Der Zauber von Weihnachten

Die VN fragen nach: Welche Kindheitserinnerungen haben Sie an das Fest?
Schwarzach Gerade für Kinder ist Weihnachten einfach nur magisch: Der Moment, an dem das Glöckchen erklingt, der Christbaum, der im schönsten Glanz erstrahlt und die Wünsche, die wie von Zauberhand in Erfüllung gehen. Die VN haben vier bekannte Vorarlberger gefragt, wie es damals war, als sie noch ans Christkind glaubten.
Andreas Rudigier (55), Direktor des Vorarlberg Museums in Bregenz, ist auf 1000 Metern Seehöhe aufgewachsen, „noch dazu eher auf der Schattenseite“, merkt er an. Weihnachten verbindet der gebürtige Montafoner daher stets mit Schnee. Rudigier: „Unsere heuer leider verstorbene Mama hat die Advent- und Weihnachtszeit sehr inszeniert. Da backte nicht nur sie Kekse, sondern bei jeder Föhnlage auch das Christkind, und das tat sie vor allem auch mit dem Anhören von volksmusikalischen Weisen, die sie auf zahllosen Musikkassetten aufgenommen hatte. Und mit meinem Vater ging’s am 24. immer in ,Ehnis Wald‘ auf Christbaumsuche. Legendär bleibt auch das riesige Schokoladenpaket unserer Oma aus der Rheinmetropole Düsseldorf, die uns Jahr für Jahr zeigte, was die Stadt Besseres zu bieten hat als das Land.“
„Holder Knabe im lockigen Haar“? Für Jürgen Metzler (68), Obmann des Theatervereins Bizau, hat die Textzeile aus „Stille Nacht“ eine ganz eigene Bedeutung. „Es war Anfang der Sechzigerjahre“, erinnert er sich. „Mein um ein Jahr jüngerer Bruder hatte einen wunderschönen hellblonden Lockenschopf und so kam mir kurz vor Weihnachten die Idee, unsere Weihnachtstanne statt mit der damals üblichen Lametta mit den Engelslocken meines Bruders zu schmücken.“ Mit ein paar „Stollwerk“ sei dieser schnell überredet gewesen und er mit der Schere emsig am Werk. „Die Locken machten sich prächtig am Baum, aber mein Bruder sah aus wie ein gerupftes Huhn. Als die Mama heimkam und den Weihnachtsschmuck und meinen Bruder sah, wollte sie mir mit dem Rührholz einen ,Tatzen‘ verabreichen. Doch ich entwischte und das Rührholz traf statt meiner Hand das Fenster, das klirrend in Brüche ging. Eine doppelte Bescherung“, fährt der 68-Jährige fort. Sängerin Chantal Dorn (56) sind neben dem obligatorischen Rollschinken mit Kartoffelsalat und Omas verbrannten Kokosbusserln vor allem die schwarzen Lackschuhe, die sie als Fünfjährige zu Weihnachten bekommen hat, in besonderer Erinnerung geblieben. „Es waren exakt dieselben, die der amerikanische Kinderstar Shirley Temple in seinen Filmen trug. Beseelt von dem Gedanken, nun auch bald so steppen zu können wie mein Idol, tanzte ich mit meinen neuen Schuhen so wild und freudig um den Christbaum herum, bis ich irgendwann das Gleichgewicht verlor und in demselben landete“, erzählt sie.
Ingrid Thurnher (58) verbrachte die ersten neun Lebensjahre in Vorarlberg. Die ORFIII-Chefredakteurin blickt zurück: „Ich erinnere mich daran, dass unser Vater mit mir und meinen kleineren Schwestern zum Skifahren nach Brand gefahren ist, damit meine Mutter zu Hause in Ruhe ,Christkind‘ spielen konnte.“


