Bau- und Immobilienfirmengruppe Hefel sieht derzeit „Sand im Getriebe“

Markt / 19.07.2023 • 17:30 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Graziella Hefel leitet das Unternehmen. <span class="copyright">hefel</span>
Graziella Hefel leitet das Unternehmen. hefel

Geschäftsentwicklung 2022/23 noch stabil. Nun ortet Geschäftsführerin Graziella Hefel „Schockstarre“.

Lauterach Die Bau- und Immobilienfirmengruppe Hefel hat in den vergangenen Wochen ihre Standorte in Vorarlberg reorganisiert. So hat Hefel jüngst den Bauhof in Hohenems, der zur vor sieben Jahren übernommenen Baufirma Grabher gehört, geschlossen und im Zuge dessen alle diesbezüglichen Aktivitäten am Bauhof beim Stammsitz in Lauterach konzentriert. Das bestätigte Graziella Hefel, Geschäftsführerin der Hefel Immobiliengruppe. „Die Zusammenlegung war nicht zuletzt aus Effizienzgründen schon längere Zeit geplant und die aktuelle Entwicklung in der Baubranche zeigt uns die Richtigkeit der Entscheidung.“

Wohnbau-Markt befinde sich in „Schockstarre“

Wie alle Unternehmen, die mit dem regionalen Wohnungsneubau zusammenhängen, kann sich auch Hefel dem aktuellen Trend nicht entziehen. „Es ist Sand im Getriebe. Der Markt befindet sich in einer Art Schockstarre. Offenbar sind für viele Menschen in der jüngeren Vergangenheit einfach zu viele Dinge gleichzeitig zusammengekommen“, sagt Hefel. Man registriere zwar ein reges Interesse an Immobilienprojekten. Allerdings würden die tatsächlichen Verkäufe nur noch „leicht dahertröpfeln“. Als Bauunternehmen und Bauträger habe man für Eigentümer, Anleger und Großinvestoren interessante Projekte in unterschiedlichen Baufortschritten im Portfolio. „Mit dem Baustart bei neuen Projekten warten wir wie andere Unternehmen auch allerdings noch ab“, sagt Graziella Hefel.

Das Terminal V von Hefel Wohnbau in Lauterach. <span class="copyright">vn</span>
Das Terminal V von Hefel Wohnbau in Lauterach. vn

Verbesserung frühestens in einem Jahr

Die Hefel-Geschäftsführerin vermutet, dass dieser Zustand im Neubau-Bereich in Vorarlberg noch zumindest bis zum Ende des ersten Halbjahres 2024 anhalten werde. „Es braucht eine Initialzündung, einen Impuls, sei es dass die KIM-Verordnung entschärft wird oder längerfristige Aussichten auf eine stabile Zinsentwicklung möglich werden.“

Die Hefel-Geschäftsführerin vermutet, dass dieser Zustand im Neubau-Bereich in Vorarlberg noch zumindest bis zum Ende des ersten Halbjahres 2024 anhalten werde. <span class="copyright">vn</span>
Die Hefel-Geschäftsführerin vermutet, dass dieser Zustand im Neubau-Bereich in Vorarlberg noch zumindest bis zum Ende des ersten Halbjahres 2024 anhalten werde. vn

„Schaffung von Eigentum ist sehr wohl möglich“

Dass man sich gegenwärtig die Schaffung von Wohneigentum nicht mehr leisten könne, weist die Bau- und Immobilienexpertin zurück. Hier werde in der Öffentlichkeit ein falsches Bild suggeriert. „Der Bau des eigenen Hauses oder der Kauf der eigenen Wohnung war schon immer eine außerordentliche finanzielle Kraftanstrengung, die auch für frühere Generationen eine jahrzehntelange Belastung mit sich gebracht hat.“ Man denke nur an die zweistelligen Zinssätze Anfang der 1980er-Jahre. „Es haben sich vielmehr die Ansprüche und Bedürfnisse geändert. Immer mehr Menschen leben allein, dafür auf immer mehr Quadratmeter, für die man sich eine gute Ausstattung und vielleicht auch noch völlige Barrierefreiheit samt Lift wünscht.“

Die Ansprüche der Menschen beim Wohnen steigen, sagt Graziella Hefel. <span class="copyright">vn vn</span>
Die Ansprüche der Menschen beim Wohnen steigen, sagt Graziella Hefel. vn vn

Unverputzte bewohnte Häuser früher gängiges Bild

Zudem sinke die Eigenleistung von Bauherren seit Jahren und das koste Geld. Unverputzte Häuser, die innen noch manche Räume im Rohbau-Zustand hatten, aber trotzdem schon bewohnt wurden, seien bis in die 1990er-Jahre hierzulande ein gängiges Bild gewesen. „Heute möchte niemand mehr einziehen, bevor nicht alles fertig ist.“ Dazu kämen immer noch mehr behördliche Vorgaben, die Bauprojekte zusätzlich verteuern. Hefel ist überzeugt, dass man sich mit guten Finanzierungslösungen und genügend Anstrengung auch heute noch sehr wohl Eigentum schaffen könne.

Bei neuen Projekten wartet man bei Hefel Bau derzeit ab. <span class="copyright">hefel</span>
Bei neuen Projekten wartet man bei Hefel Bau derzeit ab. hefel

Stabile Entwicklung 2022/23

Im Geschäftsjahr 2022/23 (März) erzielte die Bau- und Immobilienfirmengruppe einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro, was eine stabile Entwicklung bedeute. Die Ertragssituation sei zufriedenstellend positiv ausgefallen. Hefel verweist allerdings darauf, dass diese Zahlen die Geschäftslage der vergangenen 18 Monate abbilden würden, denn solange dauere die Umsetzung von Immobilienprojekten. „Die gegenwärtige Abschwächung ist hier natürlich noch nicht zu sehen.“

Personalstand leicht reduziert

Aktuell beschäftigt die Gruppe insgesamt 98 Mitarbeiter (VZÄ-Basis). Aufgrund der gegenwärtigen Herausforderungen habe man sich aus strategischen Überlegungen dazu entschieden, nicht alle Personalabgänge nachzubesetzen. Dadurch sei der Personalstand in den vergangenen Monaten etwas gesunken. 

Hefel Wohnbau hat bereits unzählige Bauprojekte realisiert. <span class="copyright">vn</span>
Hefel Wohnbau hat bereits unzählige Bauprojekte realisiert. vn

Die Firmengruppe

Zur Firmengruppe gehören die Hefel Wohnbau AG, die Hefel Hoch- und Tiefbau GmbH, die Hefel Immobilien GmbH, die GRABHER, Der Baumeister GmbH und die „smart home“ bauconsulting GmbH sowie die „smart home“ Immobilienprofi GmbH. Über der gesamten Firmengruppe steht die Familie Hefel Privatstiftung.