Trotz Widrigkeiten: Soviele Vorarlberger wagen Sprung in die Selbstständigkeit

Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 gab es in diesem Jahr nur sieben Neugründungen weniger (-0,3 Prozent).
Feldkirch Mut und Entschlossenheit sind – neben fachlichen Qualifikationen natürlich – die wichtigsten Säulen bei der Gründung eines Unternehmens. Laut der am Dienstag veröffentlichten Gründerstatistik der Wirtschaftskammer Österreich waren das in Vorarlberg 704 Neugründungen im ersten Halbjahr 2023. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres sind das nur sieben Neugründungen weniger.
Die größte Gruppe der Neugründerinnen und -gründer ist die Altersklasse der 31 bis 40-Jährigen, “die in ihrer Neugründung nicht nur eine Chance zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung sehen, sondern vor allem eine neue Berufsperspektive”, mutmaßt Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Jenny.

Mit rund 71 Prozent das stärkste Motiv der Vorarlberger Gründenden ist die flexiblere Zeit- und Lebensgestaltung, die eine Selbstständigkeit mit sich bringt. An zweiter Stelle steht die neue Berufsperspektive mit knapp 63-prozentiger Zustimmung in einer vom Gründerservice der Wirtschaftskammer Vorarlberg durchgeführten Motivumfrage. Sein eigener Chef zu sein, ist bei 60 Prozent der Befragten auch heuer ein starkes Motiv für die Unternehmensgründung. 52 Prozent gaben an, ihr Einkommen steigern zu wollen. 50 Prozent der Befragten wollen mit ihrer Neugründung vorerst nur nebenberuflich selbstständig sein. Rund 42 Prozent wollten immer schon selbstständig sein. „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für weitere 42 Prozent ein starkes Motiv, sich beruflich unabhängig zu machen“, zeigt Heike Böhler-Thurnher, Leiterin des Gründerservice in der WKV, auf.
Doch Gründen ist kein Wunschkonzert. Zu den größten Herausforderungen bei Neugründungen zählen für gut ein Drittel der befragten Unternehmerinnen und Unternehmen neben Themen wie die Sozialversicherung, Steuern und Abgaben, sondern für weitere 27 Prozent auch die allgemeinen rechtlichen Hürden und die dazugehörigen Amtswege. Ein Viertel der Befragten gibt an, durch die Voraussetzungen für eine Kreditvergabe durch eine Bank Gründungs-Hindernisse erfahren zu haben. Weitere 23 Prozent sahen die Erstellung eines Businessplanes als Herausforderung; und 20 Prozent geben an, bei der Rekrutierung und der Auswahl von zukünftigen Mitarbeitenden Hürden erlebt zu haben.

WKV-Direktor Christoph Jenny: „Die größte Gruppe der Neugründerinnen und -gründer ist die Altersklasse der 31 bis 40-Jährigen“. FA
Die meisten Neugründungen gab es im ersten Halbjahr 2023 in den Sparten Gewerbe & Handwerk mit rund 42 Prozent, der Sparte Information & Consulting mit rund 23 Prozent, gefolgt von Handelsbetrieben mit rund 15 Prozent. Neben den leicht rückläufigen Firmenneugründungen verzeichnen Betriebsübernahmen in Vorarlberg ein leichtes Wachstum. Im Jahr 2022 sind 293 Unternehmen auf neue Besitzerinnen und Besitzer übergegangen.
Gründerservice
Das Gründerservice der Wirtschaftskammer Vorarlberg ist Anlaufstelle für Neugründerinnen und -gründer sowie für Betriebsübergebrinnen und- geber bzw. -übernehmende. Neben dem kostenlosen Informations- und Beratungsangebot werden auch zahlreiche Weiterbildungen in Form von Seminaren und Workshops angeboten. Im ersten Halbjahr 2023 nahmen insgesamt 333 Personen eine Gründungsberatung beim Gründerservice in Anspruch, das entspricht einem Plus von 11,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während 217 Personen an einem Workshop teilnahmen, was ebenso ein Plus von rund zehn Prozent bedeutet.