Was Unternehmen von der Verhaltensökonomie lernen können

Verhaltensökonom Matthias Sutter sprach beim Vorarlberger Wirtschaftsforum über Fairness, Empathiefähigkeit und die Anforderungen an Führungskräfte.
Bregenz Was kann die Wirtschaft von der Verhaltensökonomie lernen? Dieser spannenden Frage ging der gebürtige Vorarlberger und Verhaltensökonom Matthias Sutter beim Vorarlberger Wirtschaftsforum nach. Er ist überzeugt: Es hilft ungemein, die Perspektive des Mitarbeiters einzunehmen. So lassen sich Konflikte in Unternehmen vermeiden.

Empathiefähigkeit
Aber kann man Empathie lernen? “Ja”, sagt Sutter. “Wobei dies gerade Frauen eindeutig besser können. Wichtig ist, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter regelmäßig treffen und sie anhören, um Informationen zu bekommen, wie die Welt aus ihrer Sicht aussieht. Auch wenn das natürlich viel Zeit kostet. Das ist wiederum ein großes Problem, weil viele Führungskräfte gar nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht.” Es sei deshalb die Aufgabe der Unternehmen, dass sie Führungskräften den Rücken frei halten, um diese wichtigen Feedbackgespräche führen zu können.
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Frage der Fairness
Ein Wort, das bei Matthias Sutter häufig vorkommt, ist Fairness. Was wird von Mitarbeitern als fair wahrgenommen? “Wenn etwas zu verteilen ist, wird 50:50 als fair wahrgenommen. Wenn das ein Arbeitgeber verletzt, kann man ein Problem bekommen. Wenn beispielsweise ein Unternehmen extrem hohe Profite einfährt, aber gleichzeitig bei Gehaltssteigerungen geizig ist, kommt das sehr schlecht an und verursacht auf lange Sicht Unzufriedenheit und Arbeitsplatzwechsel.”

Verschiedene Generationen
Was es für Führungskräfte nicht einfacher macht: Die verschiedenen Generationen haben höchst unterschiedliche Anforderungen. “Die Jungen werden in den Unternehmen dringend gebraucht, aber haben höhere Anforderungen, wenn es darum geht, Feedback zu bekommen und eingebunden zu werden. Das bedeutet eben auch, regelmäßig mit den Leuten zu sprechen.”

Anstelle des Obstkorbs
War früher der Obstkorb das Maß aller Dinge, sind es heute andere Dinge. “Speziell junge Mitarbeiter wollen einen Sinn in ihrer Arbeit sehen. Es muss etwas sein, mit dem sie sich identifizieren können. Das hilft wiederum den Firmen bezüglich Motivation und auch Verweildauer im Unternehmen”, betont Sutter. Für Führungskräfte bedeute dies, mit den Mitarbeitern an einem Strang zu ziehen, anstatt hierarchisch von oben Befehle zu erteilen.
Nächstes Buch?
Seine Erkenntnisse über den Faktor Mensch in der Arbeitswelt teilt Matthias Sutter auch erfolgreich in seinem Buch “Der menschliche Faktor”. Was als Nächstes geplant ist? “Ich habe ein paar Überlegungen, aber es ist bisher nicht spruchreif. Ich kann nur so viel sagen: Man sollte einmal ein Buch schreiben, mit fundierten Fakten über die Geschlechterunterschiede auf Arbeitsmärkten. Denn hier gibt es viele verzerrte Darstellungen, Vorurteile und Falschinformationen.”