Deshalb gehen im Mekka der Skischuhe große Wünsche in Erfüllung

Vorsprung durch Erfahrung – Lecher Skischuhmacher produziert seit über hundert Jahren für jeden den richtigen Schuh für die Piste.
Lech Der 100ste Geburtstag im Jahr 2021 fiel ins Wasser – oder am Arlberg vielmehr in den Schnee. Corona machte Hannes Strolz einen Strich durch die Rechnung. Untätig war er im Jubiläumsjahr aber nicht: In der Saison wurde aus der weltweit bekannten Skischuhmarke Strolz die Marke Hannes Strolz.

Marketing- und Markenexperten sagten dem Skischuhmacher einen formidablen Sturz voraus, “sie gratulierten mir aber auch zum Mut, diesen Schritt zu machen. Nun, in der dritten Saison mit neuem Namen ist klar, dass der Marken-Relaunch gelungen ist”, freut sich Strolz und berichtet, dass die “Handmade”-Schuhe aus seinem Haus bei mehr als 200 Händlern in 15 Ländern verkauft werden. Rund 6000 Paar Boots verkauft das Unternehmen mit Produktion in Langen gegenüber dem Bahnhof und in der SkiBootique bei der Talstation der Rüfikopf-Bahn.
Individueller geht nicht
Dort führt Neffe Merlin Strolz das Unternehmen in die nächste Generation. “Ich habe immer geträumt, dass das Unternehmen ein Skischuh-Mekka ist”, so Hannes Strolz, “die Skibootique mit der großen Show-Werkststatt ist es geworden.” Denn das großzügig konzipierte Geschäft setzt der “Customised”-Philosophie von Hannes und Merlin Strolz die Krone auf.

“Unique” nennt sich die nur in Lech, nur in der Skibootique erhältliche superindividuelle Linie in der Skischuhkollektion. “Wir können über eine Million Kombinationen anbieten”, erzählt Merlin Strolz über die Möglichkeiten im neuen Geschäft, das eher die Anmutung eines noblen Lokals hat (was in dem Ensemble am traditionellen Firmensitz ebenfalls untergebracht ist), denn einer Schuster-Werkstätte. Und doch: Die künftigen Schuhe, die entscheidend dazu beitragen, dass man gut am Ski steht und nicht nach zwei Fahrten Fußschmerzen hat, werden in der Schauwerkstatt produziert – viele der Besteller schauen mit einem Getränk am bequemen Sessel gerne zu, wie ihr individueller Schuh entsteht.

