„Wir stemmen mit weniger Personal als früher den Laden, auch uns steht mehr Gehalt zu“

Am Dienstagfrüh kam es bei den Interspar-Mitarbeitenden kurz vor Ladenöffnung zu einer Betriebsversammlung.
von Bernadette von Sontagh
Dornbirn Zu wenig Personal, immer mehr Kundschaften und dazu der Druck, dennoch alles wie gewohnt stemmen zu müssen. Die Stimmung bei den Interspar Mitarbeitenden im Messepark ist gereizt. Seit der Corona-Pandemie sei die Luft raus, wie einige Mitarbeiterinnen erzählen. Sie wollen lieber anonym bleiben. Die Angst vor negativen Konsequenzen ist zu groß. Und dennoch wollen sie nicht länger still bleiben. „Wir stemmen mit weniger Personal als früher den Laden, auch uns steht mehr Gehalt zu“, sagt eine Mitarbeiterin.

Verhandlungen bisher ergebnislos
Pascal Reif, Regionalsekretär der Gewerkschaft GPA, informierte Dienstagfrüh um halb acht die anwesenden Mitarbeiter des Interspars über den aktuellen Stand der Kollektivvertragsverhandlungen mit der Wirtschaftskammer, die sie am 24. Oktober in Wien aufgenommen haben.

„Wir fordern unter anderem elf Prozent mehr Lohn im Handel. Begründet wird dies mit einer Inflationsrate von 9,2 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten“, so Reif. Um den Beruf des Handels für nachrückendes Personal zusätzlich attraktiver zu gestalten, wollen sie ab dem fünften Dienstjahr drei zusätzliche Urlaubstage vertraglich festhalten, ab dem siebten zwei und ab dem zehnten einen weiteren Urlaubstag. „Besonders der Lebensmittelhandel steht gut da, sein Personal nicht“, so Reif. Lehrlinge sollen einen Fixbetrag von 200 Euro mehr pro Lehrjahr erhalten.

Vorwiegend Frauen in Teilzeit
Der Interspar im Messepark ist vorwiegend in weiblicher Hand. Paletten entladen, Regale einräumen, Waschmaschinen aufstellen – das sind Arbeiten, die vorwiegend von Frauen gestemmt werden und körperlich anstrengend sind. „Es wundert mich nicht, dass wir Rückenschmerzen oder Bandscheibenvorfälle haben. Dennoch kommen wir zur Arbeit. Wir sind loyal und wissen, dass wenn wir ausfallen, ein normaler Betrieb nicht stattfinden kann“, fügt eine Mitarbeiterin hinzu. Alles, was sie wollen, ist gesehen und wertgeschätzt zu werden.

Nächste Runde wird eingeläutet
Schon am 9. November finden die nächsten Verhandlungen in Wien statt. „Wenn unsere Forderungen nicht akzeptiert werden, sind wir bereit zu streiken“, sagt eine Interspar-Mitarbeiterin. „Noch sind wir ruhig. Noch“, fügt sie hinzu.

Arthur Tagwerker, Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) berichtet von einer schlechten Stimmung bei der ersten Verhandlungsrunde. „Wir haben nicht einmal ein Angebot von ihnen erhalten. Sie sehen keinen Handlungsbedarf bei der Arbeitszeitverkürzung und bei einer zusätzlichen Urlaubswoche“, so Tagwerker.

Er setzt sich weiterhin für das Personal ein, auch wenn es sich schwierig gestaltet. Wird bei der nächsten Runde in Wien nichts erreicht, findet am 14. November eine Demonstration in Salzburg statt. Die vierte Runde wäre dann am 28. November. Einen Streik sieht er als letzte Option.
