Deshalb herrscht an der Grenze Unterhochsteg in Hörbranz dicke Luft

Markt / 14.07.2023 • 08:54 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Deshalb herrscht an der Grenze Unterhochsteg in Hörbranz dicke Luft
In dem Unternehmen direkt am Grenzfluss Leiblach wird Tiernahrung hergestellt. FA

Lindauer verdächtigen Tiernahrungshersteller der Geruchsbelästigung – es könnte aber auch die eigene Kläranlage sein.

Hörbranz, Lindau Die Herrnmühle in Hörbranz an der Leiblach, die heute zugleich Staatsgrenze ist, wurde im Jahr 1568 erstmals urkundlich erwähnt. Seit 1918 befindet sich die Mühle im Besitz der Familie Rupp. 1975 wurde in der Mühle erstmals Tiernahrung hergestellt, heute zählt das Unternehmen inzwischen unter dem Namen Rupp Food zu den profiliertesten Herstellern von Heimtiernahrung in Europa. Die Geschäfte gehen gut, deshalb plant Rupp Food eine Erweiterung. Entstehen sollen Logistikflächen, Lager und Sozialräume. Doch daran hat sich eine Diskussion über der Grenze entfacht, die Firmenchef Christoph Rupp nicht verstehen kann.

<p class="caption">Das Stammwerk von Rupp Food Austria befindet sich in Hörbranz und soll erweitert werden – allerdings um Lager, Verpackung und Logistikflächen. <span class="copyright">FA</span></p>

Das Stammwerk von Rupp Food Austria befindet sich in Hörbranz und soll erweitert werden – allerdings um Lager, Verpackung und Logistikflächen. FA

In Lindau Zech stinkt es nämlich. Weshalb, das ist nicht ganz klar, doch Bürger und Politiker haben das Hörbranzer Unternehmen unter Verdacht und fordern – ohne eine rechtliche Handhabe zu haben – ein Gutachten zur Geruchssituation des Betriebs. Rupp hat bereits jetzt die Luftwaschanlage geändert, eine Plasmaanlage errichtet und die Kamine erhöht. “Wir lassen uns auch regelmäßig begutachten”, so Christoph Rupp, denn ihm liege daran, dass es den Nachbarn gut gehe. Außerdem sei eine Geruchsbelästigung, die als „vergammelt“ beschrieben wird, bei Rupp unmöglich. „Wir dürfen für unsere Produkte nur einwandfreie Waren verwenden. Das wird regelmäßig kontrolliert“, weist Rupp die Vermutungen zurück.

Christoph Rupp: Man lasse die sich regelmäßig hinsichtlich des Geruchs begutachten und verbessere die Anlagen ständig. <span class="copyright">FA</span>
Christoph Rupp: Man lasse die sich regelmäßig hinsichtlich des Geruchs begutachten und verbessere die Anlagen ständig. FA

Auch die Lindauer Politiker sind sich nicht sicher, woher die “dicke Luft” kommt. Denn in Zech gibt es eine Kläranlage, in der Klärschlamm getrocknet wird, außerdem betreiben die Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau (GTL) dort eine Kompostieranlage. Heike Burghard, Abteilungsleiterin der Abwasserwirtschaft bei den GTL weist gegenüber der Schwäbischen Zeitung darauf hin, dass die Kläranlage derzeit umgebaut wird. In den nächsten zwei Jahren müssten dort Schlamm und Wasser umgeleitet werden, weil Becken saniert werden und „das kann stinken“, räumt sie ein.

Über Rupp Food

Es ist ein Unternehmen mit einer langen Tradition: Die Herrnmühle in Hörbranz an der Leiblach wurde im Jahr 1568 erstmals urkundlich erwähnt, um 1653 wurde sie vom habsburgischen Erzherzog Ferdinand Carl an den Reiterobristen Caspar Schoch verkauft.

Nach mehreren Besitzerwechseln befindet sich die Mühle seit 1918 im Besitz der Familie Rupp. Christoph Rupp führt das Unternehmen in vierter Generation. Und nichts

ist mehr so, wie es jahrhundertelang war. Mehl für die Bäcker ist inzwischen ein Nischenprodukt des Hörbranzer Unternehmens Deshalb heißt die Herrnmühle nicht mehr Herrnmühle,

sondern Rupp Food.

Im Jahr 1975 bewies nämlich Hubert Rupp Weitsicht. Er überzeugte die Familie davon, neue Produkte einzuführen. Fußend auf der Haferflocken-Produktion, die bereits bestand, entwickelte er das erste Tierfutter der Hörbranzer Firma. Und das erwies sich als „wichtigster Schritt der Unternehmensgeschichte“.

Die Erzeugung von Heimtiernahrung ist inzwischen der weitaus wichtigste Produktionszweig

der Hörbranzer und hat auch dabei geholfen, die Mühlenkrise in den 90er-Jahren souverän zu überstehen.

Mehr noch: Das Unternehmen wuchs weiter. 1997 wurde von Rupp zusammen mit der Firma Concept Pet eine Produktionsstätte im Waldviertel gegründet. In diesem spezialisierten Fleischbetrieb werden Hundesnacks aus Fleisch erzeugt. Die Produkte für Hund und Katz werden sowohl unter dem eigenen Namen vertrieben, vor allem findet man sie aber als „Private Labels“ (wie Eigenmarken der Handelsketten heißen) in den Regalen der Märkte. „Es gibt in Europa keinen Markt, in dem nicht ein Produkt von uns zu finden ist“, sagt Seniorchef Hubert Rupp selbstbewusst. Entwickelt werden die Produkte in Absprache mit den Kunden in der eigenen Entwicklungsabteilung.