Haushalte in Not: Privatinsolvenzen im Land steigen stark

Eine Auswertung der Insolvenzen im ersten Halbjahr zeigt, dass Haushalte stark mit Kostenanstiegen kämpfen. Firmeninsolvenzen sind nur leicht gestiegen.
Wien, Schwarzach Die Firmeninsolvenzen sind in Österreich um zehn Prozent auf 2661 Verfahren gestiegen und erreichen damit wieder das Vor-Pandemie-Niveau des Jahres 2019. Im Bundesländervergleich ist der Anstieg in Vorarlberg am geringsten. Drei von 1000 Unternehmen waren im ersten Halbjahr von einer Insolvenz betroffen, das ist ein Plus von 5,9 Prozent. Den stärksten Zuwachs verzeichnen Kärnten mit einem Plus von 50,4 Prozent, gefolgt von der Steiermark (+12,5 Prozent) und Salzburg (+11,5 Prozent). In Vorarlberg gab es 54 Unternehmensinsolvenzen, drei mehr als im Vergleichzeitraum 2022.
Die Privatkonkurse sind im Land deutlich stärker gestiegen: 266 Personen meldeten Privatinsolvenz an, das sind 72 mehr als im ersten Halbjahr, ein Plus von 37,1 Prozent. Mehr als in jedem anderen Bundesland und weit über dem bundesweiten Schnitt, der um 5,4 Prozent gestiegen ist. Das bestätigt auf traurige Weise auch den Alarmruf der Vorarlberger Schuldnerberater, die die im Vergleich mit anderen Bundesländern hohen Lebenshaltungskosten im Land als wesentliche Ursache für die Notlage vieler Haushalte nennen.

Gerhard Weinhofer zu den Firmeninsolvenzen: „Der Corona-Nachholeffekt wirkt nur mehr bedingt. Hinzukommen aber die Herausforderungen Fachkräftemangel, Teuerung, schwacher Binnenkonsum und das Kränkeln von Österreichs wichtigstem Handelspartner Deutschland.“ FA
Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Creditreform, analysiert den aktuellen Insolvenztrend: „Der Corona-Nachholeffekt wirkt nur mehr bedingt. Hinzukommen aber die Herausforderungen Fachkräftemangel, Teuerung, schwacher Binnenkonsum und das Kränkeln von Österreichs wichtigstem Handelspartner Deutschland.“
Laut einer Creditreform Umfrage vom Frühjahr unter 1.400 österreichischen Unternehmen berichten 39 Prozent der heimischen Unternehmen von sinkenden Erträgen. Die Auftragslage der kommenden Monate ist negativ, die Umsätze stagnieren. „Das neue Normal für Unternehmen ist die laufende, nie enden wollende Bewältigung neuer, vielschichtiger Krisen und Herausforderungen. Dafür braucht es ein professionelles Risikomanagement und eine sorgfältige Liquiditätsplanung“, fasst Weinhofer die aktuelle Lage zusammen.
Baubranche leidet
Österreichweit die meisten Insolvenzen werden im Handel (455), im Bauwesen (451) und in den Unternehmensbezogenen Dienstleistungen (418) angemeldet. Keine Überraschung ist, dass die größte relative Insolvenzbetroffenheit im Bau herrscht mit fast 19 von 1000 Branchenunternehmen. sie ist damit 2,5-mal so hoch wie der österreichweite Durchschnitt.
In Vorarlberg wurden die meisten Insolvenzen im Bezirk Dornbirn angemeldet (22), dann folgt Bregenz mit 19 Insolvenzen, Bludenz mit sieben und Feldkirch mit sechs Firmenpleiten. 90 Privatinsolvenzen wurden im Bezirk Bregenz angemeldet, gefolgt von Feldkirch mit 77, Dornbirn mit 72 und der Bezirk Bludenz mit 27 privaten Insolvenzen.
Größte Insolvenzen in Österreich
1 Leiner & kika Möbelhandels GmbH, Niederösterreich, betroffene Arbeitnehmer 3296
2 Pharmazeutische Fabrik Montavit Ges.m.b.H., Tirol, betroffene Arbeitnehmer 197
3 Hitzinger Electric Power GmbH, Oberösterreich, betroffene Arbeitnehmer 169
4 geomix AG, Steiermark, betroffene Arbeitnehmer 137
5 Eggendorfer Dienstleistungs GmbH, Oberösterreich, betroffene Arbeitnehmer130