„Es ist ein Privileg, mit der Rolle älter zu werden”
Ulrike Kriener über 20 Jahre als herbe TV-Kommissarin Ellen Lucas.
München Es ist eine Paraderolle für Ulrike Kriener: Seit 2002 verkörpert die populäre Schauspielerin in der Krimireihe „Kommissarin Lucas“ die herbe Ermittlerin, die es aus Köln nach Bayern verschlagen hat.
Frau Kriener, seit 20 Jahren stehen Sie als Kommissarin Lucas vor der Kamera, 2002 begannen die Dreharbeiten zur ersten Folge. Macht es Ihnen nach so langer Zeit noch Spaß?
Kriener Das tut es, sonst würden wir es nicht machen. Natürlich waren wie in jeder langen Lebensspanne nicht alle Phasen gleich gut, aber wir haben immer wieder einen Weg gefunden.
Wie erklären Sie sich den anhaltenden Erfolg der Krimireihe „Kommissarin Lucas“ beim Publikum?
Kriener Ich denke es hängt damit zusammen, dass wir es ernst meinen. Wir strengen uns wirklich an, gute Bücher hinzukriegen, wir nehmen Besetzung und Regie sehr ernst. Mir liegt auch daran, dass ich eine glaubwürdige und interessante Figur spiele, die nicht einfach nur brummig guckt und sagt: „Wo waren Sie gestern Abend?“, sondern psychologisch mehr Tiefe hat.
Seit kurzem wird nicht mehr in Regensburg ermittelt, sondern in Nürnberg. Was war der Grund?
Kriener Nach den vielen Jahren gab es den Wunsch, das Ganze zu modernisieren, und deshalb ist man in diese größere Stadt gegangen. Nürnberg ist in der Anmutung ja großstädtischer als Regensburg, das ein bisschen gemütlicher ist. Mir ist der Wechsel schwer gefallen, ich hänge sehr an Regensburg. Aber nach dem Tod von Tilo Prückner, der von der ersten Folge an mitgespielt hatte, dachte ich mir: Vielleicht kommt der Umzug zum richtigen Zeitpunkt.
Wie ist das, wenn man mit der Rolle älter wird, die man spielt?
Kriener Ich finde es toll. Wer hat denn schon das Privileg, mit einer Rolle älter zu werden? In den neuen Folgen, die wir jetzt drehen, werden wir das übrigens auch thematisieren. Man hat mit Mitte 60 ja nicht mehr dieselbe Haltung zur Arbeit wie mit Mitte 40, da stellen sich auch Verschleiß und Müdigkeit ein. Ich finde es richtig und wertvoll, dass wir mit der Figur Ellen Lucas auch solche Fragen stellen können, die im Fernsehen sonst nicht oft verhandelt werden.
Wie lange wollen Sie die Figur noch spielen?
Kriener Das wissen wir nicht. Wir reden anhand der Figur darüber, gerade auch weil sie in einer der nächsten Folgen einen Fehler macht und ihrer eigenen Lebenserfahrung nicht mehr traut. Und auch der Zuschauer fragt sich dann vielleicht, wie weit er dieser angeschlagenen Polizistin noch trauen kann. Aber wir machen das solange wir das glaubwürdig finden. Wenn wir irgendwann nicht mehr weitermachen, werden wir einen schönen Abschluss finden, wie auch immer der sein wird. Da habe ich keine Pläne, das einzige was ich weiß ist: Ich will nicht erschossen werden.
Warum denn nicht?
Kriener Ach, das ist doch die simpelste Methode. Nur weil bei der Polizei mit Waffen hantiert wird, muss die arme Kommissarin doch nicht erschossen werden. Das fände ich ein bisschen schlapp.
Was machen Sie eigentlich, wenn Sie nicht vor der Kamera stehen?
Kriener Ich habe keine Hobbys, falls Sie das meinen. Ich gehe gerne raus, ich bin im Garten, im Sommer gehe ich schwimmen, ich treffe Freunde, ich lese, ich lebe. Mein Beruf ist mein Hobby.
Haben es Schauspielerinnen über 50 eigentlich immer noch schwer, gute Rollen zu bekommen, oder ändert sich das gerade?
Kriener Ich habe nach wie vor gute Rollen und gute Angebote. Aber natürlich reduziert sich das in gewissem Sinne, einfach weil ich als ältere Frau nicht mehr für alle Themen in Frage komme. ski