Messepark-Neustart: Interessengruppen wollen der Erweiterung Chance geben

Neuer Anlauf wird von Handel und der Politik fast durchgehend objektiv bewertet. Kritik am Zeitpunkt des Verfahrens von den Grünen.
Dornbirn Die Ankündigung für das Auflageverfahren zur Anpassung des Landesraumplans für das Areal des Messeparks, zu dem seit gestern, Dienstag, jede und jeder Interessierte die Möglichkeit hat, Stellung zu nehmen, wird sowohl von der Dornbirner Wirtschaftsgemeinschaft Inside als auch von der Wirtschaftskammer Vorarlberg durchaus positiv bzw. objektiv bewertet.
Chance für Erweiterung
Auch die Politik will jetzt erst einmal den Dingen, also dem Ergebnis des Auflageverfahrens wie auch der Empfehlung des Raumplanungsbeirats, seinen Lauf lassen. Grundsätzlich wird begrüßt, dass – egal, wie das Ergebnis auch ausfallen wird – die Projektbetreiber nochmals die Möglichkeit erhalten, die Erweiterung durch die verschiedenen politischen und fachlichen Gremien beurteilen zu lassen.

Im Vergleich mit anderen Einkaufszentren in Österreich sei der Messepark klein, auch könne die Aufenthaltsqualität verbessert werden, heißt es im Gutachten. VN/Steurer
Nur der grüne Regierungspartner zürnt vorläufig dem im Land zuständigen Raumplanungsreferat. Bernie Weber, Raumplanungssprecher der Grünen, sieht im Zeitpunkt ein grobes Foul, und zwar nicht wegen des Verfahrens an sich, sondern wegen des Zeitpunkts. Es sei absolut unüblich, ein solch großes und überregional wichtiges Projekt zur Haupturlaubszeit einzubringen, kritisiert Weber deshalb wohl mehr den Koalitionspartner denn den Projektbetreiber.
Die Begutachtungsphase bis 18. August will aber auf jeden Fall gut genutzt sein. Das 82-seitige Gutachten der Handelsforscher und -analysten von CIMA mit dem Titel „Beurteilung der Auswirkungen der Erweiterungspläne des Einkaufszentrums Messepark in Dornbirn“, das von der Landesregierung im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben wurde und die im vergangenen Jahr veröffentlichte Kaufstromanalyse ergänzt, wie der Obmann der Wirtschaftsgemeinschaft einer Stadt im Rheintal hofft, weil sie sicherlich neue Erkenntnisse etwa zum Kaufverhalten der Schweizer und Liechtensteiner Nachbarn bzw. neue Projekte im benachbarten Ausland beinhalte.
Alle Informationen sind bis 18. August 2023 im Veröffentlichungsportal des Landes (https://vorarlberg.at/veroeffentlichungsportal-land) veröffentlicht.
Umfrage: Wie sehen Sie das Auflageverfahren und den neuen Anlauf für die Messepark-Erweiterung?
„Jetzt wurde das Auflageverfahren für eine mögliche Erweiterung gestartet – als erste Voraussetzung für die weitere Vorgangsweise. Wir werden in der Branchenvertretung das Gutachten und seinen Schlussfolgerungen für den Einzelhandel im Land genau durchleuchten.“ Michael Tagwerker, Geschäftsführer Sparte Handel Wirtschaftskammer Vorarlberg
„Derzeit ist die Landesregierung am Zug, wir warten die Ergebnisse des Auflageverfahrens und die Empfehlung des Raumplanungsbeirats ab. Wir werden bei Inside Dornbirn, die sich als Vertretung der Wirtschaft in ganz Dornbirn versteht, jetzt auch das CIMA-Gutachten analysieren.“ Jörg Ströhle, Obmann Inside Dornbirn
„Mit dem Start des Auflageverfahrens zur Anpassung des Landesraumplans befürworten wir die Messepark-Erweiterung. Wir sehen darin eine Chance für die Stärkung des regionalen Handels, die Erhaltung von Arbeitsplätzen sowie eine gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Onlinehandel.“ Martina Hladik, NEOS Dornbirn
