„Neugier und Lust auf Neues lebt“

Regisseur Dieter Wedel feiert am Sonntag seinen 75. Geburtstag.
Bad Hersfeld Regisseur, Theater-macher und unverwechselbarer Charakterkopf: Mit seinen Fernseh-mehrteilern begeisterte Dieter Wedel ein Millionenpublikum. Morgen, Sonntag, feiert der gebürtige Frankfurter seinen 75. Geburtstag. Im Interview mit der dpa spricht er über seine Karriere, seine Lieblingsschauspielerinnen und seine Kinder.
Herr Wedel, Sie werden am 12. November 75. Ein besonderer Geburtstag?
Wedel Jeder Geburtstag ist ein Grund zum Feiern. Aber der 75. ist wie jeder andere. Das Alter sagt nichts über den Kilometerstand aus. Ich fühle mich jünger und nicht am Lebensabend angekommen.
Berühmt wurden Sie als Fernseh-regisseur. Aktuell arbeiten Sie als Festspielintendant. Wieso ausgerechnet in Bad Hersfeld?
Wedel Das ist ein toller Spielort. Die Stiftsruine ist eine schlafende Schönheit. Sie musste nur wachgeküsst werden. Wir haben die Festspiele nach vorne gebracht. Das möchte ich fortsetzen.
Neben der Intendanz führen Sie auch Regie beim Eröffnungsstück des Theaterfestivals. Was treibt Sie an?
Wedel Ich habe das Glück, an meinem Beruf Spaß zu haben. Ich kann mich selbst verwirklichen. Ich lese immer, ich sei ein Workaholic. Das stimmt aber nicht. Wenn es Spaß macht, ist es ja keine Arbeit.
Werden Sie gar nicht müde?
Wedel Ich habe nicht den Eindruck, müder geworden zu sein. Die
Neugier und Lust auf Neues lebt. Wenn sie nicht mehr da ist, höre ich auf.
Was war der größte Erfolg Ihrer Karriere?
Wedel „Einmal im Leben“ – diese Hausbaugeschichte. Das war aber eine andere Fernseh-Zeit. Damals sprach jeder davon.
Mittlerweile durften Sie mit vielen Stars arbeiten. Wer ist eigentlich Ihre Lieblingsschauspielerin?
Wedel Wenn ich jetzt eine nenne, bringe ich viele andere gegen mich auf. Es gibt eine ganze Reihe. In Bad Hersfeld hat mir Elisabeth Lanz gut gefallen. International fand ich immer Michelle Pfeiffer großartig. Jennifer Lawrence ist ebenso zum Niederknien – mit solch einer Kraft, Schönheit und Sexappeal.
Wann gibt‘s wieder einen Film oder Mehrteiler im TV von Ihnen?
Wedel Ich habe ein Projekt mit dem Titel „Die Piraten-Insel“. Es dreht sich um die Mafia-Insel Mallorca. Die Mafia hat sich dort versammelt, um in großem Maße Geldwäsche zu betreiben. Der erste Teil ist fertig. Zwei weitere Teile müsste ich noch schreiben. Ich versuche es im Winter.
Wie beurteilen Sie die Qualität des Fernsehens?
Wedel Die öffentlich-rechtlichen Sender sind in ihrer Kernkompetenz, im Journalismus, hervorragend. Im Unterhaltungsbereich ist die Qualität verflacht. Zu viele Krimis und zu viel Fußball.
Viele Schauspieler sind heiß darauf, mit Ihnen zu arbeiten. Mit wem würden Sie gern mal arbeiten, was bisher nicht gelang?
Wedel Nicholas Ofczarek – das ist ein Wunder-Schauspieler. Aber er ist am Burgtheater. Die sagen alle: ein Film, ja – aber Theater machen wir in Wien.
Sie haben ein bewegtes Leben geführt, hatten schöne Frauen, waren mit Sexsymbol Ingrid Steeger und Hannelore Elsner liiert. Jetzt gehört Ihre Liebe nur noch Ihrer Partnerin Uschi Wolters?
Wedel Es gibt Menschen, die ein Doppelleben nicht ertragen und es gibt andere, die ohne Doppelleben nicht leben können. Ich bin auch noch nicht in dem Alter, dass ich die Reize schöner Frauen nicht mehr wahrnehme. Aber ich habe das Glück, eine Partnerin zu haben, auf die ich mich voll verlassen kann, die hundertprozentig hinter mir steht. Sie ist mir auch ein wesentlicher Ratgeber, führt Verhandlungen und macht meine Verträge.
Es heißt, Sie haben sechs Kinder – drei Jungs und drei Mädchen – von sechs verschiedenen Frauen. Korrekt?
Wedel Na ja, es sind keine Kinder mehr. Zum ersten Mal wurde ich mit 22 Vater. Die Frau hätte ich gern geheiratet. Aber sie hat mich nicht genommen, weil es ihr mit mir zu unsicher war. Die Nächste wollte mich auch nicht. Wir bekamen ein Kind zusammen, aber sie wollte nicht mit mir zusammenleben. Und als die Dritte das auch sagte, bin ich nachdenklich geworden. Es ist also keineswegs so, dass ich der große Frauenverführer war, der die Frauen hat sitzen lassen, sondern die Frauen wollten mich nicht.