Brennen für die Literatur

Menschen / 31.08.2022 • 19:19 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Jasmine Etter liest beim feministischen Kultfestival in Feldkirch eine Kurzgeschichte vor.
Jasmine Etter liest beim feministischen Kultfestival in Feldkirch eine Kurzgeschichte vor.

Jasmine Etter liest heute erstmals aus ihrem Debüt.

Lustenau,HarD „Bregenz brennt!“ – Angesichts des andauernden Hitzesommers könnte es sich durchaus um ein reales Szenario handeln. Allerdings ahnte Jasmine Etter davon noch nichts, als sie Anfang des Jahres 2022 eine Kurzgeschichte in ihren Laptop tippte. Ins warme Bett gekuschelt, ließ die 34-Jährige ihren dystopischen Gedanken freien Lauf, sinnierte über länger anhaltende Hitzeperioden, Temperaturrekorde und in der Folge extreme Dürre. Eine Vorahnung? Klima-Science-Fiction? Utopische Literatur? Jedenfalls perfekt für die Ausschreibung von „Litrobona. Zeitschrift für Literatur“, deren Herausgeber unveröffentlichte Texte zum Thema „Österreich und der Klimawandel“ suchten.

60-seitige Novelle

Dass die Wahl auf „Bregenz brennt!“ fiel und der Text in der Juni-Ausgabe abgedruckt wurde, war für die Lustenauerin der Auftakt einer Erfolgsserie, die ihre Fortsetzung im ersten eigenen Buch findet.

„Es ist ein total schönes Gefühl und doch irgendwie unrealistisch“, freut sie sich über die 60-seitige Novelle mit dem Titel „(K)eine Geistergeschichte“. „Mein Traum ist Realität geworden und ich kann nicht ganz glauben, dass es gerade wirklich passiert!“ Denn noch hält Jassi Etter, wie sie sich als Autorin nennt, das Büchlein nicht in Händen. Heute ist es jedoch so weit, denn dann liest sie erstmals im Rahmen der Harder Abendbrise um 18 und 20 Uhr aus ihrem Debüt. Jeder kann vorbeikommen und in der Bücherei am Dorfbach bei Bubble-Waffeln und Musik zuhören. Es geht um Liebe und Vanille-Eis, um Identität und die nächtlichen Besuche einer Geisterfrau und nicht zuletzt darum, für sich und die eigenen Bedürfnisse einzustehen.

Verantwortung übernehmen

Apropos einstehen: Etter ist es ebenfalls ein großes Anliegen, über das Schreiben hinaus in Sachen Klimaschutz Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu sein. Beispielsweise indem sie ganze Nachmittage lang Äpfel schält, in Schnitze schneidet und zu Apfelmus verkocht. Als Mitglied der solidarischen Landwirtschaft „Gemeinsam für glückliches Gemüse“ ist ihre Währung das Mithelfen und Teilen. Aber auch Umsonst-Flohmärkte und Tauschsysteme bekommen bei der stellvertretenden Büchereileiterin Aufmerksamkeit. „Man muss nicht alles alleine haben“, sagt sie, „wir nutzen in unserem Fünf-Parteien-Haus die Waschmaschine gemeinsam oder leihen uns Geräte wie beispielsweise eine Bohrmaschine gegenseitig aus. Alles was wir gemeinsam nutzen, reduziert unseren Konsum.“ Die junge Frau hat sich dabei dem Weg der kleinen Schritte verschrieben. Auch Engagement zählt dazu und da hat Etter reichlich zu geben. Etwa Texte Korrektur lesen oder einen Infostand organisieren, wie sie es für das feministische Kultfestival gemacht hat, das vergangenes Jahr in Feldkirch stattfand. Oder die ehrenamtliche Mitarbeit in der Mediathek vom Verein Go West und der Aufbau einer Bibliothek für Jugendliche. All das spiegelt sich in Jasmine Etters literarischen Texten wider. Denn so wie das Jahr begonnen hat – mit erfolgreichen Veröffentlichungen – wird es auch enden. „Im Dezember kommt in einer queerfeministischen Science-Fiction- und Fantasy-Zine ein Text von mir, aber dazu kann ich noch nicht mehr sagen“, brennt sie schon auf das Ergebnis. CRO

„Schreiben ist eine der schönsten Arten sich auszudrücken.“

Regelmäßig gestaltet Etter Workshops für Jugendliche auch zu Themen Fake News, Mediennutzung und Cybermobbing.
Regelmäßig gestaltet Etter Workshops für Jugendliche auch zu Themen Fake News, Mediennutzung und Cybermobbing.
Schon als Kind füllte die 34-jährige Lustenauerin ganze Schulhefte mit ihren Geschichten.
Schon als Kind füllte die 34-jährige Lustenauerin ganze Schulhefte mit ihren Geschichten.
„Bregenz brennt“ ist im Juni 2022 in „Litrobona. Zeitschrift für Literatur“ veröffentlicht worden.
„Bregenz brennt“ ist im Juni 2022 in „Litrobona. Zeitschrift für Literatur“ veröffentlicht worden.

Zur Person

Jasmine Etter

Geboren 29. September 1987

Ausbildung Lehre der Buch- und Medienwirtschaft, Bachelorstudium Soziale Arbeit in Dornbirn, Masterstudium Gender, Kultur und Sozialer Wandel in Innsbruck

Engagement Junge Szene der Literatur Vorarlberg, Schreibwerkstätten im W*ORT Lustenau, beim feministischen Kollektiv Drei Schwestern in Feldkirch,

Hobbys Schreiben, Natur, Pen- and Paper-Spiele;