„Der Zeitpunkt für dieses Verfahren ist unsäglich, ein grobes Foul. Bürgerinitiativen, Vereine und kleine Gemeinden mit geringem Personal haben im Sommer kaum die Möglichkeit, das Verfahren ordentlich zu prüfen und ihre Stellungnahme zu formulieren.“ Bernie Weber, Landtagsabgeordneter, Raumplanungssprecher Grüne
„Die Stadt Dornbirn war es, die vor über einem Jahr das Land ersucht hat, ein neues Auflageverfahren durchzuführen. Wir warten jetzt auf die Ergebnisse, dann wird die Stadt wieder aktiv. Das Projekt ist attraktiv, wir sind in guten Gesprächen mit den Projektbetreibern.“ Julian Fässler, Vizebürgermeister Dornbirn, ÖVP
CIMA-Gutachten
Das Erweiterungsprojekt Der Projektwerber beabsichtigt am bestehenden Gebäude das EKZ Messepark zu vergrößern und stellt daher den Antrag auf Umwidmung der EKZ Widmung (sonstige Waren) auf den GST-NRN 1940/1 und 1940/2 von den seit 2018 lt. gültigen Landesraumplan (LGBI Nr. 22/2018) verordneten 19.000 m² auf 22.200 m² Verkaufsfläche durch eine Novellierung des dafür vorgesehenen Landesraumplanes. Die Erweiterung auf insgesamt 22.200 m² Verkaufsfläche wird für sonstige Waren gemäß § 15 Abs. 1 lit. 2 Vlbg. RPG (davon auch zusätzliche 2.000 m² für Lebensmittel) beantragt. Aktuell umfasst das Höchstmaß der Verkaufsfläche rund 19.000 m², davon maximal 3.000 m² für Lebensmittel. Im Erweiterungsbegehren soll sich die Verkaufsfläche für die Warengruppe Lebensmittel auf 5.000 m² vergrößern.
Gegenwärtig werden allerdings nur rund 16.900 m² der insgesamt 19.000 m² Verkaufsfläche genutzt, sodass grundsätzlich eine rechtskonforme Erweiterung um 2.100 m² ohnedies möglich wäre. Die 3.200 m² Erweiterungsfläche laut Umwidmungsantrag ergeben somit zusammen mit den 2.100 m² eine Gesamterweiterungsfläche von 5.300 m². Von diesen Flächendimensionen leitet sich der Prüfauftrag ab, um somit die Auswirkungen auf die Dornbirner Innenstadt sowie auf die zentralen Handelsstandorte Vorarlbergs zu ermitteln.
Vom heutigen Bestand (ca. 16.900 m² lt. Projektdokumentation Übersicht Flächenentwicklung Arch. Dipl. Ing. Bernhard Berger, Dornbirn, 28.02.2022) wäre dies eine Vergrößerung der Handelsflächen von rund 30 %. Wenn eine Veränderung von den bewilligten 19.000 m² betrachtet wird, handelt es sich um eine Erweiterung der Verkaufsfläche von rund 16 %.
Die Anzahl der Stellplätze auf dem Areal zum Parken würde projektgemäß von 1.326 auf 1.645 steigen. Die zuvor zusätzlich genutzten Parkplätze auf GST-NR 1950 (ehem. Winder) und GST-NR 1898 (Baumax alt), zwischen der A14 und der Unteren Rohmähderstraße, werden nicht mehr verwendet, da der ruhende Verkehr vollständig im Messepark untergebracht werden soll. Somit steigt das Angebot an Stellplätzen um rund 25 %. Unter Berücksichtigung jener oben genannten Gesichtspunkte würden die 1.645 Stellplätze mithilfe einer Lösung via zusätzlicher Tiefgaragen bewerkstelligt werden. Laut dem Büro PLANOPTIMO bedeutet dies konkret, dass der Parkplatz Ost durch die Tiefgarage Ost mit rund 230 Stellplätzen ersetzt und über die Messestraße erschlossen wird. Das Parkhaus Süd bleibt erhalten, und anstelle des Parkplatzes West ist eine Tiefgarage (Parkhaus West) mit 890 Stellplätzen geplant.
Das Konzept des Messepark 3.0 sieht zudem – laut der Unterlage Flächenmanagement EKZ Messepark von Herrn Arch. Dipl. Ing Berger – zusätzliche Flächen für Gastronomie, andere Dienstleistungen sowie Flächen für Kinderbetreuung und Verwaltung vor. Konkret wären dies für die Gastronomie rund 2.300 m², für weitere Dienstleistungen rund 900 m², für die Etablierung einer Kinderbetreuung bzw. des Planungsstudios von Ikea im 3. OG rund 2.900 m² sowie 2.200 m² zusätzliche Flächen für die interne Infrastruktur und Verwaltung im 4. OG.