023 • 18:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Im Triesenberger Rathaus gibt man sich verschlossen. Die Walsergemeinde ist nur sieben Kilometer von der Vorarlberger Grenze entfernt. <span class="copyright">LV/Nils Volmar</span>
Im Triesenberger Rathaus gibt man sich verschlossen. Die Walsergemeinde ist nur sieben Kilometer von der Vorarlberger Grenze entfernt. LV/Nils Volmar

Chef von öffentlichkeitsscheuem Big Data-Konzern soll in Liechtenstein wohnen. Keine offizielle Bestätigung.

Triesenberg, Denver Palantir Technologies, 2003 (oder 2004?) in Kalifornien gegründet, gehört zu jenen Technologieunternehmen, die besonders öffentlichkeitsscheu sind oft in die Kritik geraten. Das hängt damit zusammen, dass der Big Data-Konzern in einem Graubereich tätig ist, der es gewohnt ist, Spuren zu verwischen – Palantir zählt Geheimdienste und Militär zu den bevorzugten Kunden. Dazu passt das Verwirrspiel, um einen der Gründer des Unternehmens, das derzeit Liechtenstein und die Schweiz beschäftigt.

Palantir-CEO soll aus der Schweiz ins Fürstentum gezogen sein. Doch Gemeinde und Innenministerium berufen sich - ausgerechnet bei den Geheimniskrämern der Big Data-Firma - auf den Datenschutz. <span class="copyright">AFP</span>
Palantir-CEO soll aus der Schweiz ins Fürstentum gezogen sein. Doch Gemeinde und Innenministerium berufen sich - ausgerechnet bei den Geheimniskrämern der Big Data-Firma - auf den Datenschutz. AFP

Alex Karp, CEO des Unternehmens, das seinen Sitz seit 2020 in Denver, Colorado hat, hat nämlich seinen Wohnsitz in Freienbach im Schweizer Kanton Schwyz verkauft und ist nach Liechtenstein, konkret nach Triesenberg, gesiedelt. So steht es zumindest im Amtsblatt des Schweizer Kantons und so berichteten die Zeitungen und Newskanäle von CH Media, einem Joint Venture NZZ-Mediengruppe und der AZ Medien, zu der auch das St. Galler Tagblatt und das “Liechtensteiner Vaterland” zählen. Doch wie es nach dem Eintrag ins Schwyzer Amtsblatt weitergegangen ist bzw. weitergeht, ist alles andere als klar.

Triesenberg, knapp sieben Kilometer von der Vorarlberger Grenze entfernt, gibt keine offizielle Stellungnahme ab, auch das Liechtensteiner Ministerium für Inneres, das für die Erteilung von Aufenthaltsbewilligungen zuständig ist, gibt sich laut “Vaterland” zugeknöpft, beruft sich auf Datenschutz. Für die Wohngemeinde würde eine Ansiedlung jedenfalls auch Steuereinnahmen in Millionenhöhe bringen, wie gerade die Schweizer Medien nicht müde werden festzustellen. Auffallen würde Karp, der eher wie ein Wissenschaftler wirkt, im Dorf Triesenberg allemal. Vielleicht ist es die Nähe zu Österreich, die ihn anzieht: Für Palantir bzw. Palantier-Gründer arbeiten die ehemalige SPÖ-Geschäftsführerin Laura Rudas ebenso wie Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Triesenberg

Fläche 29.77 km² – die flächenmässig grösste Gemeinde des Landes

Höhenlage 700 – 2’000 m. ü. M. (von der Litzi bis zum Sareis)

Höhe Dorfkern 884 m. ü. M.

Einwohner 2711 Personen, davon Ausländer 619 Personen

Palantir Technologies

Palantir Technologies, Inc. ist ein Anbieter von Software und Dienstleistungen, der auf die Analyse großer Datenmengen (Big Data) spezialisiert ist. Das inzwischen in Denver Colorado beheimatete Unternehmen, ist Das Unternehmen ist besonders für zwei Softwareprojekte bekannt: Palantir Gotham wird von Anti-Terror-Analysten in Behörden der USIC und dem US-Verteidigungsministerium, von Betrugsermittlern und von Cyber-Analysten des Information Warfare Monitor verwendet. Vier der fünf Gründer ( Peter Thiel, Alex Karp, Joe Lonsdale, Stephen Cohen und Nathan Gettings gegründet worden.waren früher bei PayPal tätig. Gründer und Chairman Peter Thiel, der Donald Trump mit Millionen Dollar unterstützt und Sebastian Kurz engagiert hat, ist der größte Anteilseigner mit Stand von 2014. Palantir ist nicht nur in der Branche umstritten, sondern gerät auch politisch regelmäßig in die Kritik.