„Ich bin endlich ein Schauspieler geworden“

Menschen / 04.05.2016 • 22:08 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
„Ich bin endlich ein Schauspieler geworden“

Mit „ziemlich beste Freunde“ wurde Omar Sy zum Star. Doch
sein neuer Film prägte sein Spiel weit mehr.

Berlin. (lh) Der in armen Verhältnissen in Trappes bei Paris geborene Omar Sy erlebte in den letzten Jahren eine geradezu märchenhafte Karriere und lebt heute in Los Angeles. Für „Monsieur Chocolat“ kehrte er aber wieder nach Frankreich zurück.

Sie waren ursprünglich Radio- und Fernseh-Comedian. Dann, 2011, kam „Ziemlich beste Freunde“. Der Film wurde auch international zum Mega-Erfolg und katapultierte Sie nach Hollywood – ohne dass Sie ein Wort Englisch konnten oder je eine Schauspielschule besucht hatten. Die Amerikaner setzten Sie sofort in einem „X-Men“-Blockbuster ein, dann in „Jurassic World“, und demnächst sind Sie in „Inferno“ Partner von Tom Hanks. Wie empfinden Sie diesen Blitz-Aufstieg?

Omar Sy: Als Geschenk. Und mit viel Demut.

„Monsieur Chocolat“ hat Sie vorübergehend nach Frankreich zurück getrieben. Der Grund?

Omar Sy: Diese unglaubliche Story.

Das ehemalige Sklavenkind Rafael Padilla aus Kuba mimte in einem Provinzzirkus Ende des 19. Jahrhunderts den Kannibalen Chocolat. Dort wurde er vom Clown George Footit entdeckt. Die beiden taten sich zum komischen Duo zusammen, eroberten Paris und brachten die ganze Stadt zum Lachen. Hatten Sie vorher je von Padilla gehört?

Omar Sy: Nein, und das ist eine Schande. Denn er und sein weißer Partner haben ja letztlich den weißen Clown und den dummen August geschaffen, das komische Duo, das den Zirkus für alle Zukunft beeinflusste.

Was war neu, als Sie für die Figur des Chocolat zusagten?

Omar Sy: Ich war vorher ein Schauspieler der Worte.
Auf einmal war physischer Einsatz gefragt.

War das für Ihren Partner James Thiérrée, einen Enkel von Charlie Chaplin, überhaupt kein Problem, denn der zieht ja seit Jahren mit zirkusartigen Shows durch die Lande?

Omar Sy: Regisseur Roschdy Zem hat uns für ein vierwöchiges gemeinsames Training vergattert, um die Choreografie der einzelnen Nummern zu erlernen.

Sind Sie sich dabei nicht manchmal wie ein Lehrbub vorgekommen?

Omar Sy: Schon, aber darauf musste ich mich einlassen. Das bedeutete: Jeden Tag beugen, strecken, rollen, bis ich nicht mehr konnte. Doch James hat mit seinem Können ansteckend gewirkt.

Regisseur Roschdy Zem wollte sich bei diesem Projekt nicht auf die Story des armen Schwarzen zwischen den bösen Weißen einlassen?

Omar Sy: Ja, an der Schwelle zum 19. Jahrhundert fragte man sich noch ernsthaft, ob Schwarze den Weißen als Menschen ebenbürtig wären. Chocolat hat in einem Paris gelebt, wo er in der „Szene“ einer der wenigen Schwarzen war. Man hat ihn nur als Type akzeptiert. Roschdy Zem lag jedoch daran, das Schicksal von Chocolat wie Aufstieg und Fall eines heutigen Rockstars zu zeichnen.

Was hat der Film bei Ihnen bewirkt?

Omar Sy: Ich bin endlich ein Schauspieler geworden. Vorher, glaube ich, war ich das nicht.

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