Eine haarige Hilfsaktion: Vom Zopf zur Perücke

Bei Saskia König und Michaela Schedler heißt es Haare ab für den guten Zweck.
BREGENZ In „Saskias Haarzauberei“ landet abgeschnittenes Haar nicht im Müll. Es wird gesammelt. Mindestens 30 Zentimeter lange gesunde Haare schickt die Besitzerin des Friseursalons im Bregenzer Schöllerareal, Saskia König (28), an den Verein „Die Haarspender“. Die in Wien ansässige Non-Profit-Organisation lässt daraus maßgeschneiderte Perücken für Kinder herstellen, die ihr Haar durch Krankheit verloren haben. Gesammeltes Resthaar ist für ein Umweltschutzprojekt gedacht.
Haare spenden
„Saskias Haarzauberei“, seit kurzem Partnersalon von „Die Haarspender“, nimmt Haar entgegen, oder Saskia nimmt selber die Schere in die Hand. Die Idee, Haare zu spenden, stammt indes von Manuela Schedler. Vor drei Jahren hat die ebenfalls 28-Jährige ihr damals hüftlanges Haar um 43 Zentimeter gekürzt und es an „Die Haarspender“ geschickt. Als sich Manuela dann von ihrer nachgewachsenen Mähne zu trennen gedachte, ging sie zu Saskia König, die gerade – mitten in der Coronakrise – ihren eigenen Salon aufgemacht hatte.
Auf in die Selbstständigkeit
Saskia hat sich letzten Herbst, nach fünf Jahren Leitung eines DM-Friseurstudios, selbstständig gemacht. Am 5. November eröffnete sie „Saskias Haarzauberei“, ohne zu ahnen, dass sie aufgrund der Corona-Maßnahmen gleich wieder schließen musste – mit einer kurzen Unterbrechung zu Weihnachten. Nur weil ihr die Vermieterin, die Firma Rhomberg, mit der Mietzahlung entgegengekommen ist und sie „ein bisschen etwas aus dem Härtefallfonds“ erhielt, musste Saskia ihren Betrieb nicht dichtmachen.
Seit die erste Kundin Anfang März ihre Mähne hergab, hat Saskia über 70 Haarspenden nach Wien geschickt. Die meisten davon, an die 30, stammen vom Haarspende-Aktionstag, den Manuela Schedler am 3. Juli in „Saskias Haarzauberei“ organisiert hatte. Und Organisieren, das kann die Absolventin der Tourismusschule Bludenz, die als Mutter von drei kleinen Kindern nebenbei die Administration von Moya Fashion schupft und sich zudem im Tierschutz engagiert.
Prominenter Besuch
„Übrigens hatten wir bei der Haarspende-Aktion prominenten Besuch“, berichtet Manuela. „Bürgermeister Michael Ritsch kam vorbei.“ Naturgemäß konnte Ritsch kein einziges Haar hergeben, aber: „Er spendete 360 Euro für die Herstellung einer Perücke.“
Der Erfolg dieses Events war so groß, dass das Power-Frauen-Duo plant, künftig jedes Jahr Anfang Sommer einen solchen Aktionstag durchzuführen. „Man kann aber bei mir das ganze Jahr über Haare lassen“, macht Saskia klar. Und das nicht nur zugunsten von „Die Haarspender“. Aus für Perücken ungeeigneten Haaren werden Filter in Form von Teppichen und Strumpfwürsten gemacht, die das Meerwasser reinigen, etwa bei Ölaustritt. Mit einem Kilogramm Haare können nämlich acht Liter Öl absorbiert werden.
„Mein Vorbild ist Thierry Gras“, sagt Saskia. Der französische Friseur hat 2015 den Verein „Coiffeures Justes“ (Faire Friseure) gegründet, dessen mittlerweile rund 3300 Mitglieder mit Haarspenden zur Reduktion der Meeresverschmutzung beitragen. „Zum Umweltschutz müsste jeder beitragen“, mahnt Saskia. „Es bewegt sich eh schon einiges“, wirft Manuela ein. „Aber es müsste schneller gehen. Viel schneller.“ HRJ
„Es bewegt sich eh schon einiges, aber es müsste schneller gehen. Viel schneller.“


Zu den Personen
Saskia König
Geboren 6.Juli 1993
Wohnort Hörbranz
Beruf Friseurin, GF „Saskias Haarzauberei“
Familie verlobt
Freizeit Bewegung in der Natur mit Hund Rocky
Info Facebook Haarspende Bodensee
Manuela Schedler
Geboren 18. September 1992
Wohnort Hörbranz
Beruf Angestellte bei Moya Fashion
Familie verheiratet, 3 Kinder (6, 4, 1 1/2)
Freizeit Familienausflüge in der Natur, Freunde treffen, gut Essen