Wie Parkplätze zu Kraftwerken werden

Markt / 29.10.2023 • 15:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Doppelt sinnvoll: Der in Vorarlberg entwickelte Carport sorgt für Strom und schützt Fahrzeuge vor extremer Witterung. <span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
Doppelt sinnvoll: Der in Vorarlberg entwickelte Carport sorgt für Strom und schützt Fahrzeuge vor extremer Witterung. VN/Stiplovsek

Innovative Vorarlberger Firma entwickelt Energy Carports für kleine wie auch für große Parkplätze.

Hohenems In letzter Zeit verlangsamen Fahrzeuge beim Inhaus-Bäderpark in Hohenems oft die Fahrt. Ihre Chauffeure wissen zwar, dass das Angebot im Bäderhaus vielseitig und attraktiv ist – haben aber derzeit speziell den Parkplatz im Auge.

Unter dem schwebenden Parkplatzkraftwerk ist auch für Grünes Platz. <span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
Unter dem schwebenden Parkplatzkraftwerk ist auch für Grünes Platz. VN/Stiplovsek

Denn der Parkplatz ist der Prototyp des in Vorarlberg erzeugten Energiecarports. Insgesamt 18 Stellplätze mit einer nutzbaren Fläche von ca. 270 Quadratmetern wurden mit lichtdurchlässigen Photovoltaik-Elementen auf Stahlkonstruktionen überdacht – mit doppeltem Nutzen. Der Energy-Carport erzeugt Solarstrom, gleichzeitig schützt die architektonisch ansprechende Überdachung vor Sonne, Schnee und Hagel.

Die Energie, welche der großflächige Energy-Carport auf dem Kundenparkplatz in Hohenems erzeugt, reiche für elf Einfamilienhäuser, geben Inhaus-Chef Robert Küng und seine Mitarbeiter gerne Auskunft, wenn die Chauffeurinnen und Chauffeure, die zuvor die Fahrt verlangsamt haben, stehen bleiben und den innovativen Carport genauer anschauen. Mit diesem Energiecarport biete Inhaus für Unternehmen eine ideale Lösung, um großflächige Parkplätze zur Energiegewinnung zu nutzen, so Küng weiter. “Erste Bestellungen aus ganz Österreich sind schon vor der offiziellen Präsentation eingegangen”, freut sich Inhaus-Geschäftsführer Robert Küng.

Neues Geschäftsfeld

Für Inhaus ist dieses neue Geschäftsfeld eine logische Weiterentwicklung der Maßnahmen zum Klimaschutz. Als Vorreiter bei erneuerbaren Energielösungen hat sich das in Hohenems domizilierte Unternehmen zum Ziel gesetzt, neue Potentiale zur Energiegewinnung aktiv zu nutzen, betont Küng: „Wir haben ein Produkt entwickelt, das Parkplätzen einen Zusatznutzen gibt – ökologisch, ökonomisch und auch als Schutz vor Witterungseinflüssen. Versiegelte Großflächen, die oft nur temporär von Autos genutzt werden, erhalten eine neue Funktion als Solarkraftwerk. Auch die Dekarbonisierungsstrategie des Landes Vorarlberg sieht vor, diese Flächen zur Energiegewinnung zu nutzen.“

Made in Vorarlberg

Mit dem modularen Energy-Carport biete Inhaus als erstes Unternehmen in Vorarlberg eine wirkungsvolle und effiziente Konstruktion für die Überdachung von Großparkplätzen an. Das Konzept verbindet den klassischen Carport zum Schutz vor Witterungseinflüssen wie Sonne, Schnee oder Hagel mit nachhaltiger Energiegewinnung durch eine Photovoltaik-Anlage. Entwickelt wurde der neue Energy-Carport von den Spezialisten für PV-Lösungen bei Inhaus, erzählt Küng stolz über seine Mitarbeiter, die damit ihr Know-how eindrücklich eingesetzt haben.

Geschäftsführer Robert Küng ist begeistert von seinem Expertenteam und überzeugt, dass der Energy Carport in jeglicher Größenordnung die Nachfrage trifft. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Geschäftsführer Robert Küng ist begeistert von seinem Expertenteam und überzeugt, dass der Energy Carport in jeglicher Größenordnung die Nachfrage trifft. VN/Steurer

Auf den Dächern haben die Inhaus-Innovatoren 138 bifaziale Photovoltaik-Module (bifazil: aus dem englischen für “zweigesichtig”, also Module, die sowohl direkte Einstrahlung auf der Vorderseite als auch indirektes Licht auf der Rückseite zur Stromerzeugung zu nutzen) von SST Energy (Inhaus ist 85-Prozent-Gesellschafter dieses Unternehmens) montiert, die etwa ein Drittel des Energiebedarfs des Bäderparks abdecken. Der Solarertrag wird durch diese beidseitige Nutzung je nach Untergrund deutlich erhöht und kann je nach Wunsch genutzt werden, für E-Ladestationen direkt bei den Stellplätzen und ebenso für benachbarte Gebäude. Bei der Umsetzung achtete Inhaus auf Regionalität: Ausschließlich mit Vorarlberger Firmen – von den Bauschlosser-Arbeiten bis zum Fundament, den Belags- und Elektroarbeiten – wurden für die Errichtung des “Kleinkraftwerks” beauftragt.

Interesse ist groß

Schon jetzt bestehe starkes Interesse von Unternehmen, die ihre großen Parkflächen sinnvoll nutzen wollen, berichtet Küng gegenüber den VN. Inhaus bietet neben dem erzeugten Strom und dem Schutz vor Wetterereignissen wie Hagel, Sturm und Schneefall zusätzliche Leistungen wie Lichtlösungen oder E-Ladestationen und übernehme auch Abklärungen vom Bauantrag bis zum Förderansuchen. Das Parkplatz-Kraftwerk ist außerdem schnell errichtet: Der Prototyp in Hohenems mit 18 Stellplätzen wurde in nicht einmal zehn Arbeitstagen gebaut und in Betrieb genommen.

Bifaziale Photovoltaik-Module wurden beim Carport verwendet und sollen für eine möglichst große Energieernte sorgen.<span class="copyright"> VN/Stiplovsek</span>
Bifaziale Photovoltaik-Module wurden beim Carport verwendet und sollen für eine möglichst große Energieernte sorgen. VN/Stiplovsek

Die Überdachung von großflächigen Parkplätzen ist eine Anwendung des Systems, die modulare Bauweise mit der Stahlkonstruktion und den lichtdurchlässigen Photovoltaik-Elementen eigne sich auch für die Überdachung von Freiflächen und Terrassen, für E-Bike-Ports und Radgaragen, so der Inhaus-Geschäftsführer abschließend.