“Wir haben dem Schuh viel Platz gegeben”, so Merlin Strolz, bei der Führung durch die Bootique. Im Erdgeschoss sind die Showwerkstatt und der Shop situiert, gleich am Eingang lädt die Bar zum Verweilen ein. Geht man in den poppig gestalteten Räumen weiter nach hinten, findet sich ein kleines Museum der gloriosen Skischuhgeschichte und Verweilmöglichkeiten. Der Keller ist für die Unique-Kollektion reserviert. In der sogenannten Private Shopping Area kann der Kunde seinen ganz individuellen Schuh aus den ensprechenden Komponenten zusammenstellen, der dann inklusive Schale am Arlberg entsteht.
Regional produziert
Die Unique-Schuhe sind die Spitze des Angebots, die Hannes Strolz Classics, eben die klassische Kollektion. Beim Publikum sehr beliebt ist die Pop-Linie mit frechen Farben, aber den Eigenschaften, die Hannes Strolz-Schuhe zum Kultschuh machen, nämlich die Anpassung an den Fuß und den handwerklich hergestellten Innenschuh, um nur die zwei wichtigsten Eigenschaften für Skifahrer zu nennen. Und dann gibt es noch das, was Hannes und Merlin Strolz einen “Hybrid”-Schuh nennen: Ein Schuh für “kürzere Skitouren”, also für Variantenfahrer ideal, der bei der Abfahrt alle Eigenschaften eines Alpinschuhs “made bei Hannes Strolz” bietet, so Merlin Strolz, der in Sachen Schuh und Schuhdesign in Mailand und bei Schumachern im In- und Ausland ausgebildet wurde und als Absolvent der Hotelfachschule auch in diesem Fach firm ist.
Eine Erfolgsgeschichte: Maßgefertigt seit 1921
Im Jahr 1921 eröffnet Ambros Strolz eine Schuhmacherwerkstatt und fertigt Skischuhe aus Leder für die noch nicht so zahlreichen Skifahrer. Seine maßgefertigten Lederskischuhe waren so hochwertig verarbeitet, dass selbst das Kaufhaus «Galeries Lafayette» diese nach der Weltausstellung in Paris im Jahr 1937 ins Sortiment aufnahm. Freilich konnte Ambros damals noch nicht ahnen, bis zu welchen Ausmaßen das Unternehmen wachsen und noch Generationen später denselben Ansprüchen genügen würde, den er sich auf die Fahnen geschrieben hatte: Skischuhe auf höchstem handwerklichen Niveau und aus bestem Material für seine Kunden individuell und in Handarbeit anzufertigen.
Ambros’ Sohn Martin trat als Orthopädie-Schuhmachermeister in die Fußstapfen seines Vaters. Er war aber auch ein äußerst erfolgreiches Mitglied des österreichischen Nationalteams und damit sein eigener Testpilot, Produktentwickler, Skistar und Promoter. Neben vielen anderen Spitzenläufern stattete er auch seine Freunde Otmar Schneider und Egon Zimmermann aus, die beide auf Strolz-Schuhen Olympiasieger wurden. Bei den Ski Weltmeisterschaften 1954 im schwedischen Åre wurde Martin Strolz Vizeweltmeister im Abfahrtslauf – auf eigenen Skischuhen, versteht sich. Die internationale Ski-Elite, allen voran das österreichische Nationalteam, waren fortan und nach Beendigung der eigenen aktiven Rennlauf-Karriere Kunden von Martin Strolz. Über 25 Jahre war Strolz Ausstatter vieler internationaler Skiteams.
Martin Strolz brachte alles mit, was ihn für die Entwicklung und Herstellung von Skischuhen auf höchstem Niveau prädestinierte: eigene Rennerfahrung an der Weltspitze, handwerkliches Geschick, orthopädische Fachkenntnisse und den unbedingten Willen zur Perfektion. So war es nur natürlich, dass Martin Strolz den väterlichen Betrieb übernahm und auszubauen begann. Die Strolz Skischuhe waren aber nicht nur für den Rennlauf bestimmt: Skifahrer aus aller Welt schätzten die aus bestem Leder gefertigten Skischuhe, die in der eigenen Werkstatt in Lech handgemacht wurden.
Über einen Zeitraum von 15 Jahren blühte das Unternehmen auf und sah sich gegen Ende der 1960er-Jahre vor einer großen Herausforderung stehen: Mit der Einführung der ersten Kunststoff-Skischuhe war das Ende der Ära der Lederschuhe gekommen. Martin Strolz erkannte Chancen und Risiken dieser neuen Technologie. Er hatte zwar immense Erfahrung mit der handwerklichen Tradition des Lederverarbeitens, Formenbau und Spritzguss für Kunststoffe waren jedoch etwas völlig anderes. Und sowohl Technologie als auch Material waren für die Produktion großer Mengen ausgelegt und das widersprach der Philosophie des Hauses Strolz nach höchstmöglicher Individualität bzw. Einzelanfertigung.
Von vorher fünf namhaften Herstellern von Lederschuhen im deutschsprachigen Raum schaffte nur Strolz die Umstellung auf Kunststoffschuhe. 1970 lancierte Strolz den ersten eigenen Kunststoffschuh – das Modell „Competition“ kam auf den Markt. Mit der Entwicklung des Foam-Fit-Systems, dem Ausschäumen der Zwischenräume des Innenschuhs, konnte schließlich eine nahezu perfekte Herstellungstechnik etabliert werden.
Seit 1990 führt Hannes Strolz in der dritten Generation das Familienunternehmen. Auch er wurde als Orthopädieschuhmacher ausgebildet, studierte im Anschluss Grafik-Design, bevor er im Familienunternehmen einstieg. Neben der Fachkompetenz sollte nun auch das Design der Skischuhe aus dem eigenen Haus kommen.
Trotz einer wachsenden Konkurrenz und einer Konzentration aufseiten der Hersteller schaffte auch er die Balance aus Tradition und Moderne.
Der Anlass des 100-jährigen Bestehens sowie die Entflechtung des Sporthauses Strolz und der Strolz Schuhe im Jahr 2021 nutzte Hannes Strolz zur produktstrategischen Erneuerung und der Entwicklung einer eigenständigen Marke «Hannes Strolz», die durch die Submarke «POP by Hannes Strolz» komplettiert wird.
Hannes Strolz bürgt seit drei Jahrzehnten mit seinem Namen für die Qualität seiner Skischuhe.