Mut zur Diskussion über die Zukunft Europas

Europäisches Forum Alpbach: Stipendiatinnen und Stipendiaten setzen sich mit Perspektiven für zukunftsfähiges Europa auseinander.
Alpbach Im Angesicht zahlreicher globaler Krisen ist eines klar: Mut zur Veränderung und aktives Handeln sind wichtiger denn je. Dieser Leitgedanke wird vom diesjährigen Forum Alpbach unter dem Titel „Bold Europe“ in den Mittelpunkt gerückt. Stipendiaten und Stipendiatinnen aus aller Welt haben die Möglichkeit, sich mit Seminaren aus vier unterschiedlichen Themengebieten zu beschäftigen. Bei „Rallying for Climate Action“ dreht sich alles um die Frage, wie Klimaschutz und sozial gerechte Transformation aussehen sollen und welche Modelle und Denkweisen es dafür braucht. Auch mit der ökonomischen, finanziellen Souveränität und der Frage um Europas Sicherheit innerhalb multilateraler Beziehungen können sich die Teilnehmer auseinandersetzen. Ganz groß werden auch Themen rund um die Demokratie behandelt.
Über Unterscheidungen
„On distinctions“ – „Über Unterscheidungen“. Der Name des Seminars klingt nicht nur sehr philosophisch, er ist es auch. Mit Philosophieprofessor Josef Mitterer und Wissenschaftlerin Katharina Neges tauchten die Teilnehmer in Diskussionen über die Bedeutung von Unterscheidungen ein. Was bedeutet „normal“ zu sein bzw. im Gegenzug „abnormal“ zu sein? Was ist „moralisch korrekt“ und was „inkorrekt“?
Als Gesellschaft haben wir uns aber auf gewisse Definitionen geeinigt, mit denen wir übereinstimmen und die wir vertreten. Im Seminar kam öfters die Frage auf, inwiefern die individuellen Ansichten von den gesellschaftlichen überhaupt abweichen dürfen, sodass der „common ground“ nicht verletzt wird. Durch die Anwesenheit der nicht nur europäischen, sondern vieler internationaler Teilnehmer konnte die Diskussion auf multikultureller Ebene geführt werden. Wie so oft in philosophischen Diskussionen wurde das Seminar nicht mit einer konkreten Definition oder Konzept für gewisse Unterschiede beendet. Viel mehr half der Rahmen, Krisen und Herausforderungen aus einer Metaperspektive zu betrachten und so zu versuchen, möglichst viele Sichtweisen zu verstehen. Der bloße Versuch, eine Antwort innerhalb dieses diversen Diskurses zu finden, lehrte mehr, als ein Lehrbuch es je könnte.
Modeindustrie der Zukunft
85 Prozent der Textilien weltweit werden verbrannt oder landen auf Müllkippen. Dafür ist laut den Seminarleiterinnen Nadine Schratzberger und Sabinna Rachimova (Fashion Revolution Austria) vor allem die Überproduktion der Fast-Fashion-Industrie verantwortlich. Deshalb beschäftigte sich das Seminar “A Deep Dive into the Global Fashion Industry” mit Themen wie Verantwortung, Transparenz und Rechenschaftspflicht als ein ganzheitlicher Ansatz für eine innovative Zukunft der Mode.
Dabei sind die Gestaltung sowie Transparenz entlang der Lieferkette auf großes Interesse gestoßen. So ist für den Vorarlberger Stipendiat Janis Neururer wichtig, dass sich Firmen mehr mit einer transparenten Wertschöpfungskette auseinandersetzen, anstatt das Marketingbudget in schnelle Lösungen, die Green-Washing begünstigen, zu investieren. Das Highlight des Seminars war ein Ausflug nach Patsch, wo die Teilnehmenden lokale Leinen-Hersteller getroffen haben. Dort bekamen sie Einblicke in den Flachs-Anbau und die Verarbeitung bis hin zum Stoff. Zuletzt hieß es auch selbst aktiv zu werden und alten Kleidungsstücken neues Leben einzuhauchen. So stand der Upcycling-Tag unter dem Motto: „Bring deine ungewollten Klamotten und Turnschuhe mit nach Alpbach und erfinde sie mit uns gemeinsam neu!“
In den nächsten Tagen erwartet die Teilnehmer ein Programm voller Austausche, Workshops, Panel-Diskussionen und Wanderungen. Auch der Aktivismus kommt nicht zu kurz. Ein Klimastreik sowie die Alpach Pride sind geplant.
Aus Alpbach berichten Stipendiaten des Clubs Alpbach Vorarlberg. Bericht:Lara Cathleen Hagen, Miriam Egger. Weitere Eindrücke auf Instagram (@clubalpbachvorarlberg).