Wahres Stilgefühl scheut keine Kosten und Mühen

Eine Modeshow der besonderen Art gibt es bis zum 3. Oktober auf Schloss Ambras in Innsbruck. In der Ausstellung „Mode schauen“ sind 130 Objekte der fürstlichen Garderobe vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zu sehen.
Die Inszenierung adeliger Denkmäler ist Ausdruck einer hohen gesellschaftlichen Stellung. So war es auch am Wiener Hof. Der k. und k. Hof- und Kammerlieferant Wilhelm Jungmann und Neffe in Wien befriedigt die Eitelkeiten der betuchten Kundschaft. Doch nicht Kaiserin Sisi ist in Sachen Mode federführend, sondern Fürstin Pauline Metternich. Wenn sie am ersten Frühlingstag das Palais verlassen hat, lauert die Damenwelt, welche Farbe sie trägt – und die wurde dann zur Farbe der Saison. Jede Robe war für eine einmalige Gelegenheit, sonst galt man als verarmt.
Armselig sind des Kaisers alte Kleider. Die Geliebte von Kaiser Franz Josef, Anna Nahovsky, schreibt in ihren Tagebüchern: „Wenn ich ihm beim Ankleiden helfe, sagt er: ‚Ich trage meine Kleider zwanzig, dreißig Jahre, die Beinkleider werden gewendet. Es ist wirklich eine Schande, ich sehe aus wie ein Bettler.‘“
In den 60er- Jahren avanciert die persische Kaiserin Farah Diba mit ihrer toupierten Frisur und aufgestecktem Knoten zum Vorbild vieler junger Frauen. Bei der Präsentation ihrer Biographie in Berlin habe ich sie darauf angesprochen: „Für mich war das sehr berührend, denn überall, wo ich auf der Welt war, wurde mir erzählt, dass meine Frisur kopiert wird.“
Um den Standesunterschied zwischen Regent und Volk zu demonstrieren, dient als optisches Zeichen der Handschuh. Für Queen Elizabeth II. ist es daher absolut undenkbar, Menschen bloßhändig zu begrüßen. Dianas letzter Butler, Paul Burrell, weiß: „Die junge Diana kam ins Königshaus und sagte: ‚Ich mag keine Handschuhe tragen. Ich möchte die Menschen berühren.‘ Die Hofbediensteten sagten: ‚Mam, sie berührt Menschen. Sie wird sich mit etwas anstecken.‘“
Heute ist Händeschütteln ein Relikt aus der Vor-Corona-Zeit.
„Heute ist Händeschütteln ein Relikt aus der Vor-Corona-Zeit.“