Das Persönliche macht den Unterschied

Christina Fetz-Eberle managt mit viel Herzblut ihre Familie und zwei Schmuckgeschäfte.
Hittisau Seit etwas über einem Jahrzehnt ist Christina Fetz-Eberle selbstständig. In ihrer Schmuckwerkstatt bietet die 32-Jährige eigenen „Glanzstück“-Schmuck, Juppenschnallen oder -taschen, die es nicht von der Stange gibt. Die VN haben mit der Hittisauerin über das Unternehmertum, neue Projekte und erfolgreiche Geschäftsideen gesprochen.
Wie Sind Sie Schmuckdesignerin geworden?
Fetz-Eberle Nach der Schule habe ich eine Lehre in einem Schmuckgeschäft im Verkauf gemacht. Das war perfekt für mich, da ich gerne mit Menschen zu tun habe. Ich habe aber während meiner Lehrzeit entdeckt, dass mich das Design und die Herstellung von Schmuck interessiert. Mein Vater, der Schlosser ist, hat mich darin unterstützt. Anfangs habe ich in seiner Werkstatt Schmuck aus Edelstahl hergestellt. Da dies aber körperlich sehr anstrengend ist, habe ich zu „Art Silver Clay“ gewechselt. In Deutschland habe ich dann Goldschmiede- und Schmuckdesignkurse belegt.
Mit nur 20 Jahren haben Sie 2008 mit Ihrem ersten Geschäft den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Was war damals die Herausforderung?
Fetz-Eberle Meine Familie hat mir immer Rückhalt gegeben. Ich bin eine Macherin und habe damals einfach bei der Bank Geld aufgenommen. Das war für mich kein Thema. Eine Herausforderung war, ernst genommen zu werden. Auch heute höre ich noch manchmal Sätze wie, muss sie mit Kindern unbedingt ein zweites Geschäft haben?
Was würden Sie rückblickend anders machen?
Fetz-Eberle Ich würde nichts anders machen. Ich bin 2010 zum ersten Mal Mama geworden und dachte mir zuerst, dass der Zeitpunkt nicht gerade günstig ist. Aber es war genau richtig. Inzwischen sind meine drei Kinder vormittags im Kindergarten oder in der Schule versorgt und ich kann meiner Arbeit nachgehen.
Wie geht es Ihnen nach einem Jahr Coronapandemie?
Fetz-Eberle Privat habe ich die Zeit der Lockdowns sehr genossen. Ich habe sehr viel Zeit mit meinen Kindern verbracht. Da wir im Paradies leben, fehlt meinen Kindern und uns als Familie nichts. Die Selbstständigkeit macht mir schon zu schaffen, da wir dreimal geschlossen hatten. Mein zweites Geschäft habe ich im Oktober 2020 in Bezau eröffnet. Das war mehr geschlossen als geöffnet. Die Ungewissheit ist nicht einfach. Vor allem, wenn ich an die Verantwortung denke, die ich gegenüber meinen Mitarbeitern habe.
Sind während des Lockdowns neue Projekte entstanden?
Fetz-Eberle Mein Mann Andreas, der im IT-Bereich tätig ist, ist während des Lockdowns auf den Geschmack der Schmuckherstellung gekommen. So haben wir uns entschieden, eine gemeinsame Kollektion zu machen. Wir haben zusammengearbeitet, in dem ich die Schmuckstücke entworfen habe und Andreas hat sie gegossen. Das gemeinsame Ergebnis ist in der aktuellen Ausstellung des Werkraums Bregenzerwald zu sehen.
Welche Eigenschaften braucht es für die Selbstständigkeit?
Fetz-Eberle Man muss sich trauen und fleißig sein. Selbstständigkeit bedeutet, dass es nicht nur ein Job ist, man muss es sehr gerne machen und auch eine dicke Haut haben. Die geht mir manchmal noch ab, manche Sachen gehen mir immer noch nahe.
Was macht den Erfolg Ihrer Geschäftsidee aus?
Fetz-Eberle Meinen Erfolg macht das Persönliche aus. Über den persönlichen Kundenkontakt und den damit verbundenen Kundenservice geht nichts. Damit können wir gegenüber dem Onlinehandel punkten. Außerdem schaue ich darauf, dass wir beim Schmuck, bei den Uhren und dem Kunsthandwerk Produkte bzw. Marken anbieten, die nicht jeder hat. Die Verpackung aus heimischen, recycelten Karton unterstreicht die Haltung, das Persönliche, nochmals. VN-PAG

