15 Kilometer am Tag

Walter Bologna sorgt dafür, dass es in der Bregenzer Innenstadt sauber ist.
BREGENZ Ohne Straßenkehrer sähe es in unseren Städten und Dörfern grausig aus. Allein in der Landeshauptstadt müssen täglich rund 40 Kilometer Gehsteige und rund 30 Kilometer Rad- und Fußwege sauber gehalten werden. Dafür sorgen fünf Bauhof-Mitarbeiter, die sich die vier Stadtgebiete – Mariahilf, Schendlingen, Weidach und Innenstadt – teilen. Einer von ihnen ist Walter Bologna. Der 56-jährige Bregenzer gehört seit Anfang des Jahres zum Team der Straßenkehrer.
Bologna ist ausgebildeter Tischler, Technischer Zeichner und Einrichtungsberater und hat alle drei erlernten Berufe ausgeübt. Zuletzt war er zwei Jahre in einem Büro beschäftigt. „Das war aber nichts für mich“ bekennt er. „Ich wollte im Freien arbeiten.“ Straßenkehrer sei das Richtige für ihn, meinte er, bewarb sich beim Bregenzer Bauhof und bekam den Job. Und so reinigt er seit dem 10. Jänner Gehsteige und Plätze in der Innenstadt – gemeinsam mit seinem Kollegen Isi.
Bolognas Arbeitstag beginnt um 6 Uhr früh im Pircher-Areal, dort hat der Bauhof ein Lager eingerichtet. Er holt Kehrichtwagen, Greifzange und andere Utensilien und macht sich auf den Weg. Sein Gebiet: Deuringstraße, Kirchstraße, Leutbühel, Kaiserstraße, Klostergasse, Augasse, Wolfeggstraße, Römerstraße, Montfortstraße, Kaspar-Hagen-Straße, Weiherstraße, Weiherspielplatz, St.-Anna-Straße, Jugendhaus-Between-Areal, Bahnhof samt Bahnhofsbrücke. Täglich legt Bologna an die 15 Kilometer zurück. Und das bei jedem Wetter, auch bei drückender Hitze, auch bei Eiseskälte. Vorgeschrieben ist, dass er seinen Bereich innerhalb von achtdreiviertel Stunden, „exklusive Z’Nüne- und Mittagspause“, sauber hält.
Straßenkehrer ist durchaus keine leichte Tätigkeit. „Viele Leute meinen, wir gehen den ganzen Tag bloß spazieren“, sagt Bologna. „Die haben keine Ahnung.“ Vor allem kommen die Straßenkehrer immer wieder mit ziemlich unappetitlichen Sachen in Berührung. Neben Hinterlassenschaften von Menschen und Tieren habe er schon volle Windeln, eingekotete Unterhosen und benutzte Tampons aufgeklaubt, zählt er Beispiele auf. Er fand aber auch schon Geldtaschen, in denen bis aufs Bargeld alles noch drinsteckte. Und neulich lagen nagelneue Schuhe, an denen der Preiszettel noch pickte, auf dem Gehsteig. Das bisher Kurioseste hat er auf dem Weiherspielplatz entdeckt: „Ein Dildo, zart genoppt.“ Heute Früh hat er eine tote Taube aufgelesen. Kein Verständnis hat Bologna dafür, dass so viele Zigarettenstummel achtlos auf dem Boden landen, obwohl genügend Aschenbecher vorhanden sind. „Das Schlimmste ist jedoch, dass so viel Essen weggeworfen wird. Woanders verhungern Menschen“, so sein Kommentar. Im Übrigen seien die Abfallbehälter, die er bis zu dreimal täglich leert, mit 50 Prozent illegal entsorgtem Hausmüll vollgestopft. „Alle wollen eine saubere Stadt, dennoch landet so viel im Müll“, kritisiert er.
Passionierter Biker
Ist die Arbeit getan und der Kehrichtwagen verräumt, schwingt sich Walter Bologna auf seine Yamaha Virago XV 1100 und düst nach Hause ins Vorkloster. Das Motorrad hat er sich vor acht Jahren zugelegt. Pro Saison fährt der passionierte Biker zwischen 7000 und 10.000 Kilometer. Zu seinen bevorzugten Strecken zählen das Furkajoch, das Tiroler Lechtal, das Stilfser Joch, die Queralpenstraße. „Motorrad fahren ist Erholung und Entspannung für mich.“ Sagt’s, startet, und weg ist er. HRJ
„Das Schlimmste ist, dass so viel Essen weggeworfen wird. Woanders verhungern Menschen.“



Zur Person
WALTER BOLOGNA
Geboren 11. Oktober 1965
WOHNORT Bregenz
BERUFE Tischler, Technischer Zeichner, Einrichtungsberater, Straßenkehrer
FAMILIE Single, eine Tochter
MOTTO Zufriedenheit ist wichtig.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.