Österreich vor einer Rezession?

Wien Die erste Schätzung für Österreichs Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2023 war eine deutlich negative Überraschung, das BIP reduzierte sich um 0,4 Prozent zum Vorquartal, stärker als wir erwartet haben. Und auch die Stimmungsindikatoren haben sich, sowohl in Österreich als auch im gesamten Euroraum, über den Sommer deutlich weiter verschlechtert. Auch der Dienstleistungssektor, der bisher so stark von der Erholung nach der Pandemie profitierte, dürfte sein Nachholpotenzial erschöpft haben. Der Impuls aus Asien durch die veränderte Pandemiepolitik Chinas blieb bisher aus, lediglich die USA überraschen positiv mit einem starken Dienstleistungssektor, dieser bringt aber wenig Impulse für den Rest der Welt, speziell für Europa.

Zusätzlich sind die negativen Folgen der starken Zinsanstiege nun immer deutlicher zu spüren, vor allem im Baubereich, aber nicht nur dort. Müssen wir mit einer Rezession rechnen?

Rückläufiges BIP

Auch wenn dies derzeit noch nicht das Hauptszenario in den meisten Prognosen ist, die Wahrscheinlichkeit dafür ist stark gestiegen, auch das dritte Quartal könnte in Österreich ein rückläufiges BIP bringen, dann wäre Österreich technisch gesehen in einer Rezession. Allerdings ein Einbruch der Wirtschaft wie in der Finanz- und Eurokrise oder gar während der Pandemie ist nicht zu erwarten, eher eine Stagnation.

Um aus dieser Stagnation wieder herauszukommen, braucht es Impulse, auch von der Wirtschaftspolitik. Als Erstes wird wohl die EZB ihre Zinserhöhungen stoppen müssen, dann braucht es weiterhin gezielte Unterstützung jener Gruppen, die von der hohen Inflation besonders getroffen sind. Aber auch hinsichtlich zukünftiger wirtschaftspolitischer Vorgaben, etwa bei Globalisierung oder grüner Transformation, braucht es stabilere Rahmenbedingungen. Entlastung wird es aber jedenfalls in einem Problembereich geben, bei diesem konjunkturellen Umfeld wird die Inflation rascher zurückgehen.