Ideensammlerinnen gegen Langeweile

VN-Interview. Helga Boss (41) und Heidi Winsauer (43) über ihre Erfahrungen im Lockdown und wie sie Familienleben meistern. Zwei Powerfrauen, die neben ihrer Karriere und Familie auch “Familien Freizeit Vorarlberg” gegründet haben.
Dornbirn Moderatorin und Sprechcoach Heidi Winsauer und Helga Boss von der Messe Dornbirn GmbH haben mit Familien Freizeit Vorarlberg eine Plattform gegründet. Die VN haben die Geschäftsfrauen und Familienmenschen zum Interview gebeten.
Was macht zurzeit eine Veranstaltungsplattform, wenn keine Veranstaltungen stattfinden?
Winsauer Wir verwandeln unser Familien-Freizeit-Büro in der Dornbirner Innenstadt in ein „Advent-Schaufenster“. Mittels QR Codes bieten wir den Familien Rätselaufgaben, ein Gewinnspiel und Ausmalbilder an. Außerdem nehmen Promis ihre Lieblings-Weihnachtsgeschichte auf. Die Audiodatei stellen wir auf unsere Website. Zugesagt haben bisher: Lisbeth Bischoff, Reinhold Bilgeri, Michael Schottenberg, Barbara Stöckl, Ursula Strauß und Benno Elbs.
Ihr seid Mütter und erfolgreich im Beruf. Wie organisiert ihr die Herausforderung, Arbeit, Betreuung der Kinder und (Home-)Schule unter einen Hut zu bringen?
Winsauer Als Moderatorin und Redecoach kann ich meine Arbeit zu 100 Prozent selbst einteilen. Außerdem arbeite ich viel am Abend. Und meine Mama ist eine wichtige Stütze.
Boss Mein Mann übernimmt viel Betreuungs- und Haushaltsarbeiten. Wir teilen uns die Aufgaben auf. Aktuell besprechen wir uns, wer wann was übernimmt und die Kinder betreut. So haben beide Zeiten für die Arbeit sowie für sich selber.
Was habt ihr für Tipps parat, damit man beim zweiten Lockdown die Laune zu Hause aufrechterhalten kann?
Winsauer Spazieren gehen, kochen und backen. Beschäftigte Kinder sind in der Regel zufrieden und entspannt. Wer Ideen oder Rezepte braucht, findet sie in unserem Familien-Planer und auf unserem Blog.
Boss Wir haben uns einen Plan für die kommenden Wochen gemacht. Jede Woche gibt es ein Motto. Diese Woche: mit den Kindern das Haus auf Vordermann zu bringen, Garage aufräumen, Bücher sortieren, auch einfache Sachen wie Toilettenpapier auffüllen. Gleichzeitig basteln wir – aus Ton neue Schälchen für unsere Sukkulenten, Stoffsackerl für die Pyjamas im Badezimmer und was uns in Pinterest über den Weg läuft (lacht).
Wie läuft es bei euch zu Hause? Darf jetzt mehr liegen bleiben, habt ihr im ersten Lockdown neue Regeln aufgestellt? Kommt öfters der Pizzabote?
Winsauer Wenn noch mehr Zeug liegen bleibt, bekomme ich einen Anfall! Natürlich gibt es Regeln und einen Tagesplan, der im Wohnzimmer hängt. Ob der eingehalten wird, ist ein anderes Thema. Wir hatten am Dienstag um 8 Uhr die erste Diskussion. Pizza machen wir meist selbst. Dafür bestellen wir gerne Schnitzel und Pommes im „Dreiländerblick“.
Boss Im ersten Lockdown entstand der Wochenplaner für die Kinder. Gleich wie im Kindergarten. So wissen die Kinder, welcher Tag ist und was wir heute vorhaben. Im Gegensatz zum ersten Lockdown werden wir dieses Mal mehr Tagesroutine haben. Der Pizzabote kommt bei uns gar nicht, weil wir fast immer selber kochen und backen – auch hier sind die Kinder dabei – Karotten, Kartoffeln schälen, Tisch decken, abräumen, was dazu gehört.
Schultert ihr jetzt die Situation mit viel Humor, Schokolade, Wein oder Sport? Wo gibts Auszeiten für euch?
Winsauer Damit ich einmal am Tag 20 Minuten meditieren kann, dürfen die Kinder im Fernsehen ihre Lieblingsserie anschauen. Der letzte Lockdown hat mir vier zusätzliche Kilos beschert, das will ich dieses Mal vermeiden.
Boss Es ist eine Kombination aus allen Zutaten (lacht). Auszeiten gibt es bei uns abends, wenn die Kinder schlafen und auch mit den Kindern. Wenn diese überdreht sind, hören wir uns mal eine Kinder-Meditation an. Und wir haben das unglaubliche Glück, in einer wunderbaren Gegend zu sein und gehen, wann immer es möglich ist, eine Runde in den Wald oder zu den Kühen in Nachbars Stall. Oder wir fahren auf einen der tollen Spielplätze, die das Land bietet.
Habt ihr vor, etwas anders zu machen als im ersten Lockdown?
Winsauer Wir haben dieses Mal ein Schulkind, was unsere Flexibilität enorm einschränkt. Bin echt gespannt, wie das wird, wenn der Kleine still sein muss, damit der Große schreiben und rechnen kann.
Boss Unsere Kinder dürfen immer wieder in die Kinderbetreuung, da wir ein sehr eingeschränktes familiäres Netzwerk haben.
Was gibt euch Kraft und Halt?
Winsauer Mein Mann, die Familie und die Gewissheit, dass es ein Privileg ist, in Österreich zu leben.
Boss Zuversicht, dass alles gut werden wird. Und dass alles Schlechte auch eine gute Seite hat. Wir erleben diese Zeit intensiv als Familie.
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