Die Briten trauern um ihren „Duke“

Prinz Charles hat sich für die große Anteilnahme bedankt. AP
Prinz Philip – ein langes Leben an der Seite der Queen.
London Seit Prinz Philip am Freitag im Alter von fast 100 Jahren starb, trägt die britische Nation Trauer: Eine Woche lang weht der „Union Jack“ auf Halbmast, die BBC wiederholt pausenlos immer dieselbe Dokumentation über sein Leben, und sämtliche Tageszeitungen tragen formatfüllend das Porträt dieses noch in hohem Alter gut aussehenden, hochgewachsenen Mannes, Schlagzeilen nennen ihn den „Felsen“ der Königin und versichern: „Wir alle weinen mit Dir, Ma’am“. In der Tat: Die Heirat mit der damaligen Prinzessin Elisabeth (übrigens seine Cousine dritten Grades – denn beide waren Ururenkel von Königin Victoria), die er bereits als Achtjährige kennengelernt hatte, war eindeutig eine Liebesheirat – und dies stand in scharfem Kontrast zu den bekannten Ehedramen ihrer Nachkommen. Prinz Philip, auch genannt „the Duke“ (of Edinburgh), blieb in den 70 Ehejahren die wichtigste Stütze dieser am längsten regierenden Monarchin der britischen Geschichte.
Spekulationen
Was sein – nach dem einmonatigen, längsten Spitalaufenthalt seines Lebens – zu erwartendes Ableben für die Queen bedeutet, kann man nur erahnen. Manche spekulieren bereits, dass die in wenigen Tagen 95-jährige Königin durch den Tod ihres Gatten die Kraft zu regieren verlieren und den Thron an ihren auch schon 72-jährigen Sohn Prinz Charles weitergeben könnte. Dass sie jetzt, trotz Trauer und Schmerz, die Zügel schleifen lässt oder gar aus der Hand gibt, erscheint jedoch wenig wahrscheinlich.
Prinz Philip blickte zurück auf eine dramatische Kindheit: Am 10. Juni 1921 wurde er auf der Insel Korfu als Prinz von Griechenland und Dänemark in die griechische Königsfamilie geboren, welche wegen eines Staatsstreichs die Flucht ergreifen musste – ein britisches Kriegsschiff, auf dem Baby Philip in einer Bananenkiste lag, brachte sie in Sicherheit. Im Zweiten Weltkrieg akzentuierte sich das Familiendrama – während die Mutter in Athen eine jüdische Familie versteckte und Philip in der Royal Navy heroisch gegen Nazideutschland kämpfte, heirateten drei seiner vier Schwestern deutsche Nazis. Als eine von ihnen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, sandten Hitler, Göring und Goebbels persönlich Beileidstelegramme.
Philip musste wegen seiner Heirat 1947 auf eine vielversprechende Marine-Laufbahn verzichten. Und obwohl er als Prinzgemahl, stets zwei Schritte hinter der Queen, ein extrem spannendes Leben führte, 143 Länder besuchte, mit 18 US-Präsidenten zusammentraf und gar von einem Stamm auf der Pazifikinsel Tanna (Vanuatu) als Gott verehrt wurde, war sein Start im Buckingham Palace holprig: Die Höflinge beobachteten ihn mit Misstrauen, ja Verachtung; ihm wurde, im Gegensatz zum Gatten seiner Ururgroßmutter Queen Victoria, Prinz Albert, der Titel „King Consort“ verweigert – er blieb „Prince Consort“. So war er der Monarchin zwar stets am nächsten, hatte jedoch keine verfassungsmäßig festgelegte Rolle. Als die Queen auf ihrem Familiennamen „Windsor“ bestand und seinen Namen Mountbatten verweigerte, polterte Philip, er sei der einzige Mann im Land, der seinen Kindern nicht den eigenen Namen geben könne – „ich bin hier nur eine verdammte Amöbe“. Philips scharfzüngiger Humor, der immer wieder an schiere Taktlosigkeit grenzte, wurde legendär. Noch mehr aber sein Einsatz als erster Präsident des World Wildlife Fund und Gründer der erfolgreichen Stiftung „Duke of Edinburgh Award“ zur Förderung von Jugendlichen.

Die Streitkräfte haben Prinz Philip mit 41 Salutschüssen geehrt. AFP
