Wieso Sonnenkönigin noch länger auf Sonne und Wasserstoff verzichtet

Markt / 18.09.2023 • 17:26 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Die Sonnenkönigin ist zum fixen Bestandteil der Bodensee-Kulisse geworden. <span class="copyright">VN/MD Franc</span>
Die Sonnenkönigin ist zum fixen Bestandteil der Bodensee-Kulisse geworden. VN/MD Franc

Eventschiff hatte 2022 das beste Jahr seit ihrer Jungfernfahrt. Ernüchternde Suche nach Alternativ-Antrieb.

Bregenz Das Eventschiff Sonnenkönigin hat im Geschäftsjahr 2022  im Rahmen von Charterfahrten und Eventveranstaltungen 47 Ausfahrten durchgeführt. Mit dieser Anzahl an Ausfahrten sei 2022 das beste Geschäftsjahr seit der Jungfernfahrt im Jahr 2008 gewesen, erklärt Alexandro Rupp, der geschäftsführende Gesellschafter der Vorarlberg Lines. An diesen Ausfahrten nahmen im Vorjahr rund 16.100 Gäste teil.

15-jähriges Jubiläum

Die Jungfernfahrt der Sonnenkönigin fand vor 15 Jahren statt. Bislang habe das MS Sonnenkönigin mit ihrer vierköpfigen Schiffscrew über 240.000 Gäste an 506 Einsatztagen über den Bodensee manövriert. Das Schiff kann maximal rund 900 Gäste und 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (z.B. Catering-Anbieter und Event-Veranstalter) aufnehmen. Die stärksten Charter-Monate seien Juni und September, also kurz vor und nach den Sommerferien.

35 bis 40 Fahrten im Jahr

In den vergangenen Jahren habe die Sonnenkönigin im Durchschnitt 35 bis 40 Fahrten verbucht. Den historischen Höchststand im Vorjahr erklärt sich Rupp unter anderem mit einem Nachholeffekt aus der Corona-Zeit, als die Sonnenkönigin so wie andere Eventveranstalter auch eine Zwangspause hatte. “Seither bemerken wir eine Veränderung bei den Firmenveranstaltungen. Sie erscheinen kompakter und konkreter auf einen bestimmten Zweck oder eine Zielgruppe hin ausgerichtet.”

Alexandro Rupp ist nach Gesprächen mit Experten ernüchtert: Bis zum Einsatz von alternativer Energie kann es noch dauern. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Alexandro Rupp ist nach Gesprächen mit Experten ernüchtert: Bis zum Einsatz von alternativer Energie kann es noch dauern. VN/Steurer

Den Höchststand an Ausfahrten werde man heuer nicht mehr erreichen, so die Prognose von Rupp. Das sei aber auch nicht das Ziel des Unternehmens. Er rechnet wieder mit 35 bis 40 Ausfahrten. Naturgemäß merke auch die Sonnenkönigin als Eventschiff die hohe Inflation und den allgegenwärtigen Kostendruck. “Hier gibt es sicherlich die eine oder andere Jubiläumsveranstaltung weniger. Allerdings bemerken wir eine unveränderte Nachfrage nach Hausmessen von Unternehmen, die auf der Sonnenkönigin veranstaltet werden.” Interessanterweise verspüre man unterdessen im Verkauf ein deutlich gestiegenes Interesse an Buchungen für das Jahr 2024.

Alternative Antriebssysteme

Die Sonnenkönigin hat ein Gewicht ohne Passagiere von 940 Tonnen. Das Schiff ist 70 Meter lang und 14,5 Meter breit. Pro Stunde werden bei Normalfahrt rund 200 Liter Diesel verbraucht. Selbst bei Vollbesetzung gehe der Verbrauch kaum nach oben. “Das ist angesichts der transportierten Masse nicht viel Treibstoff und trotzdem haben wir uns konkret über alternative Antriebstechnologien informiert”, sagt Rupp. Das Ergebnis sei jedoch ernüchternd gewesen, gerade wenn es um Wasserstoff-Technologie oder aber auch um einen Elektroantrieb gehe.

100 Bar Druck

So habe keine und keiner der befragten Expertinnen und Experten sagen können, wohin die Reise in Sachen Antriebstechnologie für Schiffe gehen werde. “Es gibt viele interessante Ansätze, aber es sind noch sehr viele Fragen ungeklärt”, sagt Rupp. So würde man im Fall eines Wasserstoffantriebes an der Außenseite des Schiffes angebrachte Tanks benötigen, die einen Druck von mehreren 100 Bar aufweisen würden. “Abgesehen von der Optik ist das eine Sicherheitsfrage. Was passiert, wenn so ein Tank aus welchem Grund auch immer explodiert?” Zudem benötige man die gleiche Infrastruktur im Hafen an Land. Auch hier würden sich unter sehr hohem Druck stehende Tanks in der Umgebung von Gästen und Passanten befinden.

Viele schwere Akkus

Bei einem Elektroantrieb wiederum müsse man nicht nur das sehr hohe Gewicht der Akkumulatoren im Schiffsinneren und deren Lage berücksichtigen, damit die Stabilität nicht gefährdet ist. “Viele unserer älteren Schiffe hätten gar nicht den Platz für so viele Akkus.” Selbst wenn dies möglich wäre, müsste man zudem eine äußerst leistungsstarke Anbindung an das Stromnetz sicherstellen, um den Strombedarf der Sonnenkönigin oder von anderen Schiffen der Vorarlberg Lines abzudecken. “Und auch dann könnten die Schiffe nur ein oder zwei Stunden fahren, ohne wieder aufzuladen.” Dabei sei die vorgeschriebene Sicherheitsreserve noch gar nicht einkalkuliert.

“Betriebswirtschaftlich derzeit nicht möglich”

Aus diesem Grund ist Rupp der Überzeugung, dass es bei größeren Schiffen in Zukunft eine Mischung aus verschiedenen Antriebstechnologien geben dürfte. Schließlich hänge das auch vom Einsatzzweck eines Schiffes ab. Zum jetzigen Zeitpunkt sei der Einsatz neuer Antriebstechnologien aufgrund der hohen Kosten jedenfalls “betriebswirtschaftlich nicht möglich”, außer es gebe umfangreiche Förderungen, was auf Dauer gesehen aber nicht das Ziel sein könne.